Gelsenkirchen.
Ein Nachlass beflügelt das Museum. Die zarten „Lichtflügel“ von Zero-Künstler Heinz Mack gehören ab sofort zum Sammlungsbestand des Kunstmuseums Gelsenkirchen. Diese Schenkung ist nur eine von mehreren hochkarätigen Neuzugängen. Drei davon sind zurzeit ausgestellt.
Andere Schenkungen werden im Laufe des nächsten Jahres präsentiert, wenn sie in die jeweiligen Ausstellungsprojekte passen, sagt Museumsleiterin Leane Schäfer, die sich gestern zusammen mit dem Kulturdezernenten der Stadt, Dr. Manfred Beck, über die neuen Exponate freute.
Gerade angesichts zahlreicher sozialer Schwierigkeiten in Stadt und Region sei es wichtig, so Beck, die Kunst an den Menschen zu bringen: „Darum haben wir es auch bis heute geschafft, das Kunstmuseum ohne Eintritt zugänglich zu machen.“
Ein Strudel der Poesie
So kann sich ab sofort auch jeder ein Bild machen von den künstlerischen Neuzugängen. Mindestens bis zum Frühjahr sind die Arbeiten im Erdgeschoss zu bewundern. Und eines davon kann sogar in Bewegung gesetzt werden. Mit einem Fußtritt lässt sich der Schalter bedienen und das kinetische Objekt des Gelsenkirchener Künstlers Christian Nienhaus setzt sich schwungvoll in Bewegung.
Das Objekt aus dem Jahre 2005 ist eine Schenkung des Lüttinghoff-Verlages, die Michael Otterbein gestern offiziell ans Museum übergab. Christian Nienhaus schuf das Objekt als Hommage an einen früh verstorbenen Künstlerfreund. Es trägt den Titel „Hannes und die Künstler“. Das kreisrunde Objekt in kräftigen Dschungelfarben ist überzogen mit dem Gedicht „Die Künstler“ von Friedrich Schiller.
Wenn sich die Scheibe nach Schalterbedienung in eine Drehbewegung versetzt, dann wirken die poetischen Gedichtzeilen wie ein Strudel, in die das Auge hineingezogen wird. Wer zudem den Mittelpunkt der kreisenden Scheibe ein paar Sekunden lang fixiert und dann auf die weiße Wand daneben blickt, der unterliegt einer wunderbaren Illusion, denn dort dreht sich die Scheibe plötzlich weiter.
Christian Nienhaus zählte mit einer raumgreifenden Kinetikarbeit zu den Teilnehmern der „Jahresschau Gelsenkirchener Künstler 2011“.
Farbe sichtbar machen
Eine weitere attraktive Schenkung kommt von der Künstlerin Gertrud Maria Viegener, die sich mit Farbmetamorphosen auseinandersetzt. In einer Komposition aus drei Flächen zu jeweils acht Quadraten changieren zarte Farbtöne in vertikalen und horizontalen Linien. „Was ich versuche“, sagt die in Siegburg lebende Malerin, „ist es, Farbe sichtbar zu machen.“ In dieser „Lichtwand“ betitelten Arbeit visualisiert sie Töne in ganz lichten, dünn-verwässerten Spuren. Wer sich in diese reduzierte Arbeit vertieft, bekommt einen nahezu sphärischen, schwebenden Eindruck. Die Farbe wirkt nahezu entmaterialisiert und magisch. Gertrud Maria Viegener war 2006 eine Einzelausstellung im Kunstmuseum gewidmet.
Zwischen der leuchtend bunten Arbeit von Nienhaus und der zarten Farbigkeit von Viegener fällt der Blick auf das dunkle Wandobjekt von Heinz Mack. Auf schwarzer Fläche entfaltet sich ein zarter Flügel aus filigranem Metallgeflecht. Ein wertvolles Stück aus dem Jahre 1966 aus dem Nachlass einer Hertener Kinetikfreundin, das hervorragend in die Sammlung passt.