Lüdenscheid. .

Ist es nur Höflichkeit oder ehrliches Empfinden, wenn ein Mensch, der aus der chinesischen Region Schanghai stammt, betont, die Dahlerbrücker Naturnähe zu schätzen und das sogar mit den Worten „I love it!“ unterstreicht?

Man möchte es ihm abnehmen, dem sympathischen 40-jährigen Facharzt, der gemeinsam mit einer 39-jährigen Kollegin Ye Jinyan derzeit in der Lüdenscheider Lungenklinik dem leitenden Professor Dr. Joachim Lorenz auf die Finger schaut. Denn mit Blick auf das Programm ist klar, dass die beiden Hospitanten in den kommenden drei Monaten sicher nur wenig Zeit außerhalb des Krankenhauses in Hellersen verbringen werden. Und da kann die Nähe zur Natur schon einen besonderen Stellenwert in puncto Entspannung bekommen. Ein Glücksfall also, dass sie in Dahlerbrück Unterschlupf gefunden haben. Warum dort, das weiß Professor Lorenz allerdings auch nicht: „Wenn die beiden hier morgens pünktlich um halb acht auf der Matte stehen, haben sie bereits eine Stunde Fahrzeit im Bus hinter sich“, stellt er heraus, dass Lüdenscheid als Wohnort sicher besser gewesen wäre. Doch die Höflichkeit der Gäste nimmt jeden Anflug von schlechtem Gewissen ob der suboptimalen Unterkunft.

Angestoßen wurde der asiatische Besuch in Lüdenscheid durch die Organisation „Deutsch-chinesischer Technologie-Austausch“, eine halb staatlichen und halb privaten Einrichtung, wie Professor Lorenz erläutert: „Von dort kam eine Anfrage, ob wir die beiden Ärzte für drei Monate bei uns aufnehmen könnten.“ Diese Anfrage, sicher zurückzuführen auf den guten Ruf der Lüdenscheider Klinik und seines Leiters, wurde prompt positiv beschieden. Und nun haben die beiden Chinesen, die bereits Fachärzte für Lungenheilkunde, so genannte Pneumologen, in ihrem Land sind, nun bereits die ersten Arbeitstage in der Bergstadt hinter sich.

Pneumologie

Die Pneumologie umfasst die Prophylaxe, Erkennung und konservative Behandlung der Krankheiten der Lunge, der Bronchien, des Mittelfells (Mediastinums) und der Pleura.

Professor Dr. med. Joachim Lorenz ist Direktor der Klinik für Pneumologie weitere Gebiete seiner Abteilung (Innere II) sind die Infektiologie, Schlafmedizin und Internistische Intensivmedizin.

Erste Erfahrungen sind positiv, sogar mehr als das. Die beiden Chinesen hatten sich natürlich vorab per Internet über ihren vierteljährlichen Aufenthaltsort kundig gemacht und anscheinend waren die Erwartungen nicht so sehr hoch, denn Zhang Yong betonte: „Ich habe bisher hier schon mehr gelernt, als ich zuvor erhofft hatte.“ Professor Lorenz wundert das nicht: „Genau genommen ist China, auch in Sachen Medizin, ein Schwellenland. Der technische Fortschritt ist einfach noch nicht so weit wie bei uns.“

Und so gibt es für die beiden Ärzte aus Fernost auch in den kommenden Wochen viel zu sehen. Geplant sind Einblicke in die Atemphysiologie, das Schlaflabor, die Endoskopie und auch die Intensivmedizin, alles natürlich auf Lungenheilkunde beschränkt.

Den Dank für diese ungewohnte Weiterbildung haben die Besucher bereits ausgesprochen. Professor Lorenz erhielt gestern die Gegeneinladung, doch: „Ob er kommt, bleibt abzuwarten. Immerhin hat er hier so viel zu tun“, so Ye Jinyan. Lorenz quittierte das mit einem sanften Lächeln.