Gelsenkirchen. Mit der Eröffnung der Mini-Fußballanlage an der Leipziger Straße begannen die Probleme. Anwohner beschweren sich, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene dort den Abend und die Nacht zum Tage machen. Inzwischen füllen Protokolle und Schreiben an die Stadt eine dicke Sammelmappe.
Die eine Seite hat ein dauerndes Problem – die andere Seite hat das Problem erkannt und ist um Abhilfe bemüht. Allerdings: Die Fronten scheinen verhärtet.
Grund des Übels für die Anwohner der Leipziger Straße in direkter Nachbarschaft der Gemeinschaftsgrundschule ist die dort Ende 2008 in Betrieb genommene Mini-Fußballanlage, die der Deutsche Fußballbund dem WM-Spielort Gelsenkirchen gegönnt hatte.
„Wir Anwohner sind darüber im Vorfeld nicht informiert worden“, sagt Heinz Böker, Sprecher der fast 50-köpfigen Nachbarschaftsgruppe. Mit dem Ausbleiben rechtzeitiger Auskünfte über die Veränderung auf dem Schulgelände hätten die Anwohner ja noch leben können. Schließlich hatten hier immer Kinder gespielt.
Wachsende Aggressionsbereitschaft
Und es hatte nie Probleme gegeben. Mit der Eröffnung der Vorzeige-Sportfläche allerdings begannen die. Und zwar, wie Böker sagt, ganz massiv. Den Kindern würden Jugendliche, den Jugendlichen Erwachsene folgen, die Abend und Nacht zum Tage machten. Immer mehr Leute aus anderen Stadtteilen, immer mehr Lärm, aber auch wachsende Aggressionsbereitschaft der ungebetenen Besucher versetzten die Anwohner zusehends in Angst und Schrecken. Böker bringt es so auf den Punkt: „Seit der baulichen Veränderung ist hier die Lebensqualität im Eimer.“
Inzwischen füllen Protokolle und Schreiben an die Stadt eine dicke Sammelmappe. Knapp ein Jahr nach Eröffnung der DFB-Minifußballanlage berichteten die Anwohner in einem Schreiben an Oberbürgermeister Frank Baranowski über die ununterbrochene Frequentierung der Anlage bis in die späten Abendstunden.
„Das Gehämmer durch Ballschüsse gegen die Bande und das permanente, überlaute Gegröle der Anwesenden wurde unerträglich“, schrieben sie und baten: „Bitte nehmen Sie unseren Protest sehr ernst.“ Heinz Böker betont auch heute ausdrücklich: „Wir wollen den Streit nicht auf dem Rücken der Kinder austragen.“ Aber man erwarte Hilfe von der Stadt. Das ging auch aus einem WAZ-Bericht im Sommer 2010 hervor.
Von der Polizei enttäuscht
Hilfsversuche gab es auch – was aus Sicht der Betroffenen allerdings an der Situation nachhaltig nichts änderte. Die Stadt stellte ein Schild mit klar definierten Nutzerregeln und -zeiten auf. Das Schalker Stadtteilbüro wurde eingeschaltet, die Gafög entsandte Mitarbeiter als Ordnungsstreife. Allein, nichts passierte. Auch von der Polizei sind Böker, selbst pensionierter Polizeibeamter, und seine Nachbarn enttäuscht. Das Spielfeld sorgt bis heute für Zündstoff. Die Anwohner haben den Kaffee auf, wollen die Stadt jetzt verklagen.
Was Alfons Wissmann, Referatsleiter Erziehung und Bildung gleichermaßen akzeptiert wie bedauert. „Wir sind sehr an einem Gespräch interessiert“, sagt er. Das habe sein Referat auch dem Anwalt der Anwohner mitgeteilt. „Wir wollen die Möglichkeiten für Kinder nicht zurückfahren.“ Um das Spielfeld will die Stadt einen hohen Zaun bauen. Mit verschließbarem Tor. „Natürlich kann man mit einem Zaun keine sozialen Probleme lösen“, meint Wissmann mit Blick auf „Besucher“, die damit ganz bewusst ausgeschlossen werden. Grundsätzlich bedauere man die Entwicklung.