Gelsenkirchen. . Dr. Ulrich Peters ist der leitende Arzt des Schlafmedizinischen Zentrums am Gelsenkirchener St. Josef-Hospital. Anfangs wurde er noch belächelt, doch mittlerweile ist vielen die Wichtigkeit von medizinischer Behandlung von Schlafstörungen bewusst.
Vor 15 Jahren noch wurde Dr. Ulrich Peters (47) ausgelacht. „Du mit Deinem Schlaflabor“, habe es in seinem Umfeld durchaus schon mal abfällig geheißen.
„Das hat sich Gott sei Dank etwas geändert“, sagt der leitende Arzt des Schlafmedizinischen Zentrums am St. Josef-Hospital erleichtert. 500 Patienten mit Schlafstörungen lassen sich in Horst jedes Jahr verkabeln und über Nacht beobachten.
Einer von ihnen ist Sebastian Doetsch (21) aus Beckhausen, der in dieser Nacht „komplett verkabelt“ wird. Dass er einen problematischen Schlaf hat, war ihm gar nicht bewusst gewesen. Er sei wegen eines Problems mit seinen Ohren zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt gegangen. „Seine erste Frage nach dem Röntgen war: ,Sie schnarchen, oder?’“, erzählt der 21-Jährige. Daraufhin gab ihm der Arzt ein Polygraphie-Gerät mit, später dann eine Überweisung für das Schlaflabor.
"Kleine Schlaflabore" für zu Hause
„Die negativen Befunde faxen uns die erstbehandelnden Ärzte zu“, sagt Ulrich Peters über die Ergebnisse, die diese Polygraphie-Geräte liefern. Diese „kleinen Schlaflabore“ schnallen sich die Patienten zu Hause selber um die Brust und legen sich damit schlafen. Verschiedene Parameter werden so über Nacht geliefert: Langzeit-EKG, Sauerstoffgehalt, EKG, Schnarchgeräusche, Beinbewegungen, Nasenfluss, Brustkorb- und Bauchbewegungen. „Man sieht wirklich jeden Ein- und Ausatmer“, sagt der Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie (Lungenheilkunde) und Somnologie (Schlafforschung) und zeigt auf die Kurven vor sich auf dem Monitor, die mal mehr, mal weniger heftig ausschlagen. Das sind allerdings schon die tiefergehenden Daten, die das Laboreigene Polygraphie-Gerät während der ersten Nacht von Sebastian Doetsch im St. Josef-Hospital geliefert hat.
„20 bis 30, oder sogar 40 Atempausen pro Stunde – dann fangen wir sofort mit der Therapie an“, sagt Ulrich Peters. Typische Beschwerden, die auf Schlafapnoe – eben jene Atemaussetzer – zurückzuführen sein können, so der Labor-Leiter, sind Tagesmüdigkeit, Einschlafneigung, Sekundenschlaf, saures Aufstoßen, Unterdruck im Brustkorb und Überdruck im Bauch durch eine Enge im Rachen.
150 Sekunden Atempause
Auf 30 Atempausen pro Stunde kam Sebastian Doetsch in seiner ersten Nacht – ein „klarer Befund“. Durchschnittlich stockte ihm für 24 Sekunden der Atem, die längste Pause dauerte 98(!) Sekunden. Der „Rekord“ in seinen zwei Jahren im Schlaflabor, verrät der leitende Arzt, liegt bei 150 Sekunden.
„Ich bin schon seit längerer Zeit tagesmüde“, erkennt Sebastian Doetsch jetzt. Knapp 20 Kilogramm zu viel bringt der 21-Jährige auf die Waage. „Wenn ein Patient übergewichtig ist, schnarcht er fast sicher“, erklärt Dr. Peters. Das liege dann meist an einem kurzen und dicken Hals. In der zweiten sogenannten „Adaptionsnacht“ -- bekommt der Beckhausener über Nacht eine Polysomnographie-Maske aufgesetzt. Die presst bei Atemaussetzern automatisch Raumluft in seinen Rachen und zwingt ihn so zum Atmen. Mit den aufgezeichneten Daten wird dann eine Maske für den Patienten programmiert, die er fortan jede Nacht zu Hause benutzen muss. Doetsch: „Es wird ungewohnt sein, aber man muss ja an seine Gesundheit denken.“