Gelsenkirchen. Von Xanten nach Gelsenkirchen will Karin Welge als neue Sozialdezernentin umsiedeln. Kurz vor der entscheidenden Wahl kündigt sie Einsatz für Bildung und gezielte Förderung an. Auf Schalke war die 48-Jährige übrigens auch schon - vor der Bewerbung.
Ja, das sei ein großer Sprung, eine Herausforderung – von der 22.000 Einwohner- (Römer-) Stadt Xanten mitten ins Revier, in die pulsierende Stadt Gelsenkirchen mit einer Viertel Million Menschen. Karin Welge ist sich dessen bewusst. Aber diese Frau scheut keine Herausforderung. Im Gegenteil. Bevor sie das allerdings unter Beweis stellen kann, muss die 48-Jährige Juristin, Erste Beigeordnete und Kämmerin der Stadt Xanten, vom hiesigen Rat gewählt werden: zur neuen Sozialdezernentin und Nachfolgerin von Henriette Reker.
"Das Gold in den Köpfen wecken“
Montag war die im saarländischen Wadern geborene Kandidatin auf Gesprächstournee. In fünf Fraktionen stellte sie sich persönlich vor, nachdem die Findungskommission sich unter vier Bewerbern einstimmig für Karin Welge ausgesprochen hatte. Im Gespräch mit der WAZ erläuterte sie, welchen Stellenwert sie der Sozialpolitik beimisst. „Sozialpolitik heißt: Menschen stärken, das Gold in ihren Köpfen wecken.“ Gerade in Gelsenkirchen, einer Stadt, die durch die Industriealisierung eine rasante Entwicklung mit immer neuen Herausforderungen gemacht habe und mit dem folgenden Strukturwandel erneut vor großen Aufgaben stand und steht. Stärkung müsse früh anfangen. Bei Kindern, bei Bildung und Integration. Welge setzt auf Prävention im Sinne eines gesunden Gefüges in der lebendigen Stadtgesellschaft mit all ihren Facetten und Fähigkeiten.
Bildung liegt ihr am Herzen. Bildungsferne, sagt Welge, führe auch zu fehlenden sozialen Bindungen und zu Misserfolgen. „In der Konsequenz sind Menschen dann demotiviert.“ Prävention müsse überall dort erfolgen, wo es nötig ist. Geld? „Wenn Mittel zur Verfügung stehen, muss es nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern gezielt eingesetzt werden.“ Als „Sozialtrainerin“ versteht sie sich indes nicht. Karin Welge will koordinieren, Brücken bauen. „Ich bin ein ausgesprochener Freund von sachorientierten Auseinandersetzungen.“ Allerdings, lacht die designierte Sozialdezernentin: „Ich bin sicher kein Fähnlein im Winde.“
Den ersten Schalke-Kontakt hatte sie als Schülerin
Karin Welges Werdegang ist vielseitig. Studium der Rechtswissenschaften, Zusatzstudium an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, Aufbaustudiengang „Europäische Integration“ in Saarbrücken. Die 48-Jährige war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für französisches öffentliches Recht, Lehrbeauftragte für Verwaltungsrecht, Büroleiterin von MdB Dr. Hans de With, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium a.D., Dozentin an der FH für öffentliche Verwaltung NRW – und seit 1998 Kämmerin der Stadt Xanten.
Wenn der Rat sie am 17. März wählt, zieht sie mit ihrer 14-jährigen Tochter – deren große Schwester studiert in Karlsruhe – nach Gelsenkirchen. Fußball? Karin Welge lacht schelmisch. Den ersten Schalke-Kontakt hatte sie als Schülerin. Da sei so ein netter Junge mit Schalke-Schal und orangener Bomberjacke über den Schulhof geschlichen. „Ich fand den damals cool. Das war meine erste emotionale Begegnung mit Schalke.“ In Xanten kennt sie viele Fans der Königsblauen. „In der Arena war ich schon, bevor das Bewerbungsverfahren anlief.“ Punkt für Karin Welge.