Mit einer Finanzspritze von 20 Millionen Euro durch die Stadt Gelsenkirchen – besser und richtiger: durch die städtische Gesellschaft für Energie und Wirtschaft GEW kann Schalke 04 erst einmal durchatmen, seinen Schuldenberg verkleinern und Lizenzauflagen erfüllen.

Die Stadttochter GEW wird ihrerseits größter Gesellschafter der Arena-Beteiligungsgesellschaft und gewährt der „Stadionfirma” zugleich einen Kredit von 10 Millionen Euro. Im deutschen Blätterwald füllte die Nachricht aus Gelsenkirchen ganze Seiten.

„Mit der jetzt gefundenen Lösung bin ich zufrieden”, erklärte Oberbürgermeister Frank Baranowski, der bei einer „Kennenlern”-Runde mit Magath & Peters vor Wochen erstmals mit dem Ansinnen der Schalker konfrontiert wurde. Für die Stadt, war allerdings klar: Sie selbst wird da nicht einsteigen können, um dem klammen Verein zu helfen. Aber eben die städtische GEW, die ohnehin schon mit 12 Prozent an der Stadion-Kommanditgesellschaft beteiligt ist. Nun hält sie über 50 Prozent. Sowohl der Rat in seiner nächsten Sitzung im November als auch der GEW-Aufsichtsrat müssen dem Vertrag allerdings noch zustimmen.

„Da wird kein Cent an Steuergeldern ausgegeben und kein Geld verschenkt und kein Kindergarten nicht gebaut”, versichert Gelsenkirchens Wirtschaftsdezernent Joachim Hampe, der am Donnerstagabend auch den Rat just bei seiner ersten konstituierenden Sitzung nach der Wahl über den „Schalke-Knaller” informierte. Parteikreise waren freilich längst im Vorfeld eingebunden und hatten grünes Licht gegeben.

Die GEW zögerte zunächst mit der Bestätigung des Vertrages mit Schalke, nachdem erste Informationen am Morgen durchgesickert waren. Noch fehlte die eigentlich abgesprochene offizielle Verlautbarung der Blau-Weißen.

Als die parallel zu einer mittäglichen Presserunde mit Schalke kam, bestätigte GEW-Chef Ulrich Köllmann das spektakuläre Finanzgeschäft: Die GEW kauft dem Verein Arena-Anteile ab und gewährt den 10-Mio-Kredit, der Schalke Geld in die Kasse spült. Das finanziert die Stadttochter aus Eigenkapital und mit eigenen Krediten. Unterm Strich, versichert Köllmann, rechnet sich das für die GEW auf den vereinbarten Zehn-Jahreszeitraum und verspricht eine „angemessene Rendite”.

„Wir stellen einen wichtigen Player in der Stadt auf eine stabile Grundlage”, erklärt Wirtschaftsförderer Hampe das finanzielle Engagement der Stadttochter GEW, die bekanntlich mit insgesamt 90 Millionen Euro auch das zweite Gelsenkirchener Vorzeigeprojekt neben Schalke finanziert: Die Zoom-Erlebniswelt, die mit ihrer naturnahen Tierpark-Inszenierung mittlerweile eine Million Besucher im Jahr an die Emscher holt.

OB Frank Baranowski betont zugleich, dass der städtische Haushalt durch die Transaktion nicht belastet werde. Mit der Erhöhung an der Arena-Beteiligung vertiefe die GEW „eine erfolgreiche strategische Partnerschaft. Ein Engagement, das auch ökonomisch sinnvoll ist”.

Schalke, die Arena und der sie umgebende Arena-Park als attraktives Gewerbeareal, mit dem die Stadt auch auf Immobilienmessen wirbt, sei für Gelsenkirchen Imagefaktor und Wirtschaftsstandort zugleich, unterstreicht Hampe und verweist allein auch auf die 800 Arbeitsplätze im Umfeld der Schalker Arena. „Strukturpolitische Zielrichtung” nennt die GEW daher auch ihr Engagement bei Schalke. „Wir greifen aber nicht ins operative Geschäft ein und stehen auch nicht auf dem Trainingsplatz”, so Köllmann. Immerhin, in der Stadiongesellschaft ist die GEW jetzt Mehrheitsgesellschafter. Keine Sorgen macht sie sich, dass sie damit auch möglicherweise deren Verbindlichkeiten von 113 Mio Euro in die eigenen Konzern-Bücher aufnehmen muss, die Schalke jetzt ausbuchen kann.

Aus Gelsenkirchens Parteienlandschaft, in der viele ausgewiesene Schalke-Fans aktiv sind und in der Gremiensitzungen auch schon mal für internationale Schalke-Kicks verschoben wurden, ist weitgehende Zustimmung zu vernehmen. „Uns geht es vor allem um den Standort der Arena mit seinen vielen Arbeitsplätzen. Es ist richtig, dass wir helfen”, erklärt der SPD-Fraktionschef Klaus Haertel, zugleich Vorsitzender des GEW-Aufsichtsrates. Und der Grünen-Fraktionschef Peter Tertocha sieht lieber „einen einheimischen statt einen auswärtigen Investor” in der Arena-Gesellschaft. CDU-Fraktionschef Werner Wöll sprach von einer für die Stadt wichtigen und richtigen Entscheidung.