Gelsenkirchen. .

Der neu gegründete Umbra-Kunstverband plant ein Künstlerhaus für aus der Haft entlassene Frauen. Es ist Teil des von Kirche und mehreren Justizvollzugsanstalten in NRW initiierten Projekten „Schattenkulturen“ und soll bei der Resozialisierung helfen.

Zu den ungewöhnlichen 2010-Projekten gehörte das von beiden Kirchen initiierte Gemeinschafts-Kunstprojekt mehrerer Justizvollzugsanstalten in NRW „Schattenkulturen“. Auf die „Schattenwelt“, die dem „freien“ Bürger normalerweise verschlossen bleibt, spielt ein neuer Verein, der im Februar in Gelsenkirchen entstehen soll, schon im Namen an: Umbra-Kunstverband (lat. umbra = Schatten). Und der verfolgt ein konkretes Ziel: Die Schaffung eines Künstlerhauses für ehemalige weibliche Strafgefangene.

Ähnliches Projekt gibt es bereits in Dortmund

Treibende Kraft hinter dem Projekt ist der Gelsenkirchener Autor und Sozialbetreuer Reimund Neufeld, der – wie berichtet – am 23. Januar zusammen mit dem Münsteraner Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Helmut Koch im Kunstmuseum das Buch „Ich muss zurück ins Rattenloch“ vorstellt. Die Textsammlung, ihrerseits schon ein soziokulturelles Produkt, ist gleichsam der Basisbaustein für das Künstlerhaus, das es ähnlich bereits in Dortmund gibt.

Dort bietet die Gefangenen-Initiative Dortmund e.V. – die wiederum mit Koch den Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für Strafgefangene auslobt – zehn Plätze für die Betreuung ehemaliger männlicher Strafgefangener an.

Das neue Künstlerhaus, das eventuell in eine aufgelassene Kirche zieht (mit beiden Kirchen ist Neufeld in Kontakt), soll „integrativen“ Charakter haben. Zum einen soll in teilstationärer Betreuung bis zu zehn haftentlassenen Frauen durch tagesstrukturierende Maßnahmen der Schritt in die Resozialisierung erleichtert werden; erste Gespräche mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe bezüglich der Trägerschaft sind erfolgt.

Offen auch für andere Randgruppen

Andererseits soll die Einrichtung nicht nur „Exis“ vorbehalten sein, sondern offen stehen für Angehörige anderer „marginaler“ Gruppen. Die Ausrichtung auf „Kunst“ ist dabei eher der Philosophie der sozialen Skulptur im Sinne von Beuys und Schlingensief verpflichtet.

Zur ausnahmslos ehrenamtlich arbeitenden „Kerntruppe“ des künftigen Umbra-Kunstverbandes gehören u.a. auch Prof. Peter Schubert (Kunsthochschule Berlin-Weißensee), der als Dozent in der Erwachsenenbildung tätige Autor André Greilich (Bochum) und der Gelsenkirchener Publizist und Musiker Peter Aleweld.