So etwas nennt man wohl rasches Wachstum: Es ist gerade neun Jahre her, seit es die Stölting-Dienstleistungsgruppe in den neu errichteten Verwaltungsbau an der Willy-Brandt-Allee in Erle zog. Der Bürotrakt war für 45 Mitarbeiter geplant. Der Komplex ist längst zu klein. Also setzt Hans Mosbacher (52), Gesellschafter, Geschäftsführer und in dritter Generation Chef des Gelsenkirchener Familienunternehmens auch am eigenen Firmensitz auf Expansion.

Das angrenzende Grundstück hat er vor einiger Zeit erworben, bis zum nächsten Frühjahr soll dort der nächste Neubau der Unternehmenszentrale stehen – mit über 1000 m² Verwaltungs- und 2000 m² Betriebsfläche. Rund 40 zusätzliche Mitarbeiter in der Verwaltung sollen schon bald in ihre neue Wirkungsstätte ziehen können. Zwei Etagen des Klinkertrakts stehen, auf vier Geschosse wird er noch wachsen. Ein ambitionierter Zeitplan. Aber hohes Tempo geht der Handwerksmeister und Betriebswirt mit der Ausstrahlung des tatkräftigen Machers auch in punkto Expansionsstrategie.

Hohes Tempo beim Geschäftsausbau

Die Dienstleistungsgruppe, gewachsen aus einem Gebäudereinigunsgbetrieb, beschäftigt mittlerweile an zwölf Standorten in Deutschland und einer Niederlassung in Österreich 2500 Menschen, davon fast 900 in Gelsenkirchen. Zu Gebäude- und Industriereinigung kamen Facility Management und vor einem Jahr Sicherheitsdienste vom Objektschutz bis zum Veranstaltungsservice. Jüngstes Projekt: Stölting hat das Management der Bayer-Festhalle übernommen. Mit Public-Viewing für 5000 Besucher machten die Gelsenkirchener zur WM bei der Cranger Kirmes den Aufschlag, drei Festzelte für 3000 bis 7000 Gäste laufen seither bundesweit unter ihrer Regie.

„Unsere Auftraggeber wollen verschiedene Dienstleistungen aus einer Hand. Größere Unternehmen, zum Beispiel Baumärkte, haben bis vor etwa zehn Jahren noch regional vergeben, jetzt bundes- und teilweise sogar europaweit. Letzten Endes haben wir den Schritt gehen müssen, um auch veränderten Anforderungen gerecht zu werden. Kleinere Dienstleister haben es schwerer, sich am Markt behaupten zu können“ Sich überregional und breit aufzustellen und nah bei seinen Kunden zu sein, hat für Mosbacher daher System, teure Experimente meidet er. Auch in Sachen Volksfest-Zelte. „Wir werden und wollen von Anfang an positive wirtschaftliche Ergebnisse fahren. Wenn man erst anfängt zu üben, hat man ein Problem.“

Hauptgeschäft ist nach wie vor die Gebäudereinigung. „Da machen wir 60 % des Umsatzes“, sagt Mosbacher und kündigt an: „Wir wollen unseren Expansionskurs fortführen, um eine größere Marktdurchdringung zu erreichen, speziell im Süden der Republik. Da geht die Reise für uns hin. Vor einem halben Jahr haben wir begonnen, in Frankfurt einen Standort neu aufzubauen.“

Bundesweit erzielten Stölting und Mosbacher Anfang 2010 Aufmerksamkeit, als das Unternehmen für die Sparte Gebäudererinigung in Gelsenkirchen die – in der Branche durchaus üblichen – auf sechs Monate befristeten Arbeitsverträge abschaffte. Für einen Betrieb dieser Größenordnung sei der Abschied von den sogenannten Zitterverträgen einzigartig, feierte damals auch die IG Bau die Betriebsvereinbarung. Für Mosbacher war der Schritt konsequent. helfe er doch, „qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen und Kontinuität im Stammpersonal zu haben. Für uns ist das natürlich auch ein Vermarktungsinstrument. Das darf man nicht verkennen. Kunden schätzen sozialverträgliche Arbeitsplätze und mögen in der Regel nicht, wenn große Fluktuation da ist.“

In dritter Generation

1899 beginnt die Stölting-Tradition in Gelsenkirchen – mit einem Glasreinigunsgsbetrieb. Das inhabergeführte Familienunternehmen wird von Hans Mosbacher in dritter Generation geleitet. Zwei Söhne arbeiten mittlerweile auch im Betrieb. Mosbacher, gelernter Gebäudereiniger, hat sich 1982 selbstständig gemacht, 1988 übernahm er den elterlichen Betrieb. Mit etwa 40 Mio Euro Jahresumsatz sieht Mosbacher sich als „klassischen Mittelständler“.