Gelsenkirchen. Stadtwerke? Und: Falls ja, mit welchem Beteiligungssystem? Es gibt viele Fragen rund um die zukünftige Energieversorgung in Gelsenkirchen.

Wie sieht Gelsenkirchens Energiegrundversorgung der Zukunft aus? Eine Antwort gibt es noch nicht, wohl aber denkbare Modelle, die das 400 Seiten starke BDO-Gutachten unter anderem als Ergebnis präsentiert. Michael Reinartz stellte das pralle Werk der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beim Stadtgespräch der SPD im Schnelldurchlauf vor.

Denkbares Modell ist laut BDO ein modifizierter Status Quo mit einem 36-prozentigen Anteil der stadteigenen Gesellschaft für Energie und Wirtschaft (GEW). Bisher ist die GEW lediglich mit 7 Prozent im Boot. Denkbar wäre weiterhin ein Modell mit kommunaler Mehrheit (50,1 Prozent) sowie eigene oder Stadtwerke mit Beteiligung anderer Städte und/oder privater Partner. Unter Kapitalaspekten halte er, so Reinartz, den modifizierten Status Quo für die attraktivste Lösung.

"Wir müssen erst einmal sondieren"

Von einer Entscheidung für einen der ausgearbeiteten Vorschläge scheint man in Gelsenkirchen aber noch entfernt. SPD-Parteichefin Heike Gebhard jedenfalls sagte bei der Begrüßung im August-Bebel-Haus: „Wir müssen erst einmal sondieren.“ Und Kriterien finden, „die wir erfüllt sehen wollen“.

Den Zeitfaktor brachte GEW-Geschäftsführer Ulrich Köllmann ins Gespräch: „Die Entscheidungsfindung ist ein Prozess, der sicher nicht nur einen Monat dauert.“ Zurzeit sei die Phase des Abwägens – „kommunale Partner, wie stehen wir dazu?“ – und des Verhandelns mit Partnern wie RWE und anderen.

Mit handfesten Zahlenvergleichen würzte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW seinen Beitrag. Nicht ohne zuvor seine Einschätzung abzugeben, wonach eigene Stadtwerke sogar ohne Kunden möglich wären.

Neukundenstamm gewinnen

87 verschiedene Strom- und 49 Gasanbieter hätten heute Kunden in Gelsenkirchen, sagte Sieverding. Und verglich dann die Kosten für die Grundversorgung durch die ELE mit anderen Städten. Einen jährlichen Grundverbrauch von durchschnittlich 3600 KW zu Grunde gelegt, zahlt der ELE-Kunde in Gelsenkirchen demnach 947 Euro. Bochumer Stadtwerke-Kunden zahlen nur 856 Euro, RWE-Kunden in Essen müssen 971 Euro berappen. Der günstigste Tarif liegt in NRW bei 840 Euro.

Auch bei der Gasversorgung zahlen Gelsenkirchener mit 1437 Euro mehr als beispielsweise Hertener Kunden, die 1223 Euro jährlich hinblättern müssen. Dafür ist bei ELE-Kunden der im Jahrespreis enthaltenen Netzanteil mit 222 Euro niedriger als zum Beispiel in Recklinghausen, wo der Netzbeitrag 270 Euro ausmacht.

„Der Grundversorger einer Stadt ist der, der die meisten Kunden am Ort hat“, meinte der Verbraucherschützer. Er würde Gelsenkirchen ermuntern, „mit einem guten Konzept etwas Eigenes aufzubauen“.

Und damit einen Neukundenstamm zu gewinnen.