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Bereits seit 13 Jahren sammelt Strafverteidiger Volker Schröder Spenden für Häftlinge, die über Weihnachten hinter Gittern sitzen. Auch Strafgefangene hätten etwas Freude zu Weihnachten verdient, ist Schröder überzeugt.

Kranken Kindern, Not leidenden Menschen und Tieren gibt man gern, besonders zur Weihnachtszeit. Christliche Nächstenliebe endet allerdings schon mal am Gefängnistor, wenn es um Gaben für Gefangene geht, die die Festtage hinter Gittern verbringen müssen.

Jetzt schon im dreizehnten Jahr setzt sich Strafverteidiger Volker Schröder für Häftlinge ein, an die zum Fest weder Freunde noch Familien denken, die mittellos sind und keinerlei Kontakte zur Außenwelt haben. Seine Überzeugung: „Auch Knastis verdienen eine Freude zu Weihnachten.“

So bittet er, wie alle Jahre zuvor, um Unterstützung, um Geld- und Sachspenden für Pakete, die Heiligabend vom Anstaltspfarrer verteilt werden. Am liebsten sollen Unschuldige mit einem Päckchen erfreut werden, wünschen sich Spender manchmal, weiß Schröder. Da muss der erfahrene Anwalt passen: „Ich kenne keine Unschuldigen und das seit 20 Jahren.“ Abgesehen davon, hat er keinen Einfluss darauf, wer beschenkt wird.

Auch Kollegen in Dortmund und Bochum überzeugt

Er selber kam auf die Idee sich als „Knacki“ Weihnachtsmann zu betätigen, als er in seiner Freimaurer Loge einen Vortrag über Seelsorge im Strafvollzug des damaligen katholischen Essener Gefängnis- Geistlichen Martin Schmitz hörte. Schröder erinnert sich, dass Schmitz auch über das Problem der Justizvollzugsanstalt (JVA) sprach, genügend Weihnachtspäckchen zu beschaffen. „Ich habe damals die Notwendigkeit eingesehen“, sagt er. Er wollte helfen und schritt zur Tat. Inzwischen überzeugte er auch Kollegen in Dortmund und Bochum, die in ihren Städten versuchen, Strafgefangenen mit Päckchen ein bisschen Weihnachten hinter Gitter zu bringen. Sogar Ex-Strafgefangene setzen sich ein. Ein Mann zum Beispiel spende jeden Monat fünf Euro für die Weihnachtsaktion am Ende des Jahres, erzählt Schröder.

Arbeit hinter Gittern

Hohe Mauer, aus denen es kein Entrinnen gibt: der Innenhof der JVA Essen. Foto: Jakob Studnar
Hohe Mauer, aus denen es kein Entrinnen gibt: der Innenhof der JVA Essen. Foto: Jakob Studnar
Zwei Strafgefangene begutachten ein Werkstück in der Schreinerei der JVA. Foto: Jakob Studnar
Zwei Strafgefangene begutachten ein Werkstück in der Schreinerei der JVA. Foto: Jakob Studnar
Gefängnisse bieten deutschen Unternehmen günstige Produktionsstandorte. Foto: Jakob Studnar
Gefängnisse bieten deutschen Unternehmen günstige Produktionsstandorte. Foto: Jakob Studnar
Dabei gehen die meisten
Dabei gehen die meisten "Knackis" gerne zur Arbeit. "Die Alternative lautet: 24 Stunden am Tag auf der Zelle hocken", begründet Anstaltsleiter Herbert Paffrath den großen Arbeitswillen. Foto: Jakob Studnar
Im Montageraum der JVA: In den Werkshalle erwirtschaftet das
Im Montageraum der JVA: In den Werkshalle erwirtschaftet das "Unternehmen Knast" das meiste Geld. Foto: Jakob Studnar
Die Handwerksbetriebe in der JVA sind auf Einzelanfertigungen spezialisiert. Foto: Jakob Studnar
Die Handwerksbetriebe in der JVA sind auf Einzelanfertigungen spezialisiert. Foto: Jakob Studnar
Serienfertigungen wären aufgrund der knappen Kapazitäten auch kaum möglich. Foto: Jakob Studnar
Serienfertigungen wären aufgrund der knappen Kapazitäten auch kaum möglich. Foto: Jakob Studnar
Die Produktivität in nordrhein-westfälischen Gefängnissen kann sich sehen lassen: Allein 2009 wurden 41,6 Millionen Euro erwirtschaftet. Foto: Jakob Studnar
Die Produktivität in nordrhein-westfälischen Gefängnissen kann sich sehen lassen: Allein 2009 wurden 41,6 Millionen Euro erwirtschaftet. Foto: Jakob Studnar
Diesen Zahlen stehen allerdings hohe Haftkosten von 99,53 Euro pro Gefangenem und Tag gegenüber. Durch die Arbeit werden weniger als zehn Prozent der Haftkosten gedeckt. Foto: Jakob Studnar
Diesen Zahlen stehen allerdings hohe Haftkosten von 99,53 Euro pro Gefangenem und Tag gegenüber. Durch die Arbeit werden weniger als zehn Prozent der Haftkosten gedeckt. Foto: Jakob Studnar
Ein Gefangener verpackt Werkstücke in einen Karton. Foto: Jakob Studnar
Ein Gefangener verpackt Werkstücke in einen Karton. Foto: Jakob Studnar
Die handwerklichen Arbeiten sind vielfältig - und unterscheiden sich nicht wesentlich von der Arbeitswelt
Die handwerklichen Arbeiten sind vielfältig - und unterscheiden sich nicht wesentlich von der Arbeitswelt "draußen". Foto: Jakob Studnar
Mit einfachen Arbeiten wie dem Sortieren von guten und schlechten Werkstücken verdienen sich die Gefangenen bis zu neun Euro am Tag. Foto: Jakob Studnar
Mit einfachen Arbeiten wie dem Sortieren von guten und schlechten Werkstücken verdienen sich die Gefangenen bis zu neun Euro am Tag. Foto: Jakob Studnar
Mit einem Metallschaber entgratet ein Gefangener ein Werkstück. Foto: Jakob Studnar
Mit einem Metallschaber entgratet ein Gefangener ein Werkstück. Foto: Jakob Studnar
Auch filigrane Arbeiten sind möglich - hier bearbeitet ein Strafgefangener einen Holzanker für ein Schiffsmodell. Foto: Jakob Studnar
Auch filigrane Arbeiten sind möglich - hier bearbeitet ein Strafgefangener einen Holzanker für ein Schiffsmodell. Foto: Jakob Studnar
In der Anfängergruppe werden die Fähigkeiten der Gefangenen überprüft und entschieden, wo sie später eingesetzt werden. Foto: Jakob Studnar
In der Anfängergruppe werden die Fähigkeiten der Gefangenen überprüft und entschieden, wo sie später eingesetzt werden. Foto: Jakob Studnar
Dabei gilt auch im Knast eine gesetzliche Arbeitspflicht. Dennoch gibt es nicht für alle Häftlinge Arbeit - etwa ein Drittel ist auch hinter den dicken Gefängnismauern arbeitslos. Foto: Jakob Studnar
Dabei gilt auch im Knast eine gesetzliche Arbeitspflicht. Dennoch gibt es nicht für alle Häftlinge Arbeit - etwa ein Drittel ist auch hinter den dicken Gefängnismauern arbeitslos. Foto: Jakob Studnar
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Als dieser Mann vor Jahren an den Feiertagen seine Strafe absitzen musste, gab es die Aktion noch nicht. Das heißt: Kein Weihnachtsgruß von draußen. Deshalb unterstützt er jetzt die Idee. Bislang schaffte es der Anwalt, alljährlich rund 100 Päckchen auf den Weg zu bringen. Er freut sich über jeden Beitrag: Bis zum 17. Dezember können Geld-, Sachspenden oder ein komplettes Päckchen im Büro an der Zweigertstraße 33 abgeben werden.

Vorschläge für ein Weihnachtspaket: Bis zu fünf Päckchen Tabak, dazu Blättchen, 100 g löslicher Kaffee,Schwarzer Tee a 50 g, acht Tafeln Vollmilchschokolade, ein Paket Weihnachtsplätzchen 250 g, ein Beutel Lebkuchen, eine Tüte nicht gefüllte Bonbons, verpackter Gouda etwa 500g, eine verpackte Salami 400 bis 500g, 1000 g Zucker.