Gelsenkirchen. .

„Frauenpower im Frauenknast!“ - unter diesem Motto veranstaltete der Dortmunder „Kunst- und Literaturverein für Gefangene“ einen Abend in der Gelsenkirchener JVA. Eigentlich war er nur für die weiblichen Inhaftierten gedacht. Doch die Damen blieben nicht unter sich.

Lachen und Träumen hinter Gittern: „Frauenpower im Frauenknast!“ war eigentlich das Motto des Abends, der sich an die weiblichen Inhaftierten der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen richtete.

Aber als kurz vor dem geplanten Beginn des Konzertes lediglich sieben Insassinnen den Andachtsraum der JVA Gelsenkirchen betreten hatten, fackelte Anstaltsleiter Julius Wandelt nicht lange und ließ ein gutes Dutzend männliche Jungstraftäter herbeiholen. So konnte sich Veranstalterin Heike Zielasko vom „Kunst- und Literaturverein für Gefangene e.V.“ aus Dortmund schließlich doch noch über ein gut besuchtes Konzert freuen. „Kultur hinter Mauern“ heißt das Projekt des Vereins, in dessen Rahmen in ehrenamtlicher Arbeit seit Juli 2009 bereits rund 40 Veranstaltungen auf die Beine gestellt werden konnten.

Ironisch überzeichnet

Die Kabarettistin und Sängerin Franziska Mense-Moritz präsentierte den Sträflingen Auszüge aus ihrem Soloprogramm „Ich sachma: Normal!“ Dabei schlüpft sie in unterschiedliche Rollen und Kostüme und vermischt Komödiantisches mit Gesangseinlagen. So gelingt es ihr unter anderem, in kurzer Zeit den Weg einer jungen idealisierten Weltverbesserin, die schließlich doch in der spießbürgerlichen gesellschaftlichen Mitte endet, ironisch überspitzt nachzuzeichnen. So manch einer der Gefangenen kriegte sich da kaum noch ein vor Lachen.

Im Wechsel dazu trat die Band „Katrins Gitarre“ um Frontfrau Katrin Hötzel auf. Die junge Musikerin kann bereits auf langjährige Bühnenerfahrung zurückblicken. So stand sie schon im zarten Alter von 18 Jahren mit einer Band beim „Bochum Total“ vor großem Publikum. In der JVA ging es etwas intimer zu und so brachte sie nur zwei der üblicherweise vier Begleitmuiker ihres Soloprojektes mit nach Gelsenkirchen. Das genügte aber auch vollkommen, denn mit ihrer schönen Stimme konnte sie den mit sehr guter Akustik ausgestatteten Raum zur Gänze füllen; sie präsentierte Songs rund um Gefühle, Liebe und Trennungsschmerz.

Brav saßen sie da, links die jungen Herren, zur Rechten die Damen. Hier und da wurde mal gefeixt und getuschelt, aber insgesamt waren alle Häftlinge bei der Sache. Obwohl zunächst nur wenige das Angebot wahrnehmen wollten, hatte man den Eindruck, dass die meisten am Ende froh waren, doch einmal aus dem tristen Alltagstrott des Gefängnislebens ausbrechen zu können. Um über die Figuren von Frau Mense-Moritz zu lachen oder sich in den traurig schönen Songs von Katrin Hötzel zu verlieren und ein bisschen zu träumen. Eben doch Frauenpower, auch für den Männerknast.