Gelsenkirchen. Das Kirchenfenster in der unscheinbaren Paul-Gerhardt-Kirche in Horst ist ein schönes, farbiges Motivfenster, das ein Abbild des Weltenherrschers zeigt. Mit der Osterkerze wird in der Osternacht das Fenster erleuchtet - ein ganz besonderer Moment.
Unscheinbar, etwas zurückliegend steht sie an der Industriestraße. Die Paul-Gerhardt-Kirche in Horst. „Manche Menschen finden unsere Kirche gar nicht auf Anhieb“, sagt Pfarrer Ernst Udo Metz und lächelt. Dabei hat die Kirche, die Heimat von rund 5500 Gemeindemitgliedern ist, ein echtes Highlight zu bieten.
Schon beim Betreten der Kirche springt es ins Auge des Betrachters. Das Auferstehungsfenster hinter dem Altar. Es ist, neben dem kleinen Tauffenster in der Sakristei, das einzige Bild-Fenster in der Kirche. Es zeigt Jesus, von den Toten auferstanden, auffahrend in den Himmel. Im unteren Teil des Fensters, in braunen Erdtönen gehalten, lassen sich einige am Boden liegende Soldaten erkennen.„Das zeigt uns, dass es sich um ein Bildnis nach dem Matthäus-Evangelium handelt“, erklärt Pfarrer Metz. Matthäus berichtet von einem großen Erdbeben, dass die Erde erzittern ließ, so dass die Soldaten zu Boden gingen (Matthäus 28,2).
Auferstehungsszene in der Bibel nicht beschrieben
Die Farben des Fensters erhellen sich nach oben. „Hinter Jesus erkennt man deutlich den zur Seite gerollten großen Stein, der vor seinem Grab lag. Das sind Dinge, die wir so geschrieben in der Bibel finden. Wir sehen hier aber im Kern eine Auferstehungsszene und die ist in der Bibel nirgends beschrieben. Das Fenster aber wagt es, dies darzustellen“, sagt Metz. Um den Kopf des in Segenspose mit ausgebreiteten Armen stehenden Jesus erkennt der Betrachter einen in vielen Farben leuchtenden Kranz. „Dabei handelt es sich um die klassische Darstellung des Pantokrators, also des Weltenherrschers“, erläutert der Pfarrer.
Das Highlight im Kirchenraum
Seit 1950 ist das Auferstehungsfenster das Highlight in dem Kirchenraum, in dem rund 250 Gemeindemitglieder Platz finden. Schaut man genau hin, erkennt man die Linie vom Kreuz auf dem Altar, zum Taufbecken, hin zur Auferstehungsszene im Fenster. „Kreuz und Auferstehung sind untrennbar miteinander verbunden. Früher stand ein großes Kreuz direkt vor dem Fenster, nun stellen wir die Verbindung durch die Linie zum Kreuz auf dem Altar her“, sagt Pfarrer Ernst Udo Metz.
Außerdem wartet das Fenster mit einer weiteren Besonderheit auf. Auf Kopfhöhe des Jesusbildes springt auf der rechten Seite ein roter Splitter ins Auge. Ob der gewollt ist oder ob es sich um die Reparatur eines Schadens handelt, ist, ebenso wie der Künstler, unbekannt. Metz hat seine eigene Deutung dieses „Splitters“. „Er hat etwas von den roten Blinkern der ersten Autos. Ich finde, er sollte uns daran erinnern, dass wir die Danebenstehenden, die Leidenden und die Zurückbleibenden nicht vergessen und unseren Blick immer auch auf die, die rechts und links vom Wegesrand stehen, richten sollten.“
Ein besonderer Moment
Vor allem zur Osterzeit kommen die beiden Pfarrer der Paul-Gerhardt-Kirche, Ernst Udo Metz und Michael Grimm, auf das Fenster in ihrem Rücken zu sprechen. „In der Osternachtsfeier ist die Kirche dunkel und erst um Mitternacht, nach einem Stationsweg um die Kirche, bringt die Osterkerze wieder Licht in den Raum. Wir singen ein Osterlied und in diesem Moment erleuchten wir unser schönes Fenster. Das ist ein ganz besonderer Moment“, sagt Metz. Bald ist es wieder Zeit für diesen besonderen Moment mit dem besonderen Fenster in der kleinen Paul-Gerhardt-Kirche in Horst.