Gelsenkirchen. Die Energiewende mit Fingerschnippen herbei zu führen, das geht nach Einschätzung des stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden im Düsseldorfer Landtag, Josef Hovenjürgen, nicht. In Gelsenkirchen sagte er: „Wir brauchen das Ziel 2050.“
Die Botschaft aus Fukushima ist angekommen. Auch in Gelsenkirchen. Die Zukunft der deutschen Energieversorgung ist eine, die auf atomare Stromerzeugung verzichtet. Und eine ohne fossile Brennstoffe. Nur: Wann diese Zukunft beginnt und in welchem Zeitraum der Umstieg auf eine Energieversorgung mit 100-prozentigem Öko-Strom vollzogen werden kann, darüber wird zurzeit landauf, landab kontrovers diskutiert.
Beim CDU-Energieforum „Sichere, saubere und bezahlbare Energie für die Region“ ging es am Montagabend um Informationen. Zum einen über denkbare Modelle zur kommunalen Energieversorgung wie etwa eigene Stadtwerke – Ende 2014 läuft in Gelsenkirchen bekanntlich der Konzessionsvertrag mit der RWE-Tochter ELE aus. Mögliche Alternativen, auch resultierend aus dem von der Stadt beim Düsseldorfer Berater BDO in Auftrag gegebenen Gutachten, zeigte Stadtverordneter Markus Karl auf.
Frage der Endlagerung muss geklärt werden
Zum anderen gab es einen informellen Ausflug in die bundesweite Energieversorgungslandschaft. Den Blick über den Tellerrand warf als Gast seiner Gelsenkirchener Parteifreunde der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Josef Hovenjürgen. „Wir brauchen das Ziel 2050, weil wir bis dahin noch Antworten finden müssen“, sagte er. Antworten beispielsweise auf die Frage nach der Endlagerung. „Mit dem Abschalten von Akw ist es ja nicht getan“, sagte Hovenjürgen. Dort, wo die Politik Endlager-Standorte bestimme, werde sicherlich keine große Begeisterung herrschen.
Den sofortigen Ausstieg aus der Stromerzeugung mit fossilen Brennstoffen und Atomkraft hält Hovenjürgen für nicht machbar. „Nachts kann man schlecht Photovoltaik-Strom gewinnen.“ Dabei sind Sonne und Wind seinen Ausführungen zufolge wichtige Energiequellen.
Biogas-Anlagen haben die Pachtpreise schon verachtfacht
Allerdings habe auch die Perspektive Windkraft Nachteile, was die Platzierung von Windparks angehe. „Eine Planung zur optimalen Stromgewinnung braucht auch eine optimale Standortausweisung in Außenbereichen“, meinte der Landespolitiker aus Haltern am See. Und fragte: „Wie nehmen wir die Menschen in solchen Bereichen mit?“ Ein möglicher Weg zur Schaffung von Akzeptanz sei die Option, Leute an einer Bürgerwindpark-Gesellschaft zu beteiligen. Nächstes Problem laut Hovenjürgen: das Speichern von Überkapazitäten von Sonnen- und Windenergie. Seine Einschätzung über die zeitliche Umsetzung: „Die Energiewende kann nicht mit Fingerschnippen auf den Weg gebracht werden.“
„Bauchschmerzen“ habe er, was Biogas-Anlagen, den Flächenwettbewerb und Pachtpreise angehe. „Biogas-Anlagen haben die Pachtpreise schon verachtfacht“, sagte er.
Hovenjürgen brachte seine Energiesicht so auf den Punkt: Ihm sei lieber, das Eon-Kohlekraftwerk Datteln IV gehe ans Netz und „alte Stinker werden abgeschaltet“, als in der Übergangszeit Atomstrom aus dem Ausland zu beziehen.