Gelsenkirchen. . KAB-Diözesanreferent Wolfgang Heinberg hat sich elf Tage lang in Nicaragua aufgehalten, um sich bei den dortigen Partnern über die Entwicklung der gemeinsamen Projektarbeit zu informieren.
„In Nicaragua gibt es zwei Jahreszeiten: heiß ohne Regen und heiß mit Regen.“ Sagt Wolfgang Heinberg. Er blieb bei seinem elftägigen Aufenthalt in Mittelamerika vom Regen verschont, hat die zerstörerische Gewalt der Natur allerdings anhand vieler Spuren mit eigenen Augen gesehen.
In seiner Eigenschaft als Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) des Bistums Essen hat sich der Gelsenkirchener CDU-Politiker gemeinsam mit KAB-Referent Meinrad Rupieper mit zwei Projektpartnern in Nicaragua getroffen.
Mit der MTC, also der dortigen KAB, und der Bürgerinitiative Miobra arbeitet die KAB seit Jahren zusammen. Allein in den vergangenen drei Jahren flossen laut Heinberg rund 50 000 Euro Spendengelder – auch aus Gelsenkirchen mit seinen 2000 KAB-Mitgliedern – in unterschiedliche Projekte.
Frauen helfen "Nein" zu sagen
Eines ist die Frauengruppe, die die MTC mit Spenden aus dem Bistum Essen aufgebaut hat. „Zwei von drei Frauen in den Armenvierteln sind von häuslicher Gewalt betroffen“, sagt Heinberg. Und nahezu jedes zweite weibliche Kind unter 14 Jahren habe bereits Gewalt durch männliche Angehörige erfahren. Die Frauen und Mädchen sollen lernen, sich selbst zu behaupten, stark zu sein und „Nein“ zu sagen. „Was in einer höchstgradig männlich geprägten Kultur umso schwieriger ist“, meint der Gelsenkirchener.
Aus den Spendenmitteln werden ferner Mikrokredite finanziert. Damit Menschen beispielsweise Saatgut für den Wassermelonen-Anbau erwerben können. Auch der Unwetterschutz kommt zum Tragen. Wenn etwa aus Spendengeldern einfache aber stabile Dachkonstruktionen gebaut werden, unter denen Familien mehr Schutz genießen als in den primitiven Hütten, die bei jedem Windzug zusammenzubrechen drohen.
In Camino Real am Nicaragua-See haben Heinberg und Rupieper fünf Tage lang in einer Armensiedlung bei den Ursulinen-Schwestern gelebt. „Das heißt, nur ein paar Stunden am Tag fließendes Wasser und begrenzt Strom.“ Ganz fremd waren Heinberg die Verhältnisse nicht. Bereits 2007 war er in Nicaragua, nachdem er 2005 die Verantwortung für internationale Projekte der KAB übernommen hatte.
Textilarbeiterinnen bekommen nicht einmal einen Euro Lohn pro Stunde
Unterstützung aus dem Bistum gibt es auch beim Aufbau einer christlichen Gewerkschaft. Wolfgang Heinberg berichtet von seinen Eindrücken einer Textilfabrik, einer Maquila. „Zehn bis zwölf Stunden arbeiten hier tausende Frauen ohne Arbeits- und Kündigungsschutz. 150 Dollar bekommen sie im Monat.“ Auf die Stunde runter gerechnet also ein Lohn im Cent-Bereich. Gleichwohl sei auch in der Textilindustrie in Nicaragua die Globalisierung angekommen. So würden die Frauen unter erbärmlichen Bedingungen beispielsweise für Marken wie Victoria Secret nähen ...
Ein anderes Projektfeld sind die Fischerei- und die Kaffee-Kooperative. Insgesamt 46 Familien stehen bereits hinter diesen Arbeitsgemeinschaften, die Arbeit und Auskommen gleichermaßen bieten. Der Kaffee-Kooperative – dahinter stehen allein 30 Familien – ist es nach Worten Heinbergs gelungen, Hotels als Käufer ihres hochwertigen Produkts zu gewinnen.
Allerdings brachte Heinberg auch die traurige Nachricht mit: In der Werkstatt Nueva Vida (neues Leben), in der die KAB die Ausbildung in verschiedenen Berufen mitfinanziert hat, haben Unbekannte zugeschlagen – und Maschinen wie Werkzeuge gestohlen. Das habe richtig weh getan.
WAZ-Aktion: Kinder in Guatemala