Gelsenkirchen. .

Es mag reiner Zufall gewesen sein, dass das Perinatalzentrum Gelsenkirchen an diesem Freitag den „Tag des Babyglücks“ ausgerufen hatte - genau einen Tag nach der Bundestags-Entscheidung zum Thema Präimplantationsdiagnostik (PID).

Anlass für diesen Infotag war allerdings nicht die aktuelle Diskussion, sondern der Zusammenschluss der Geburtshilfe und der Kinderklinik des Marienhospitals Gelsenkirchen und der Geburtshilfe des St. Marien-Hospitals Buer zum Perinatalzentrum Gelsenkirchen.

Frischgebackene und werdende Eltern waren eingeladen, sich mitten in der Stadt auf dem Heinrich-König-Platz über die medizinische Betreuung rund um die Geburt und über die Nachsorge zu informieren. Und während Moderatorin Steffi Neu (genau, das ist die mit Svenni-Hanni im WDR) auf der Bühne mit den Chefärzten Dr. med. Hans-Jürgen Venn, Dr. med. Marcus Lutz und Dr. med. Adalbert Waida und den Hebammen Barbara Aß und Hannelore Schneider über schwierige Geburten, Stillen und die Versorgung von extremen Frühgeburten diskutierte, hat die WAZ sich einmal umgehört zum Thema PID.

Meinungen zur Präimplantationsdiagnostik

Denn hier sind ja genau die Gelsenkirchener versammelt, die sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Thema Schwangerschaft und den damit verbunden Risiken beschäftigt haben. „Zum Thema PID habe ich ehrlich gesagt, noch keine eindeutige Meinung. Ich kann beide Seiten der Debatte gut verstehen“, sagt etwa Sabine Sombetzki, deren kleine Tochter Lena Marie (inzwischen 12 Wochen alt) 16 Wochen zu früh das Licht der Welt erblickte – mit einem Geburtsgewicht von 570 Gramm. Bärbel Springer, die in wenigen Wochen ihr Baby erwartet, betonte: „Auch der Einsatz einer PID ist noch keine Garantie für ein gesundes Baby. Ich würde so etwas nicht machen lassen. Aber jedes Elternpaar sollte die Möglichkeit erhalten, das selbst zu entscheiden.“

Dieser Meinung schloss sich Hannelore Schneider, die leitende Hebamme am MHB an: „Wenn man einmal eine Frau begleitet hat, die mehrere Kinder durch Fehlgeburten oder Totgeburten verloren hat, dann ist das keine Frage mehr . Die PID kann diesen Frauen einen unheimlichen Leidensweg ersparen.“

PID ist ein heikles Thema

Die beiden Chefärzte der Abteilung für Frauenheilkunde taten sich hingegen schwer mit einem klaren Votum. „Aber den Eltern sollte die Entscheidung ermöglicht werden, sonst gehen viele Paare für die PID ins Ausland“, so Dr. Adalbert Waida. „Ich sehe auf der einen Seite die Kinder mit den schweren Stoffwechselerkrankungen, die wenige Wochen nach der Geburt sterben. Ihnen und ihren Eltern kann die PID viel Leid ersparen. Andererseits steht da die Frage im Raum, ob man Mädchen wirklich die Chance auf Leben versagen soll, weil sie eventuell mit 40 oder 50 Jahren Brustkrebs entwickeln könnten. Der Gesetzgeber hat die Grenzen der PID meiner Meinung nach noch nicht klar genug geregelt“, ergänzte sein Kollege Dr. Hans-Jürgen Venn vom Marienhospital Gelsenkirchen.