Gelsenkirchen. . Am Wochenende fand der Tag der Architektur in NRW statt. Auch in Gelsenkirchen gibt es Objekte, die interessierten Besuchern von Architekten erläutert wurden.
„Moderne Architektur ist das aus der richtigen Erkenntnis einer fehlenden Notwendigkeit erschaffene Überflüssige.“
Ein bisschen zynisch, aber dennoch nachvollziehbar beschrieb so der österreichische Schriftsteller Karl Kraus (1874- 1935) seinen Eindruck von moderner Architektur.
Überflüssig war die Errichtung des von Architekt Ulrich Sorhöfer entwickelten zweigeschossigen Wohn- und Bürogebäudes in der Leithestraße 57 in Ückendorf sicherlich nicht. Denn dem Bauherrn ist es nun nicht nur möglich ein modern gestaltetes Haus zu bewohnen, sondern dort auch arbeiten zu können.
Am „Tag der Architektur“, der am Wochenende in NRW stattfand, stellte Sorhöfer sein Objekt vor, informierte und zeigte Interessierten sein Werk. Doch einen Haken gab es bei der Besichtigung: Wegen eines Krankheitsfalls konnte das Gebäude nur von Außen besichtigt werden. Sorhöfer beantwortete dennoch alle Fragen der Besucher, die am Samstagmorgen den Weg nach Ückendorf fanden.
Vorbild für die Rhein-Elbe-Region
Warum genau dieses Gebäude am „Tag der Architektur“ vorgestellt wurde? Weil es als Vorbild für die Rhein-Elbe-Region gilt. „Auf dem alten Gebiet der Rhein-Elbe-Zeche besteht ein Mischgebiet - wohnen und arbeiten wird hier vereint. Bei dem Gebäude in der Leithestraße haben wir diese beiden Aspekte kombiniert“, so Sorhöfer.
Das Haus mit der Nummer 57 ist das erste dieser Art auf dem ehemaligen Zechengebiet, das direkt an den Sitz der Firma Tectum angrenzt, und soll „zukunftsweisend“ für die weitere Bebauung sein. Es hat jeweils 161 Quadratmeter Wohn- und Bürofläche sowie eine 127 Quadratmeter große Forschungshalle zu bieten. Zu erreichen sind alle Elemente über den mittigen Treppenhausturm. „Für den Bauherrn ist es sehr praktisch direkt an der Forschungsstelle zu sein“, sagt Sorhöfer.
Keine Schubladenarchitektur
Von Außen sieht es jedoch aus als hätte das Flachdachhaus lediglich eine sehr große Garage. „Für uns war es wichtig, dass wir etwas Neues konzipieren und keine Schubladenarchitektur machen. Daher haben wir die Nüchternheit der Vorgabe eines Flachdachbaus durch unterschiedliche Höhe, eine Dachneigung, die sich auch im Innern wiederfindet und einen Erker an der Fassade aufgelockert“, beschreibt Sorhöfer seine Arbeit. Rund ein Jahr hat sein Architekturbüro das Projekt begleitete, ehe es zur Jahreswende 2009/10 fertig gestellt wurde. „Wichtig ist auch, dass wir bei der gesamten Konzeption mit dem Bauherrn zusammengearbeitet haben“, sagt Sorhöfer, „zudem haben wir großen Wert auf die Qualität des Materials, beispielsweise bei der Dämmung, gelegt.“
Sowohl beim Bauherrn als auch bei der Stadt habe das Gebäude bereits großen Anklang gefunden und entpuppt sich als gelungenes Beispiel für moderne Architektur auf Gelsenkirchener Boden.