Gelsenkirchen. Lug und Trug, wohin man schaut? Einen Spiegel hält das neue Projekt „Heavy Music – Cool Love“ des Balletts Schindowski unserer postmodernen Welt vor Augen und bringt den Besucher zum kritischen Nachdenken.

Wie tief ist unsere Gesellschaft schon gesunken? Wie steht es um Werte, den Glauben, unsere Moral? Durch die Augen der Hauptfigur Coco Jones (Christa Platzer), sieht diese Welt so aus: lieblos, verlogen und einsam. Durch die kraftvollen Songs von Janis Joplin singt sie sich den Kummer und die Wut von der Seele, sei es allein oder im Duett mit dem Sänger Christoph Kreutzer, der auch in seinen Solo-Parts mit einer düster angehauchten Stimme die Atmosphäre überzeugend rüberbringen konnte.

Zusammenarbeit zwischen Schülern und Profis

Cocos Orientierungslosigkeit und Verzweiflung schwingen in der ausdrucksstarken Stimme der Sängerin deutlich hörbar mit und so kann man gar nicht anders, als ihren Zweifel an der Aufrichtigkeit dieser Welt mitzuempfinden.

Überraschend tiefgründig ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen den Profis des Musiktheaters und Schülern der Gesamtschule Essen-Holsterhausen und des Pestalozzi-Gymnasiums in Herne, welche eine beeindruckende Leistung ablieferten. Gekonnt spielten die Jugendlichen die Live-Musik, tanzte die Tanz AG auf der Bühne mit den professionellen Tänzern und selbstsicher sprachen die Neuntklässler in dem Sprechteil der Inszenierung ihren schwierigen Text.

Sie philosophierten in teilweise schon grotesken Beispielen über den Tod und das Leben, buchstäblich über Gott und die Welt und griffen dazu als Denkanstoß Gustave Flauberts „Gedanken eines Zweiflers“ auf.

Schönes Bühnenbild und Lichteffekte

Besonders während dieses Teils ist die Choreographie klar ausgearbeitet, während im Vordergrund geredet wird, wird im Hintergrund die Zerrissenheit in Tanz umgesetzt. Die Tanz-Soli sind emotionsgeladen und voller Weltschmerz, wohingegen in manchen Gruppenszenen die Länge und das Durcheinander das Auge ein wenig überforderten.

Besonders schön war auch das Bühnenbild, das mit nicht viel mehr arbeitete als der Farbempfindung schwarz und großen Spiegeln, welche verschiedene Blickwinkel auf das Geschehen zuließen. Durch Lichteffekte eröffneten sie sogar die Perspektive einer zweiten Ebene.

Auch Coco wird zum Schluss der Produktion eine neue, eine bessere Perspektive aufgezeigt und so endet das Werk nach vielen finsteren Gedanken schlussendlich mit hellem Licht. Weitere Aufführungen finden in der Woche bis zum 9.7. im kleinen Haus des Musiktheaters statt.