Gelsenkirchen. Meldungen über Einbrüche in Kirchen häufen sich in Gelsenkirchen: Erst die katholische Kirche St. Joseph an der Kurt-Schumacher-Straße, dann die evangelische Kirche auf dem Trinenkamp. Die Beute ist meist gering, der Schaden oft umso größer.
Langfinger machen auch vorm Allerheiligsten nicht halt. Anfang des Monats versuchten bislang noch unbekannte Täter den Tabernakel in der Kirche St. Joseph aufzubrechen. Versuch misslungen. Dennoch dokumentieren die dreisten Diebe, dass ihnen offenbar nur noch wenig heilig ist. Das Gotteshaus auf jeden Fall nicht.
In den letzten Tagen häufen sich Meldungen über Einbrüche in Kirchen. Zuerst St. Joseph an der Kurt-Schumacher-Straße, wo die Gauner Geld aus den Opferstöcken erbeuteten. Dann traf es die evangelische Kirche auf dem Trinenkamp, wo die Spendensammeldose geleert wurde. In der Nacht zum Mittwoch schließlich suchten Täter die katholische Kirche St. Augustinus in Bulmke-Hüllen heim und ließen eine kupferne Regenrinne mitgehen.
In Kirchen gibt es nichts zu holen
Trotz der Häufung der Ereignisse in den letzten Tagen: Dass Diebe auch vor Kirchen nicht halt machen, das ist kein neuer Trend, bestätigen sowohl die Polizei als auch Propst Manfred Paas und Superintendent Rüdiger Höcker. Guido Hesse, Sprecher der Polizei, weiß aber auch: „Wenn der Wert von Material wie Kupfer ansteigt, dann steigen auch Diebstähle an und in Kirchen und auf Friedhöfen.“ Was er für besonders verwerflich hält und darum auch an die Bevölkerung appelliert, die Augen offen zu halten.
Propst Manfred Paas von St. Augustinus sieht in den Einbrüchen einfach einen Trend der Zeit: „Davon sind alle in der Gesellschaft betroffen, also auch die Kirchen.“ Dabei sei in den Opferstöcken in der Regel gar nichts zu holen: „Die werden täglich geleert. Geld gibt’s in der Kirche nicht zu holen.“
Oftmals nur ideelle Wert
Über den Wert eines goldglänzenden, funkelnden Tabernakels, so der Kirchenmann, würde sich mancher Einbrecher wundern: „Der glaubt, einen großen Fang gemacht zu haben, dabei ist der materielle Wert oft nur gering.“ Der ideelle aber umso mehr. Der Tabernakel ist der Schrank, in dem die in der Messe gewandelten Hostien aufbewahrt werden, nach katholischer Glaubenslehre der Leib Christi. Paas: „Der Tabernakel ist in allen Kirchen gut gesichert.“
Der größte Schaden bei den Einbrüchen entsteht nach Darstellung des Propstes durch Zerstörungen, durch zerdepperte Fenster, Türen und Schlösser, aufgebrochene Opferstöcke. Und durch Diebstahl an Baustellen. Hier sind die verkupferten Fallrohre häufig ein äußerst begehrtes Diebesgut. „Oft sind wir durch den Denkmalschutz verpflichtet, diese verkupferten Rohre zu installieren.“ Wenn die geklaut werden, ist der Schaden beträchtlich.
Ein zu großes Risiko
Eigentlich sollten die Türen der Kirchen den Menschen stets offen stehen. Eigentlich! Das geht aber schon lange nicht mehr, zu groß das Risiko für Zerstörung und Diebstahl. Geöffnet sind die Türen außerhalb der Messen in der Regel nur dann, wenn ehrenamtliche Helfer vor Ort sind. In St. Augustinus zum Beispiel wechseln sich Woche für Woche 25 solcher Freiwilliger stundenweise ab. Ähnlich wird es in der evangelischen Altstadtkirche gehandhabt.