Essen.. Atemaussetzer, zuckende Beine: Kurt Gethmann aus Essen hat sehr schlecht geschlafen. Tagsüber war er müde, fiel in Sekundenschlaf. Mittlerweile hat er seine Schlaf-Apnoe zum Teil in den Griff bekommen: „Ich bin ein neuer Mensch geworden.“

Kurt Gethmann (67) wachte morgens auf und sein Schädel brummte und dröhnte, als hätte er die ganze Nacht durchgezecht und gesoffen. Hatte er aber nicht. Und spätestens als der Huttroper für wenige Sekunden am Steuer einnickte – noch dazu auf der Autobahn – schrillten bei ihm die Alarmglocken.

Mehrere Arztbesuche später folgte die Diagnose: Schlafapnoe, also kurze Atem-Aussetzer im Schlaf, resultierend aus verengten Atemwegen und erschlafften Muskeln; häufig begünstigt durch Übergewicht und Fettgewebe an den Rachenwänden.

Gethmann ist einer von rund 2,5 Millionen Patienten in Deutschland, die unter Schlafapnoe (eingedeutschte Aussprache: Apnö) leiden. Jeder zehnte Deutsche hat nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) eine Schlaf-Störung, die behandlungsbedürftig ist.

Schnarchen führt zu Ehe-Problemen

Kurt Gethmann setzt abends eine Maske auf, die in seinem Rachenraum mit Hilfe von normaler Raumluft einen Überdruck erzeugt. Dieser sorgt dafür, dass die oberen Atemwege nicht verengen. „Früher waren die Geräte richtige Oschis, die ziemlich laut waren“, erinnert er sich. Doch das hat seine Frau nicht gestört. „Die schläft tief und fest“, sagt Gethmann.

Das ist nicht bei allen „Bettpartnern“ von Schlafapnoe-Patienten so. Häufig seien, ausgelöst durch lautes Schnarchen, Eheprobleme programmiert, wie Gethmann aus Gesprächen in seiner Selbsthilfegruppe weiß.

Betroffene meist männlich

Patienten mit Schlafapnoe sind meistens über 50 Jahre alt, männlich und leiden unter Tagesmüdigkeit und nicht selten unter Bluthochdruck oder Herzrasen, berichtet Dr. Isaak Moraidis, Technischer Leiter des Schlaflabors der Ruhrlandklinik am Westdeutschen Lungenzentrum in Essen. Sein Kollege von den Kliniken Essen-Mitte, Dr. Sven-Olaf Schneider, ergänzt: „Auch immer mehr Frauen und junge, schlanke Menschen leiden unter einer der rund 80 verschiedenen Schlafstörungen. Mittlerweile müssen Betroffene in der Ruhrland-Klinik zwei Monate auf einem Termin im Schlaflabor warten, in den Kliniken Essen-Mitte sei die Wartezeit etwas kürzer.

Perfekt schläft Gethmann immer noch nicht. Erst trockneten seine Schleimhäute durch die nächtliche Luftdruck-Zufuhr der Maske aus und dann kämpft er noch mit dem so genannten „Restless-Legs-Syndrom“. Seine Beine zucken im Schlaf unkontrolliert. „Ich könnte Medikamente nehmen, die Parkinson-Patienten bekommen.“ Die aber haben Nebenwirkungen, „die aufs Gemüt schlagen. Ich lasse meine Füße lieber wackeln“, sagt Gethmann und grinst.