Gelsenkirchen. . Roman Frische aus Gelsenkirchen fuhr 1160 Kilometer auf einem geliehenen Fahrrad durch Kuba. Es war eine Tour zwischen schmerzenden Knochen und schönen Einblicken in Land und Leute. Eine zweite Reise plant der Gelsenkirchener bereits.
Roman Frische (41) war zum ersten Mal in Kuba. „Aber nicht zum letzten Mal“, sagt der Techniker im Außendienst, der im Osten der sozialistischen Republik in knapp drei Wochen 1160 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegte. Jetzt ist er wieder zurück in der Feldmark - und erzählt von Schmerzen, von Guantanamo, von Bacardi-Stränden und Mangelwirtschaft.
„Mich zieht’s halt raus"
Die sportliche Karibik-Tour des Fachmanns für Kommunikationssysteme geht auf einen Crash zurück, bei dem er im September 2010 auf seinem Fahrrad sitzend - drei bis vier Mal in der Woche legt er etwa 50 Kilometer zurück - von einem Auto angefahren worden war. Die Bilanz: ein Riss im Schienbein. Vom Sport hätten ihm die Ärzte erstmal abgeraten. „Um wieder reinzukommen, dachte ich mir: ,Machste mal ‘ne Belastungsprobe’.“ Und die fiel dann ziemlich extrem aus. „Mich zieht’s halt raus, ne? Ich kann nicht auf der Couch sitzen.“
Ohne den Unfall sei es wahrscheinlich gar nicht zur Kuba-Reise gekommen. Eine Bekannte hatte Roman Frische den Inselstaat schmackhaft gemacht. Die Tour begann kompliziert: Ein Ast hatte dem Außendienstler drei Wochen vor dem Start ein Schleudertrauma beschert, sein eigenes Fahrrad konnte er aus Platzgründen nicht mit ins Flugzeug nehmen. 3000 Euro hat den sportlichen 41-Jährigen seine Reise gekostet, die er bei einem Karibik-Spezialisten gebucht hatte.
1000 Kilometer Schmerzen
Sein Guide Mario Arcadi hatte für ihn und zwei weitere Teilnehmer aus Bayreuth eine Route erstellt, die durch den Osten Kubas führte. Über die Orte Holguin und Bayamo ging es dann die Südküste entlang durch die Städte Santiago de Cuba und Guantanamo. „Da sieht man nichts, das ist ja militärisches Sperrgebiet. Von der Absperrung aus kann man höchstens eine Bucht erahnen.“ Die Rundreise setzte das Quartett über die Atlantikküste bis zurück nach Holguin fort. 15 Tage verbrachten sie auf dem Sattel, an drei Tagen gönnten sie sich eine Ruhepause. Die Küstenstraßen, auf denen sie fuhren, waren teilweise zerstört und unterbrochen.
1160 Kilometer auf einem fremden Fahrrad, das sich nicht konfigurieren ließ. „Das passte einfach alles nicht, Sattelstütze, Federung ... Und sie können in Kuba nichts kaufen!" Statt seines Reisefahrrads (s. großes Bild) musste er ein vor Ort geliehenes Mountainbike benutzen. „Nach zehn Kilometern tat’s weh. Nach 20 Kilometern habe ich gedacht: ,Verdammt, wie soll ich noch 1000 Kilometer rumkriegen?’“. Die Schmerzen blieben - trotz Reizstrom-Gerät, auf das Roman Frische nach zwei Bandscheibenvorfällen nicht mehr verzichten mag. Bisherige Radtouren hatten ihn schon nach Neuseeland, an die Ostsee, an die Nordsee und bis zur Zugspitze geführt.
"Wenn es was gibt - Kaufen!“
„Von eklig bis superschön waren alle Eindrücke dabei“, sagt der 41-Jährige über seinen Kuba-Trip. Die Toiletten etwa seinen sehr unhygienisch gewesen. Dafür gab es aber auch traumhafte Landschaften, etwa die Bacardi-Strände an der Südküste. Besonders schön war für Frische, „dass das Leben so einfach sein kann. Die Kubaner unterliegen nicht dem Konsum- und Komerzzwang.“ Dafür müsse man allerdings Engpässe in der Versorgung hinnehmen. Äpfel und Milch aber auch Internetverbindungen waren äußerst selten. „Regel Nummer 1: Wenn es was gibt - Kaufen!“
Abseits der großen Städte seien die Menschen sehr zurückhaltend gewesen. Ansonsten seien dem Feldmarker alle drei Meter Zigarren, Zimmer und Zimmer mit Begleitung angeboten worden. Spätestens im Frühjahr 2012 will er wieder nach Kuba. Dann aber in den Westen. Und: mit seinem eigenen Rad.