Dorsten. .
Na, gut geschlafen? Nicht jeder wird an dieser Stelle eifrig mit dem Kopf nicken und einen aufgeweckten Eindruck machen. Immerhin fünf Prozent der Bevölkerung leidet an Schlafstörungen, wie Dr. Hermann Thomas, Schlafmediziner und Chefarzt der Pneumologie am St. Elisabeth-Krankenhaus, anlässlich des Tages des Schlafes im Gespräch mit der WAZ bestätigt.
Fehlender, und vor allem nicht erholsamer Schlaf kann krank machen. So krank, dass die Ursachen herausgefunden und die Folgen therapiert werden müssen. Um Schlafstörungen medizinisch auf den Grund zu gehen, hat das Elisabeth-Krankenhaus seit 1993 ein Schlaflabor eingerichtet. Zwischen 800 und 900 Patienten werden dort jährlich behandelt. Auf Schlaftiefe, Schlafzyklen und mögliche Störungen hin untersucht. „Vor allem das Schlafapnoe-Syndrom kann seit einigen Jahren nicht nur diagnostiziert, sondern auch behandelt werden“, macht Dr. Hermann Thomas Betroffenen Hoffnung. Bemerkbar macht sich das Syndrom vor allem an akuter Tagesmüdigkeit. Der Mensch ist schon beim Aufwachen wie zerschlagen, fühlt sich matt und unkonzentriert. „Und zwar mehr als normal“, beschreibt der Mediziner. „Das geht über eine reguläre Mittagsmüdigkeit hinaus.“
Übrigens ändert sich das normale Schlafverhalten im Laufe des Lebens: Der Säugling hat noch Polyphasen, schläft tags und nachts, der Erwachsene dagegen Monophasen, schläft nur nachts. Der alte Mensch dagegen kann auch mittags noch einmal zusätzlich ein Nickerchen gebrauchen. „Man kann sagen, im Durchschnitt schläft der Mensch acht Stunden“, sagt Thomas. Natürlich gibt’s auch Ausreißer nach oben und nach unten: „Es gibt Langschläfer, die brauchen halt ein wenig mehr“, lacht Dr. Hermann Thomas und führt als prominente Beispiele Goethe und Einstein an. Oder jene, die als Kurzschläfer schon nach vier Stunden wieder topfit sind. Siehe Napoleon.
Doch ob kurz oder lang: Der gesunde Schlaf sollte eine gewisse Architektur aufweisen. Im Klartext: Er sollte zyklisch verlaufen. Und zwar mit Einschlaf, Leichtschlaf, Tiefschlaf und Traumschlaf (Rem-Schlaf). Und diesen Zyklus sollte der Mensch möglichst vier Mal des Nachts durchlaufen (sorry: durchschlafen).
„Wer ständig zu wenig und vor allen Dingen nicht richtig schläft, bekommt über kurz oder lang gesundheitliche Probleme“, warnt der Schlafmediziner. Das fängt beim Bluthochdruck an: Der kann sich nachts nicht mehr absenken, ein Hochdruck kann die Folge sein. Beim gestückelten Schlaf (Schlafapnoe) drohen Herzrhythmusstörungen und eine Schädigung der Herzkranzgefäße.
„Natürlich gibt es noch viele weitere Gründe, warum Menschen nicht in den Schlaf finden“, weist Dr. Hermann Thomas auf das weite Feld hin. Psychische Probleme führt er als Beispiel an, oder verschiedene Erkrankungen des Nasensystems. Auch die Narkolepsie, ein so genannter Sekundenschlaf am helllichten Tag, zählt zu den Ursachen.
„Wichtig ist es, den Schlaf zu behüten und einen regelmäßigen Tages-Nacht-Rhythmus einzuhalten“, empfiehlt der Experte. Und: „Man sollte keine Arbeit mit ins Bett nehmen. Vor dem zu Bett gehen abschalten, keinen aufregenden Krimi gucken, Alkohol und Koffein meiden, nicht zu schwer Essen. Das Schlafzimmer ist wirklich nur zum Schlafen da.“