Gelsenkirchen. Die Schauspielerin und Sängerin Judith Jakob spürte im Musiktheater Gelsenkirchen der Welt der jüdischen Autorin Mascha Kaléko nach. Der musikunterlegte Beitrag in der ambitionierten Reihe “Hör.Genuss“ traf auf großes Publikumsinteresse.
„Man braucht nur eine Insel / Allein im weiten Meer. / Man braucht nur einen Menschen, / den aber braucht man sehr.“ Einen Menschen zum Beispiel wie Mascha Kaléko, der die Erinnerung an unselige Zeiten lebendig hält. Oder einen Menschen wie Judith Jakob, der diese Erinnerungen auch heute noch äußerst lebendig zu vermitteln vermag. Mit dem obigen Text zum Beispiel. Nur selten traf der Titel einer Veranstaltung so punktgenau zu, wie an diesem Abend im Kleinen Haus des Musiktheaters: „Hör.Genuss“ heißt die ambitionierte Reihe. Und zu einem unglaublich eindringlichen und beeindruckenden Hörgenuss geriet die musikalische Lesung mit Texten und Gedichten von Mascha Kaléko tatsächlich.
Klare, modulationsfähige Stimme
Schauspielerin und Sängerin Judith Jakob spürte mit ihrer klaren, modulationsfähigen Stimme feinsinnig der Welt der jüdischen Autorin Kaléko (1907-1975) nach, die nach frühen literarischen Erfolgen von den Nazis verboten wurde, die auswanderte und mit dem Herzen doch immer in Berlin blieb, die schwere Schicksalsschläge trafen, wie den frühen Tod des Sohnes, und die ihre ständige Suche nach Liebe und Glück in Gedichten und Tagebuchaufzeichnungen festhielt.
Judith Jakob präsentierte ihr Programm „Zerreiß deine Pläne. Sei klug und halte dich an Wunder“ bereits mit großem Erfolg in der letzten Spielzeit. Aber selbst die Wiederaufnahme für diesen Spezial-Abend traf noch einmal auf großes Publikumsinteresse. Zu Recht. Judith Jakob, Ensemble-Mitglied des Musiktheaters, kombinierte geschickt bekannte und weniger bekannte Gedichte, Prosatexte und Tagebucheinträge zu einer melancholischen, oft traurigen, manchmal heiteren, bittersüßen Melange. Wie ein wunderbares Puzzle fügte sich Text für Text, meist gesprochen, ab und zu gesungen, zu einem faszinierenden Lebensbild zusammen.
Kongenial begleitete Joachim M. Jezewski die Sprecherin am Flügel, stützte das Wort, ohne es zu übertünchen, half, Bilder im Kopf zu erzeugen.