Gelsenkirchen. .

Reimund Neufeld und Helmut Koch machten aus Texten von Frauen in Gefängnissen ein Buch. Am 23. Januar stellen sie "Ich muss zurück ins Rattenloch - Unerhörte Geschichten aus dem Frauenknast" in Gelsenkirchen vor - mit Schauspieler Ralf Richter.

„Strafgefangene haben Null Lobby“, sagt Reimund Neufeld, „das Thema Knast ist, von ein paar boulevardträchtigen Sensationsfällen abgesehen, gesellschaftlich ausgeklammert.“

„Dass Straftäter auch Menschen sind und ihnen das Grundrecht auf Menschenwürde zusteht, ist ein eher fernliegender Gedanke“, fasst Prof. Dr. Helmut Koch seine Erfahrungen zusammen.

Versuch zu einem veränderten Bewusstsein beizutragen

Beide, der Gelsenkirchener Autor mit 25-jähriger Betreuungserfahrung im Dienste der Caritas und der emeritierte Münsteraner Literaturwissenschaftler und Mit-Initiator des Ingeborg-Drewitz-Preises für Gefangenenliteratur Koch, beide sind unermüdliche Interessenvertreter (um den negativ belegten Begriff Lobbyist zu vermeiden). Wenn sie, in Zusammenarbeit mit der VHS und ehrenamtlich unterstützt von dem bekannten Schauspieler Ralf Richter, am Sonntag, 23. Januar (15-17 Uhr) im Kunstmuseum ihr Buch „Ich muss zurück ins Rattenloch – Unerhörte Geschichten aus dem Frauenknast“ (Asso; 14,80 €) präsentieren, dann ist das auch der Versuch, durch eine „Lese-Performance“ mit anschließender Diskussion zu einem neuen, einem veränderten Bewusstsein beizutragen.

Buchprojekt der besonderen Art

Es ist ein Buchprojekt der besonderen Art. Über Jahre hat Neufeld, der seit längerem Schreibgruppen in Frauenhaftanstalten betreut, als Projektleiter authentische Beiträge inhaftierter oder haftentlassener Frauen gesammelt. Von Frauen deshalb, weil diese, das haben Koch und Neufeld immer wieder festgestellt, ihr früheres Leben, die Ursachen für ihr Abdriften in die Kriminalität, den Haftalltag, die Chancen auf einen „Neubeginn“ und die damit verbundenen Ängste ungleich emotionaler und bedingungsloser reflektieren als Männer.

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In einem zweiten Schritt hat Neufeld diese verstörenden Texte – autobiografische Berichte, Tagebuchnotizen, Erzählungen, Skizzen, Gedichte – kommentieren lassen: von Schülern der Hauptschule Schwalbenstraße und des Max-Planck-Gymnasiums. Ein Teil der Texte entstand auch aus der persönlichen Begegnung mit Gefangenen. Die Reaktion der Schüler, so Neufeld, spiegelte dabei durchaus die Gesellschaft und unterschied sich nach Schulform und sozialem Hintergrund. „Die Gymnasiasten waren auch erschüttert vom Schicksal der Frauen, aber viel distanzierter. Die Hauptschüler zeigten dagegen eine ganz besondere Art der Empathie gegenüber Strafgefangenen. Einige von ihnen halten heute noch den Kontakt."

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