Gelsenkirchen. Mit einem hohen Blutdruck fühlt man sich fit und leistungsfähig. Von Beschwerden keine Spur. Doch der Schein trügt. Ein zu hoher Blutdruck führt zu schweren Erkrankungen, klärte das WAZ-Medizinforum in den Evangelischen Kliniken am Mittwoch auf.

„Weil sie sich gut fühlen, merken viele Patienten den hohen Blutdruck nicht“, weiß Prof. Dr. Claus Doberauer, Chefarzt der Inneren Medizin. „Dabei entwickelt fast jeder Zweite im Laufe seines Lebens ein Blutdruckproblem.“ Definiert wird dieses anhand einer Tabelle. Immer noch gilt die alte Weisheit vom optimalen Blutdruckwert von 120/80. Bis 129 und bis 84 gilt der Blutdruck als normal. Der Bluthochdruck, die sogenannte Hypertonie, beginnt bei Werten von 140/90. Von einer Blutdruckkrise spricht man bei Werten von 230/130 und höher. Spätestens dann besteht akute Gefahr.

Ursachen für einen hohen Blutdruck gibt es viele, erklärte Doberauer. „Aber nur zehn Prozent der Fälle haben eine klare Ursache wie eine Krankheit.“ Der große Rest setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen und die meisten davon hat man selbst in der Hand. Denn begünstigende Faktoren für einen hohen Blutdruck sind Übergewicht, Alkoholgenuss, zu viel Kochsalz, Stress, das Rauchen und steigendes Alter.

Abnehmen senkt den Blutdruck

Gegen letzteres kann man nichts tun, in vielen anderen Bereichen ist die Vorsorge leicht. „Man kann durch gewisse Maßnahmen das Risiko deutlich senken“, erklärte Privatdozent Dr. Elmar Busch, dass zum Beispiel die Gewichtsreduktion den Blutdruck um bis zu 20 Punkte senken könne. Die Reduktion von Kochsalz könne den Blutdruck um bis zu acht Punkte senken und wer regelmäßig Obst, Gemüse und Fisch isst, holt noch mal bis zu 14 Punkte raus. „Da lohnt es sich, aktiv zu werden“, motivierte der Mediziner die Besucher.

Denn schnell kann es zu spät sein. „Der Blutdruck ist der Hauptrisikofaktor für alle Arten des Schlaganfalls“, mahnte Busch. Und der hat sich mittlerweile zur Volkskrankheit entwickelt mit zum Teil schweren Folgen bis hin zum Tod. Hier kommt es vor allem auf eine schnelle Behandlung an. „Zeit ist Gehirn“, schilderte Busch den Leitsatz der Mediziner. Soll heißen, „je schneller gehandelt wird, desto besser ist die Chance, dass keine Behinderung auftritt“. Sogar fünf Minuten können wertvoll sein. In den Evangelischen Kliniken werden in einem solchen Fall neue Behandlungsmethoden wie die Thrombolyse angewandt. Mit Erfolg.

Eine medikamentöse Therapie ist aber nicht nur nach einem Schlaganfall angebracht, sondern auch bei hohem Blutdruck überhaupt. Es gibt eine Vielzahl an Medikamenten. „Und alle wirken auf verschiedenen Ebenen“, erklärte Oberärztin Simone Menges. Antihypertonika wirken entweder im Gehirn, als zentrale Blutdrucksenker, am Herzen, wie die bekannten Beta Blocker, die die Herzarbeit vermindern, in der Niere, wie Wassertabletten, die die Ausscheidung von Kochsalz und Wasser fördern, oder direkt in den Gefäßen, die durch die Medikamente erweitert werden. „Welches Medikament gegeben wird, ist eine individuelle Entscheidung des Arztes, der immer das auswählen wird, mit dem er gute Erfahrungen gemacht hat.“

Neue Methoden

Eine ganz neue Untersuchungsmethode in Sachen hoher Blutdruck stellte Dr. Gerasimos Anastassiou vor. Der Augenarzt erklärte, dass ein Blick durch die Pupille auf die Netzhaut helfen kann bei der Diagnose. „Nirgends im Körper kann man sonst direkt auf so kleine Gefäße blicken“, so der Arzt. Und was der dann sieht, kann mitunter erschreckend sein. „Blutungen der kleinen Gefäße sind schon im frühen Stadium des Bluthochdrucks zu erkennen.“ Die Veränderungen der Gefäße können so gravierend sein, dass durch Schwellungen, verursacht durch mangelnde Durchblutung, der Sehnervkopf nicht mehr sichtbar ist und aus den Gefäßen Fett austritt. „Und das bekommt man nicht mehr weg.“ Die Sehkraft ist dann stark eingeschränkt.

Der Status der kleinen Gefäße im Auge kann auch Aufschluss darüber geben, wie lange der Patient bereits an Bluthochdruck leidet. Je länger der Druck in den Gefäßen erhöht war, desto schwerer sind die Schäden. „Wir Augenärzte sind nicht auf eine Brille oder den grauen Star zu reduzieren. Wir können dem Hausarzt helfen.“