Gelsenkirchen.

Jedes Jahr, wenn der Schnee geschmolzen ist, suchen Autofahrer in Scharen die Waschstraßen auf und befreien ihr Auto von Dreck und Salz. Wir haben uns den Hochbetrieb in Waschstraßen in Gelsenkirchen angesehen.

Rudi Assauer weiß es. Wenn die Temperaturen steigen und das vom Himmel gefallene Weiß sich verflüchtigt, wird es so richtig dreckig.

Jedes Jahr, wenn der Winterschnee geschmolzen ist, stimmen Hunderttausende Autofahrer in Deutschland mit dem ehemaligen Schalke-Manager in das Klagelied ein. Dann fahren sie in Scharen in die Waschstraßen der Nation und befreien ihr liebstes Kind von Dreck und Salz, natürlich auch in Gelsenkirchen. Bürsten, Schaum, Wachs und Wasser - die WAZ hat sich am Samstag umgeschaut.

Am Nachmittag schon 700 Autos bearbeitet

Hochbetrieb in der Wasch-Arena an der Gewerkenstraße in Schalke. 700 Autos haben die sieben Mitarbeiter bereits am späten Nachmittag verarztet. Eine Zahl, die den Mitarbeiter Michael Erva (49) vorsichtig positiv stimmt: „Es könnte besser sein. Aber im Verhältnis ist das Ergebnis sehr gut. Wenn es etwas trockener wäre, wären es auch 1000 Autos geworden.“ Der letzte Monat, der Dezember, sei hingegen eine „große Katastrophe“ gewesen. Erva: „Wer will schon sein Auto waschen, wenn er auf der Straße so schon nicht vorwärts kommt?“

„Im Sommer sind es definitiv mehr“, sagt auch Branko Jovic (30). Der Angestellte der Total-Tankstelle an der Grothusstraße - einen Steinwurf von der Wasch-Arena entfernt - hat in einer Dreiviertelstunde gerade mal zwei Waschprogramme verkauft. Dafür aber zwei hochwertige. „Sonst nehmen die Leute eher die Schonwäsche.“ Aber an Schonung ist wohl angesichts der aggressiven Salz-Ablagerungen nicht zu denken.

Männer legen mehr Wert auf den Lack

Dreckig und stumpf werden die fahrbaren Untersätze von ihren Besitzern über die Rückseite der Anlage Wasch-Arena auf eine der beiden Wasch-Straßen gelenkt, sauber und glänzend auf der anderen Seite wieder herausgefahren. Dann fängt die richtige Arbeit für den Auto-Besitzer aber erst an. Waren bis jetzt Maschinen und Profis am Werk, sind sie jetzt selbst gefragt. Und so stehen sie an den 36 kostenlosen Staubsauger-Boxen und legen Hand an: saugen, Müll ausräumen, Cockpit pflegen, Lack abledern und und und.

Männer sind ganz klar in der Überzahl. Aber es gibt auch Frauen, die Wert auf ihren Lack legen. „Der Wagen war dreckig wie Lumpi“, sagt etwa die Mini-Fahrerin aus Bismarck, die im Kofferraum ein wahres Arsenal an chemischen Kampfstoffen mit sich führt, mit denen sie dem Dreck an den Kragen geht. Vor sechs Wochen sei sie das letzte Mal hier gewesen, erzählt sie, während sie sich daran macht, die Wagen-Scheiben zu putzen. Zuvor hat sie ihrem Mini „Das Beste“ gegönnt. So heißt Programm 3 - das mit Schaumwäsche, Titanwachs, Felgenwäsche, Unterbodenwäsche und Spezialfelgenwäsche.

Winterprogramm besonders gefragt

Bei Star Wash an der Ulrichstraße in Erle arbeitet Aushilfe Pascal Ferne (17) ganz alleine. 100 Autos hat sein Kollege vor ihm durch die Anlage geschleust, 150 er selbst. „Es gibt Tage im Januar, da kommen 400“, sagt er. Am besten laufe zurzeit bei Star Wash die Winterpflege. Da bekommen die Kunden einen halben Liter Frostschutzmittel als Zugabe.

CLK-Fahrer Erdem Uzmay aus Bulmke-Hüllen ist Stammkunde bei der Wasch-Arena. Das letzte Mal war der 49-Jährige vor drei Tagen dort. Eigentlich hätte er ja gestern schon kommen wollen, aber das sei ihm zeitlich nicht möglich gewesen. „Ich liebe mein Auto mehr als meine Frau. Das weiß sie aber auch“, sagt er und es klingt nicht nach einem Scherz. Dann widmet er sich wieder seinem CLK.