Gelsenkirchen.

Bereits heute heißt es Nerven behalten beim Gang zum Hausarzt, denn die Praxen sind voll und der Arzt hat alle Hände voll zu tun. Und das, obwohl in Gelsenkirchen die Versorgung mit Hausärzten mit 124 Prozent sogar als überversorgt angesehen wird und deshalb eine Niederlassungssperre besteht, wie Dr. Werner Kirchberg von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe für den hiesigen Bezirk ausführt.

Vor dem Hintergrund, dass aber auch in Gelsenkirchen etwa 40 Prozent der Hausärzte bereits über 50 Jahre und knapp 30 Prozent immerhin schon über 60 Jahre, darunter ein Dutzend über 65 Jahre alt sind, sieht auch Dr. Kirchberg eine Verschärfung der Situation auf die Stadt zukommen.

Hausarzt zu werden, ist bei den angehenden Medizinern nicht mehr gefragt.

33 Euro bekommt der Hausarzt pro Kassenpatient pro Quartal. Gleichgültig, wie oft der Patient vorstellig wird. Eine Art „Flatrate“, wie das Dr. Kirchberg ironisch bezeichnet .Es gibt einige Zusatzvergütungen, wie beispielsweise jetzt anlässlich der Grippeschutzimpfungen, aber das erschöpft sich im kleinsten Bereich. Im Vergleich dazu die Honorare der Kollegen in anderen Bundesländern wie Bayern, Thüringen oder Banden-Württemberg: dort wird fast doppelt so hoch verdient wie in NRW.

Ein Ausgleich über Privatversicherte kommt in Gelsenkirchen in keinen Stadtteil zum tragen, da müsste man Städte wie Hamburg, Berlin oder München sehen.

Demgegenüber steht eine Arbeitszeit, bei der erst Feierabend ist, wenn der letzte Patient versorgt, alle bürokratischen Arbeiten (es werden immer mehr) getan und die Hausbesuche geleistet worden sind.

Ein wenig Besserung erhofft sich Dr. Kirchberg durch den neuen Gesetzentwurf. Nach der bisherigen Berechnungsgrundlage, mit der in den 90er Jahren die Zahl der niedergelassenen Ärzte pro Region, pro Stadt festgelegt worden ist, kommt nämlich auf 2134 Bürger ein Hausarzt. Im Ruhrgebiet - so bestätigt es auch Dr. Kirchberg - gibt es die schlechteste Konstellation in ganz Deutschland.