Gelsenkirchen. .
Der Schock saß tief. Bei Schülern, Lehrern und Künstlern. Die „Muse“, ein Kinderförderprojekt der Menuhin-Stiftung, meldete Mitte Januar Insolvenz an.
Mit Folgen vor Ort. In den Klassenzimmern der Schulen blieben angefangene Kunstwerke liegen. Über Nacht hatte sich die Muse aus dem Staub gemacht.
Das wollten die Menschen in Gelsenkirchen nicht so ohne weiteres hinnehmen. Die Schüler nicht, die Lehrer und Künstler nicht. Sie schrieben Briefe, sie holten die Stadt ins Boot und Sponsoren und Förderer. Und sie haben es geschafft. In mehreren Schulen konnten Muse-Projekte zu Ende gebracht werden.
In der Ausstellungshalle des Halfmannshofes
Jetzt, zum Abschluss des Schuljahres, ist das Ergebnis zu sehen. In der Ausstellungshalle des Halfmannshofes wurde eine Ausstellung mit Hunderten von Schülerarbeiten und einem kleinen Theaterfest im Zirkuszelt eröffnet. Mit glücklichen Kindern und zufriedenen Pädagogen.
„Wir waren anfangs wie paralysiert“, erinnert sich Angelika Schlemo, Schulleiterin der Glückaufschule-Ückendorf, an die Nachricht von der Muse-Pleite. Sieben Gruppen nahmen allein an dieser Schule am Projekt teil, das auf Eis gelegt wurde. Die gleiche Katastrophenstimmung gab es an der Wiehagen-Schule oder der Friedrich-Grillo-Schule.
Insolvenz eines Vorzeigeprojektes
Dann aber kam Hilfe. Die Stadt sorgte dafür, dass angefangene Projekte beendet werden konnten: Sparkasse, ELE, Stadtteilbüro und andere Förderer halfen mit. Künstler wie Schauspielerin Margot Müller und die Künstler Heiner Szamida vom Halfmannshof und Sabine Leichner-Heuer konnten weiter mit den Kindern arbeiten.
Schüler machen Kunst
Und das, obwohl noch Honorare von der Menuhin-Stiftung ausstehen. Heiner Szamida zum Beispiel fehlen noch über 3500 Euro, Geld an das er noch zu kommen versucht. Viel Hoffnung hat er nicht. Der Halfmannshof-Künstler arbeitet seit Anfang der 90er mit Kindern zusammen, zunächst für die VHS, dann im Museum, schließlich seit 2005 für die Menuhin-Stiftung: „Der Kontakt der ehemaligen Schüler zum Halfmannshof ist bis heute geblieben“, beschreibt Szamida die Effektivität der Arbeit: „Dass so eine Stiftung, so ein Vorzeigeprojekt insolvent werden kann, hätte ich nie gedacht.“
Berufswunsch: Künstler
Das ging auch der Gelsenkirchener Künstlerin Sabine Leichner-Heuer nicht anders: „Vor allem die Kinder waren sehr traurig über das Aus.“ Und froh, dass sie doch noch bis Ende des Schuljahres weitermachen konnten. Pädagogin Schlemo: „Die Schüler arbeiten gerne mit den Künstlern, weil es keinen Leistungsdruck, keine Noten gibt. Jeder kann zeigen, was er kann.“
Und was sie können, zeigen sie in der Ausstellung. Da finden sich Installationen, die die Unterwasserwelt in bunten Farben festhalten, große Pappmaché-Köpfe und kleine Figuren in Setzkästen und jede Menge Automodelle aus Mausefallen. Sophie (9) und Melina (9) von der Glückaufschule sind stolz auf ihren bunten Pinguin, den sie kreiert haben. Und Melina hat zu den vielen Berufswünschen, die sie bereits hat, noch einen hinzugefügt: „Künstlerin.“