Gelsenkirchen. . Die Fachhochschule Gelsenkirchen hat bei einem Internet-Check festgestellt, dass diverse Großfirmen nicht in der Lage sind, sich gegen das Eindringen von Hackern zu schützen. Wie Privatleute sich absichern können, erklärt Dr. Norbert Pohlmann.

In Sekundenschnelle einmal um die ganze Welt und zurück: Mit dem Internet ist das möglich. Doch die große Freiheit des „World Wide Web“ birgt auch Gefahren, die man vor der Erfindung des Internets noch gar nicht kannte. Und immer mehr Langfinger arbeiten inzwischen einfach von zu Hause aus - mit ihren langen Fingern an der Tastatur ziehen sie anderen Internetnutzern ihr Geld aus der Tasche.

„Die Schadsoftware, mit der Internetkriminalität betrieben wird, so genannte Malware, holen wir uns beispielsweise durch E-Mails auf unsere Rechner. Deshalb sollte man ganz genau aufpassen, von welchem Versender eine E-Mail stammt, bevor man sie öffnet“, erklärt Dr. Norbert Pohlmann, der Professor für Internetsicherheit an der Fachhochschule Gelsenkirchen ist.

Malware kann gefährlich werden

„Wenn Sie sich ein Foto ansehen, das einer Mail angehängt wurde, dann kann zeitgleich die Malware auf ihrem Computer installiert werden - ohne dass Sie etwas davon mitbekommen, weil für die Programmierung intelligente Software benutzt wurde“, warnt der Fachmann. „Etwa jeder 25. Rechner ist bereits mit einer solchen Malware infiziert. Und das kann ganz schön gefährlich werden. Denn wenn Kriminelle auf diesem Wege Ihren Rechner benutzen, um illegale Geschäfte abzuwickeln oder Spams zu verschicken, dann machen Sie sich als PC-Besitzer mit strafbar“, sagt Pohlmann.

Inzwischen werde Schadsoftware auch immer öfter dazu genutzt, um sich illegalen Zugang zu E-Mail-Adressen und Passwörtern zu verschaffen - so wie es jüngst im Fall von Sony oder Rewe geschah. „Als Internetnutzer denken Sie vielleicht, sie tragen sich nur in eine Datenbank ein, um Sammelbilder zu tauschen. Doch wenn die Programmierer der Seite nicht genug Augenmerk auf die Internetsicherheit gelegt haben, dann haben Hacker leichtes Spiel und können nicht nur Ihre E-Mail-Adresse, sondern auch gleich das Passwort dazu erspähen“, so der Professor. „Dazu kommt dann noch, dass viele für alle Internetbereiche das gleiche Passwort benutzen. Da haben Kriminelle dann leichtes Spiel.“

Probleme ins Bewusstsein rufen

Schon deshalb sei es wichtig, mehrere Passwörter einzusetzen und diese regelmäßig zu ändern. „Und man sollte Virenscanner und Firewalls regelmäßig updaten“, betont der FH-Professor, der den Computernutzern diese Probleme ins Bewusstsein rufen will. „Viele wissen gar nicht, an welchen Ecken Gefahren lauern“, sagt er. Das gelte übrigens nicht nur für private Internetnutzer, sondern auch für Unternehmen.

„Wir verfügen hier am Institut für Internetsicherheit über Messmethoden, mit denen man etwa ermitteln kann, wie schnell Firmen bekannte Sicherheitslücken auf ihren Internetseiten schließen, wenn Software-Schwachstellen bekannt werden. Bei unserem letzten Testdurchlauf hatten 67 Prozent der von uns untersuchten Unternehmen die Sicherheitslücke nach vier Wochen geschlossen. Aber 23 Prozent, darunter eine große Hotelkette, eben nicht.“ Oft fehle es nicht nur an Problembewusstsein, sondern auch an Fachkräften, die für die Internetsicherheit sorgen. Und diese Lücke will die Fachhochschule an der Neidenburger Straße jetzt schließen: Mit einem neuen Masterstudiengang für Internetsicherheit, der ganz gezielt Informatiker für den Bereich IT-Sicherheit ausbildet.

Schon jetzt ist klar: wer diesen Studiengang absolviert, wird weltweit gefragt sein. „Besonders die IT-Abteilungen großer Unternehmen werden in Zukunft nicht mehr ohne Spezialisten für Internetsicherheit auskommen“, schätzt Pohlmann, der Internetkriminellen mit seiner Forschung immer einen Schritt voraus sein will.

Thema "Cyberwar" wird wichtiger

Auch der Krieg der Zukunft wird nicht mehr unbedingt auf dem klassischen Schlachtfeld ausgetragen, gibt Professor Norbert Pohlmann von der Fachhochschule Gelsenkirchen zu bedenken: „Das Thema Cyberwar wird immer wichtiger“, sagt der Computer-Experte. „Immer mehr Bereiche unseres öffentlichen Lebens werden doch inzwischen per Computer gesteuert“, erklärt er dann: „Aus Wasserwerken oder Atomkraftwerken ist die Computertechnik heutzutage überhaupt nicht mehr wegzudenken.“

Umso wichtiger sei es allerdings auch für Regierungen und öffentliche Stellen, die Internet-Sicherheit im Auge zu behalten. „Mit geschickter Manipulation der Rechner von außen könnte man die komplette Strom- oder Wasserversorgung einer Region oder eines Landes ganz gezielt ausschalten. Denken Sie nur an die Cyber-Attacke auf das Buschehr-Atomkraftwerk im Iran, bei der unbekannte Hacker das Betriebssystem mit einem Computerwurm lahmgelegt haben. Die Iraner haben dadurch rund zwei Jahre verloren bei ihrem Vorhaben. Mit Blick auf solche Attacken ist es wichtig, dass Nationen sich um die Internetsicherheit Gedanken machen. Man muss den Hackern eben immer einen Schritt voraus sein“, sagt Professor Pohlmann.

Regelmäßiger Austausch

Der Stuxnet-Computerwurm, der das iranische Atomkraftwerk befallen hatte, wurde übrigens von deutschen Computerexperten geortet. Und das war laut Pohlmann kein Zufall: „Was die Internetsicherheit angeht, sind unsere Fachleute in Deutschland weltweit führend. Das ist ein echter Exportschlager, um den uns andere Länder beneiden.

Und genau auf diese Chance sollten wir setzen. Wir werden in Deutschland, was die Entwicklung von Computersoftware angeht, niemals mit den USA und ihrer Silicon-Valley mithalten können. Aber bei der IT-Sicherheit schon. Das können wir nämlich besser“, betont der FH-Professor, der sich regelmäßig auf internationalen Konferenzen mit Kollegen aus aller Welt austauscht. Wer sich für den neuen Master-Studiengang „Internetsicherheit“ an der Fachhochschule Gelsenkirchen einschreiben will, sollte ein Studium mit Informatikschwerpunkt mit dem Bachelor- oder Diplom-Abschluss in der Tasche haben.

20 Studierende starten

Anmeldungen sind für das Wintersemester bis zum 15. September möglich. Wie man sich genau bewirbt und nach welchen Kriterien die Studierenden für den Masterstudiengang ausgesucht werden, kann man im Internet nachlesen auf www.fh-gelsenkirchen.eu.

„Es können sich auch Studierende bei uns melden, die noch kein Bachelorzeugnis haben, denn dies müssen sie erst im Dezember nachweisen“, erklärt Professor Dr. Norbert Pohlmann, der den Studiengang betreut. Rund 20 Studierende sollen zum Wintersemester in den neuen Masterstudiengang starten. „Die Zahl ist so stark begrenzt, weil wir sehr praxisbezogen arbeiten, und nur so können wir optimale Studien- und Betreuungsmöglichkeiten verwirklichen“, erklärt der FH-Professor.