Gelsenkirchen. . Rasant entwickelt sich nach zunächst zögerlichem Beginn die Bebauung auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Schalke an der Rheinischen Straße in Gelsenkirchen. Ein Teil der Neubauten ist bereits bezogen, andere Häuser sind im Rohbau erstellt.
Im Schlagschatten des alten Förderturms der Zeche Oberschuir wird Stein für Stein die Zukunft aufgebaut. Ein neues Viertel entsteht längs der Rheinischen Straße, die derzeit wirkt wie die Einfallstraße zur breit angelegten Leistungsschau des Baugewerbes.
Hier werden Fundamente gegossen, dort schieben Radlader Erde, ein Haus weiter wird die Kellerdecke geschlossen, beim Nachbarn sind bereits die Fenster eingebaut, haben die Installateure das Sagen. Und ein, zwei künftige Hausnummern weiter denken die ersten schon an die Gartengestaltung. Das Spektrum zwischen Baustart und Bilder aufhängen zum krönenden Abschluss des Umzugs ist breit – und in Schalke wird es voll abgedeckt.
Skepsis am Anfang groß
Schalke, das hört sich nicht ganz so gediegen an wie der Name, unter dem die Neu-Ansiedlung läuft, mit dem das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Schalke-Süd vermarktet wird: Wer hierher zieht, wohnt Am Stadtgarten. Die City ist nah, die Grünverbindung ideal. Gute Gründe für eine Wohnbebauung. Bereits 1991 wurde das Bebauungsplan-Verfahren angeschoben, dann passierte fast zwei Jahrzehnte lang in punkto Neubau sichtbar wenig, 2009 waren schließlich die Baustraßen bereitet, in 2010 die Erschließung des zweiten Bauabschnitts fertig. Mit dem äußeren Rahmen nahm die Bautätigkeit endlich Fahrt auf. An eine Erfolgsgeschichte hatten viele zunächst nicht unbedingt geglaubt.
Bauen am Stadtgarten
„Als es hier anfing, gab es Entwickler, die gesagt haben: Das geht niemals. Was macht ihr in Gelsenkirchen?“, sagt Dirk Dratsdrummer. Er ist Sprecher für Aurelis, Region West, dem größten Grundbesitzer im neuen Viertel. Das Unternehmen übernahm 2003 bei der Gründung die Grundstücke der Deutschen Bahn. 51.800 m² Nettobaulandfläche des insgesamt 15 Hektar großen früheren Bahnhofsgeländes hatte Aurelis anfangs im Bestand. Zuletzt wurden 6741 m² an die Essener Wohnungsbaugesellschaft Adams & Partner verkauft, die den Bau von 15 freistehende Einfamilienhäusern mit bis zu 200 m² Wohnfläche plant. Inzwischen hat Aurelis auf dem ehemaligen Güterbahnhof fast 80 % ihrer Flächen verkauft“, sagt Regionalleiter Olaf Geist. Für die verbliebenen Einzelflächen sind teilweise schon Optionen vergeben worden.
Klare Gestaltungsvorgaben gegen geschmacklichen Wildwuchs
Das Preisgefüge ist neben der Lage für Dratsdrummer der Schlüssel zum Erfolg. Doch auch er räumt ein: „Ich hätte das so nicht für möglich gehalten.“Außerdem habe es sich ausgezahlt, dass die Stadt recht zügig Baurecht geschaffen hat. Wenn es das nicht gibt, kauft einem kaum ein Mensch ein Grundstück ab.“
Gehobene Stadtvillen finden ebenso wie Scheibchen-Häuser Platz. „Es gibt in Gelsenkirchen nicht viele Flächen, auf denen man bauen kann, wie man will“, erklärt sich Ute Burgmer zum Teil auch den Vermarktungserfolg. Geschmacklichen Wildwuchs sollen klare Gestaltungsvorgaben eindämmen. „Der Gestaltungsbeirat wird einbezogen. Damit es nicht aussieht wie Kraut und Rüben.“
33.200 m² Grund gehörten Burgmer „Im Einfamilienhausbereich ist bei uns alles weg.“ Grundstücke für rund 20 Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften hat Burgmer veräußert. „Jetzt geht es mit der Blockrandbebauung weiter.“ Auch hier, heißt es, ließe sich die Vermarktung von knapp 10.000 m² Fläche gut an. „Wir haben etliche Anfragen und Reservierungen, angefangen von Altenheimen bis zu Mietwohnungen.“