Unter der Plastikfolie herrscht Leben. Ein zarter Geigenklang dringt durch die weiße Decke hindurch, ein Arm reckt sich in die Höhe, zwei Hände schieben das hauchdünne Material an die Seite. Ein Herrscher und sein Volk stehen auf, angetrieben von musikalischen Klängen.

So beginnt die Musiktheater-Produktion „König Harald“, die am heutigen Samstag, 19. Februar, um 20 Uhr Uraufführung im Kleinen Haus des Musiktheaters feiert.

Die zehn Protagonisten sind allesamt zwischen 15 und 22 Jahre alt und neugierige und engagierte Teilnehmer des Experimentierlabors „Musiktheaterwerkstatt kompakt“. Neugierig gemacht hatte sie eine Einladung des Musiktheaters im Revier in eine echte theatralische und musikalische Experimentierwerkstatt. Hier sollten sie sich auf die Suche machen nach „Gefahrenmusik und Risikotheater“.

Marie-Claire zum Beispiel, die beim Jugendorchester des Musiktheaters Geige spielt. Die 17-Jährige nahm bereits bei der ersten Jugendwerkstatt rund um die Internet-Oper teil. Oder Linda, die bereits erste Bühnenerfahrungen als Statistin am MiR gesammelt hat. Das Gros der Akteure kommt aus Gelsenkirchen, andere Jugendliche reisen aus Haltern, Hattingen oder Gladbeck an, um hier Bühnenerfahrungen unter professioneller Anleitung zu sammeln.

Die Profis, das sind der MiR-Theaterpädagoge Sebastian Müller und die Kölner Pädagogin Ortrud Kegel. Drei Wochenenden lang halfen sie den jungen Künstlern, ein Musiktheater der Zukunft zu konzipieren. Die Text-Grundlagen gaben die Pädagogen vor, ab dann war freier Umgang damit Trumpf. Der Text „König Harald“ stammt aus der Feder des finnischen Autoren Paavo Haavikko und erzählt von Macht und Gesellschaft.

Auch wenn es keine Voraussetzung war: Viele Teilnehmer sind musikalisch vorgebildet, so dass sie nun auf der Bühne ihr eigenes Kammerorchester bilden können, mit Klavier, drei Geigen, einer Trompete und jeder Menge Percussion.

Viel geredet haben sie in der Werkstatt, ausprobiert, wieder verworfen. Sebastian Müller:: „Es galt, in kurzer Zeit ein Musiktheaterstück nach eigenen Vorstellungen zu entwickeln. Ganz wichtig war die Reflexion über Themen und Mittel der Umsetzung.“

Entstanden ist nun eine freie Arbeit am Text, eine unterhaltsame Collage rund um die zentralen Themen des absurden Stoffes. Videoeinspielungen kommen zum Tragen, tänzerische Elemente und ganz viel Musik. Und das alles im reduzierten Bühnenbild des MiR-Musicals „Closer than ever“.