Gelsenkirchen. .
Die Kunst braucht Raum – Claudia Lüke hat ihn gefunden: Ihr neues Atelier steht in der Schalker Luitpoldstraße. Wenn im Dezember Dirk Schattner, der Regisseur der Internet-Oper, am MiR ein Symposium anveranstaltet, rückt abends die Crew bei ihr an.
Links und rechts groß bemessene Fenster, dazwischen ein gewaltiges gläsernes Portal, das zum Betreten der hellen Innenräume geradezu einlädt: Das teilsanierte und umgebaute Haus Nummer 50 wirkt in der Luitpoldstraße – nein, eben nicht wie ein Fremdkörper.
Eher wie eine Verheißung, wie ein Versprechen, dass dieser Teil von Schalke in nicht allzu ferner Zukunft neu belebt, von frischem, positivem Geist durchweht wird. Zu der Offenheit, die Haus Nummer 50 atmet, passt das „offene Atelier“, das Claudia Lüke hier, unmittelbar neben dem neuen Schalker Stadtteilbüro, betreiben will.
Am vergangenen Samstag ist die Gelsenkirchener Künstlerin hier eingezogen. Vergessen das alte, beengte Altelier in der Bokermühlstraße. Auf zwei durch eine Wendeltreppe verbundenen Ebenen ist nun alles licht, großzügig. „Ich bin froh“, sagt sie, „dass ich zum ersten Mal in meinem Leben Bilder hängen kann.“ In der Tat: die aus der Entferung aquarellhaft wirkenden Ge-mälde in Tusche, Pigmentfarben, Schellack (u.a. eine „Nordstern“-Serie als Teil ihres an der Finanzierung durch die Ruhr.2010 gescheiterten Kulturhauptstadtprojekts), ihre phantasievollen Arbeiten auf Aluminium, in denen der aufmerksame Betrachter immer wieder exzellent eingebrachte Zitate aus der Renaissance (Dürer, da Vinci, Michelangelo) entdecken kann, die dreidimensionalen Alu-“„Kostüme“ heben das Atelier nachgerade in den Rang einer Galerie. Doch der 48-Jährigen, die am liebsten so schnell wie möglich auch eine kleine Wohneinheit im gleichen Haus beziehen würde, ist weniger an einer eindrucksvollen Werkschau gelegen als am Werken, am Arbeiten.
Und für diese Arbeit, die künftig für alle deutlich nach außen sichtbar mitten im Stadtteil stattfinden wird, ist ist endlich genug Platz vorhanden. Für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (im Rahmen von Projekten wie MusE oder Kultur & Schule), die sie seit über 20 Jahren betreibt, die sie aber mittelfristig etwas zurückfahren will, um sich noch konsequenter ihrer eigenen Kunst, ihren eigenen Ideen widmen zu können. Claudia Lüke scheint von einer unstillbaren Neugier getrieben. Sie will Neues ausprobieren, andere Künstler und Genres einbeziehen, will ihre Kunstwelt um die eine oder andere Sphäre erweitern.
Dazu muss man auch nicht nur in Gelsenkirchen arbeiten. Sie würde gern mal in die USA gehen, vielleicht in Chicago ausstellen. Und in Gelsenkirchen? „Wichtig sind mir Leute, die woanders her kommen, die nicht im eigenen Saft schmoren“ sagt sie. Wenn im Dezember Dirk Schattner, der Regisseur der Internet-Oper, am MiR ein Symposium anveranstaltet, dann rückt abends die Crew bei ihr an. Und, das hat sie schon mit einer Übersetzerin eingestielt, im Vorfeld der Leipziger Buchmesse, die Serbien zum Thema hat, steht das Atelier für die Präsentation aktueller serbischer Literatur zur Verfügung. Alles ist in der Luitpoldstraße 50 willkommen -- nur nicht Routine.