Gelsenkirchen. . Fußball spielen oder lernen? Hausaufgaben machen oder lieber auf dem Bolzplatz neuen Dribbeltechniken üben? Die Entscheidung ist für viele Kinder leicht. Doch was ist, wenn das „oder“ wegfällt?
Fußball spielen oder lernen? Hausaufgaben machen oder lieber auf dem Bolzplatz neuen Dribbeltechniken üben? Die Entscheidung ist für viele Kinder leicht. Doch was ist, wenn das „oder“ wegfällt?
So geschehen an der Gemeinschaftsgrundschule Carl Sonnenschein in der Leipziger Straße in Schalke: Hier startete im Februar das Projekt „Fußball trifft Kultur“. Gemeinsam mit der Stadt, „Schalke hilft!“ und Litcam (Frankfurter Buchmesse) ist es der Schule gelungen, Schüler durch Fußball zum Lernen zu motivieren.
Modell stammt aus England
Kultur und Sport? Passt das irgendwie? Die Antwort fand die Stadt in einem Modell aus England. „Dort fordern Trainer ihre Schützlinge nebenbei zum Lernen auf - und es fruchtet“, so Kultur- und Sportdezernent Manfred Beck. „Gelsenkirchen ist eine Stadt, die ihren Schwerpunkt auf Bildung setzt und gerne mit solchen Projekten fördert“, sagte Beck.
Aber was ist das eigentlich für ein Projekt? Jagen die Kinder mit Büchern in der Hand dem Ball hinterher und rufen sich bei jedem Pass eine neue Vokabel zu? Nein, ganz so exotisch ist es nicht.
Besondere Förderung für sozial schwache Kinder
Schon in Hamburg, Berlin und Frankfurt traf Fußball erfolgreich auf Kultur. Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen wurde so eine besondere Förderung ermöglicht. Auch in Schalke haben sie zweimal pro Woche Fußballtraining und eine Stunde Ergänzungsunterricht bei einer Sprachförderlehrerin. „Natürlich ist der Fußball attraktiver als der Deutschunterricht“, sagte Janine Akueson, stellvertretende Schuldirektorin, „aber generell bringen die Kinder viel Spaß mit. Das Projekt ist zum Selbstläufer geworden.“ Ausgewählt wurden die 25 Kinder der 2. und 3. Klasse durch ihre Lehrer. „Während die Anmeldung noch freiwillig war, ist die regelmäßige Teilnahme Pflicht und wird auf dem Zeugnis vermerkt“, erklärte Karin Plötz, Geschäftsführerin von Litcam.
"Schalke hilft!" unterstützt bei den Kosten
Bei den Kosten (ca. 1000 Euro pro Kind pro Schuljahr) unterstützt „Schalke hilft!“. „Wir freuen uns, wenn wir sinnvolle Projekt fördern können, die Bildung und Chancengleichheit ermöglichen“, sagte Geschäftsführer Moritz Beckers-Schwarz. Sie wollen das Projekt langfristig fördern. Denn auch die Erfolge sind auf die Zukunft gerichtet. „Die soziale Kompetenz wird gestärkt und taucht irgendwann in der Biografie auf“, so Jugendamtsleiter Alfons Wissmann. Aber auch kleine Erfolge sind zu erkennen: Zum Beispiel, wenn die Kinder eigenständig die Fußballteams organisieren.
Als Schirmherr konnte neben Ex-Schalker Olaf Thon auch Sportjournalist und Kinderbuchautor Ullrich Potofski gewonnen werden. Er ist selbst in Schalke aufgewachsen, hat die Carl Sonnenscheinschule besucht. Sein Anliegen ist klar: Kinder sollen wieder mehr lesen. „Fantasie gehört zum Fußball dazu. Sonst kann man keinen 50-Meterpass schießen. Und Fantasie lernt man nicht an der Playstation, sondern, indem man sich die Szenen selbst ausmalt“, so Potofski.