Essen. . Der Einzelhandel fürchtet Einschränkungen durch eine geplante Gesetzesänderung der Landesregierung, die künftig weniger verkaufsoffene Sonntage in den Stadteilen ermöglichen könnte. Der Einzelhandelsverband will die Regelung lassen, wie sie ist.
Wer auch sonntags shoppen gehen will, hat dazu in Essen Stadt reichlich Gelegenheit. Im Mai öffnen die Läden gleich an vier Sonntagen. Ja, beim Blick auf den Veranstaltungskalender gewinnt der Kunde schnell den Eindruck: In irgendeinem Stadtteil ist er auch am siebten Tag der Woche König. Der Landesregierung geht so etwas offenbar zu weit. Schon im Koalitionsvertrag hat Rot-Grün festgeschrieben, „die Aushöhlung des Sonn- und Feiertagschutzes zu korrigieren“. NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider hat es erst dieser Tage wieder auf die Agenda gesetzt, angestoßen durch einen geplanten verkaufsoffenen Sonntag in Ostwestfalen am 1. Mai. „Das wäre der erste verkaufsoffene Tag der Arbeit in Nordrhein-Westfalen“, zürnt der Sozialdemokrat.
Interessenvertretern des Einzelhandels schwant nichts Gutes
Tatsächlich machen sie in Düsseldorf hinter den Kulissen bereits ernst. Das Wirtschaftsministerium hat diverse Akteure zum Thema Ladenöffnungszeiten befragt, Industrie- und Handelskammern, Einzelhandelsverbände... - ergebnisoffen, wie eine Sprecherin betont. Noch vor der Sommerpause soll der Landtag sich mit einer möglichen Gesetzesänderung befassen.
Interessenvertretern des Einzelhandels schwant da nichts Gutes. Wohin die Reise gehen könnte, deutet sich in der ein oder anderen Frage an. So fragt das Ministerium auch ab, ob sich durch die Ladenöffnungszeiten der Bedarf nach Kinderbetreuung geändert hat und ob es Einschränkungen bei ehrenamtlicher Tätigkeit gibt.
Stadtteile wären die Leidtragenden
Derzeit lässt die Gesetzeslage vier verkaufsoffene Sonntage zu, pro Stadtbezirk wohl gemerkt, wovon nicht alle Gebrauch machen. Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IGR), fürchtet, dass es in Zukunft eher weniger sein werden, und das zu Lasten der Stadtteile. Sie wären die Leidtragenden, sollten sich gesetzliche Beschränkungen nicht mehr auf Stadtbezirke beziehen, sondern auf das Stadtgebiet. „Wer kommt schon gegen die Innenstadt an“, fragt Krane.
Für die Stadtteile seien verkaufsoffene Sonntage „beste Werbung“, pflichtet Leon Finger, Vorsitzender des Initiativkreises City-Steele, bei - und ein Wirtschaftsfaktor zudem. Je nach Branche seien dies die umsatzstärksten Tage.
Einzelhandelsverband und Essen Marketing Gesellschaft wolle es lassen wie es ist
Kommende Regelungen werden sich „an Größe und Struktur“ der Kommune orientieren, heißt es vage im Koalitionsvertrag. Einzelhandelsverband und Essen Marketing Gesellschaft (EMG) sprechen sich dafür aus, es zu belassen, wie es ist. „Wir halten die gültige Regelung für sehr gut“, sagt EMG-Chef Karl-Heinz König. „Die Resonanz auf die verkaufsoffenen Sonntage bestätigt das.“
Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, verweist auf die Konkurrenz durchs Internet, durch Outlet-Center in den benachbarten Niederlanden und nicht zuletzt durch Trödelmärkte an Wochenenden, auf denen längst Waren aller Art zu haben sind.