Gelsenkirchen. Die Gebäudereiniger fangen früh an, um für ihre Tarifforderungen öffentliches Interesse herzustellen. „Das machen wir bewusst, damit die Menschen wissen, dass wir kämpfen und wofür wir kämpfen“, sagt Susanne Neumann von der IG Bauen-Agrar-Umwelt.
Allein in Gelsenkirchen sind es rund 3100 Frauen und Männer, die in der Branche beschäftigt sind. Für sie fordert die Putzkolonne, die am Mittwoch in voller Montur und lautstark durch die Innenstadt zieht, „angemessene Lohnerhöhungen“, wie Susanne Neumann es formuliert.
Handzettel werden verteilt und am Ende die Kreuzung Overwegstraße Ecke Florastraße einer Reinigung (auch mal bei Grün) unterzogen.
Darum geht’s: Der Mindestlohn für Beschäftigte in der Innenreinigung soll um 60 Cent pro Stunde, der für die Fachkräfte in der Glas- und Fassadenreinigung um 80 Cent angehoben werden. (Für den Osten: 70 und 90 Cent) Entsprechend stellt die IG BAU die Tarifrunde unter das Motto „Sauberkeit hat ihren Preis“.
Dass es auf einen großen Konflikt mit den Arbeitgebern herausläuft, glaubt Susanne Neumann nicht. „Wir haben jetzt die zweite und am 14. Juli die dritte Runde. Die Arbeitgeber zeigen sich unserer Ansicht nach einsichtig.“
"Streik-Utensilien"
Das geht sogar soweit, dass die Gelsenkirchener Stölting-Gruppe, bei der Neumann als Fachkraft arbeitet und Betriebsrätin ist, die Putz-Karawane mit „Streik-Utensilien“ wie etwa Wagen in ausreichender Stückzahl ausstattete.
Warum die Frauen und Männer, die am Mittag die Aktion in Bochum am Hauptbahnhof wiederholten, ausgerechnet am Mittwoch auf die Straße gingen, liegt im „Tag der Gebäudereinigung“ begründet, der aus diesem Anlass begangen wurde: Im Jahr 1990 bestreikten Reinigungskräfte drei Wochen lang das Kommerz-Viertel von Los Angeles. Am 15. Juni griffen Polizeikräfte eine Demonstration von 400 Menschen an, zahlreiche Teilnehmer wurden verletzt. Der Streik wurde mit einer 25-prozentigen Gehaltserhöhung und der Einführung betrieblicher Krankenversicherungsleistungen beendet. Die Polizei musste nach einem Gerichtsverfahren 3,5 Millionen US-Dollar an die zuständige Gewerkschaft zahlen.