Gelsenkirchen. Da die Giraffenherde in der Zoom Erlebniswelt nur einen männlichen Chef verträgt, muss Bulle Luke den Zoo verlassen. Sein neues Zuhause ist ein 5000 Quadratmeter großes Landschaftsgehege in Ungarn. Dort wird er auf seinen Bruder Thabo treffen.
Luke macht einen langen Hals. Ein Blick raus aus dem Stall genügt, und der Langhals verzieht sich wieder in den warmen Stall. Aber nur Sekunden später reckt der Giraffenbulle erneut vorsichtig den Kopf aus dem Stall. Am Ende siegt die Neugier über die Angst und Luke tut das, was er tun soll: Er besteigt den Transportwagen.
Erleichterung und Aufatmen bei den Zoom-Mitarbeitern. Geschafft! Giraffen sind scheue Tiere und nicht leicht zu transportieren, so dass die Abreise strategisch penibel durchgeplant worden war.
Umzug nach Ungarn
Luke musste den Gelsenkirchener Zoo verlassen, weil die Herde nur einen männlichen Chef verträgt – und das ist der Vater von Luke. Die zwei Jahre alte Rothschildgiraffe trat nun die anderthalbtägige Fahrt ins ungarische Szeged an, wo sie demnächst in einer neuen Gruppe in einem 5000 Quadratmeter großen Landschaftsgehege zu Hause sein wird. Und hier auch auf Verwandtschaft treffen wird, denn Lukes Bruder Thabo lebt bereits hier. Zoom-Sprecherin Sabine Haas: „Die beiden halbwüchsigen Bullen mussten dem Vater Kito Platz machen, da es schon zu Rangkämpfen gekommen ist.“
Luke erblickte am 23. März 2009 im Zoom das Licht der Welt und ließ die Herde auf acht gefleckte Langbeiner anwachsen. Inzwischen bringt Luke satte 350 Kilo auf die Waage und hat eine Größe von etwa 3,50 Meter erreicht. Den Kopf einziehen muss er im Transportwagen allerdings nicht. Der Hänger des Spezialfahrzeugs kann in die Höhe gefahren werden und passt sich so den langen Hälsen mühelos an.
Beruhigungsspritze
Schon vor einigen Tagen wurde Luke auf den Abmarsch vorbereitet und mit leichten Spritzen ruhig gestellt. Vor der endgültigen Reise gab es noch einmal eine Beruhigungsspritze direkt aus dem Blasrohr, abgeschossen von Tierärztin Dr. Pia Krawinkel. Das Licht im Stall wurde auf gemütlich gedimmt. Vermutlich sah Luke dem Treiben um ihn herum ab dann aus einer Art rosaroten Brille zu.
Der kurze Weg vom Stall in den Transportwagen wurde mit hohen Sichtschutz-Holzwänden abgeriegelt, um jede Aufregung und Ablenkung für das Tier zu vermeiden. Niemand drängelte Luke, niemand schubste. Dennoch hatte sich die Giraffe schon nach knapp sechs Minuten entschlossen, die neue, gut mit Stroh ausgelegte Box zu erkunden. Klappe zu, Giraffe drin.
Und Tschüss!
Die Pfleger hievten nun noch den Reiseproviant und Wasser für Luke in den Wagen und schon hieß es: Und Tschüss!
Revierpflegerin Nadine Wolff, mit der Giraffenherde bestens vertraut, sah mit einem lachenden und einem weinenden Auge dem Wagen hinterher: „Schade, dass er jetzt weg ist, aber wir wissen ja auch, dass er es in Ungarn gut haben wird.“
Nachwuchs erwartet
Es ist zurzeit ohnehin ein Kommen und Gehen im Giraffengehege. Während Luke nun auf und davon ist, wird täglich Nachwuchs erwartet. Sowohl Luke-Mutter Majanga als auch Giraffendame Jadranka stehen kurz vor der Niederkunft.
Nach der Aufregung um den Abtransport steht jetzt die Vorfreude auf die Giraffenbabys an. Das Innengehege wurde bereits vorsorglich dick mit Stroh ausgepolstert, damit die Neugeborenen sanft landen, wenn sie aus rund zwei Metern Höhe auf den Boden plumpsen.
Wer live bei der Geburt dabei sein will: Dank einer Videokamera kann man per Internet rund um die Uhr in die Wöchnerinnenstation sehen (www.zoom-erlebniswelt.de).