Gelsenkirchen-Schalke. .
Das war mal ein Schwertransport: Als nachts um 1.30 Uhr die Laster mit dem Herkules vorfuhren, beobachteten viele Anwohner rund um die Grothusstraße gespannt das Tohuwabohu. Auch am nächsten Morgen war der Koloss Gesprächsthema Nummer eins.
Herkules und die Reaktionen: „Ach du Deiwel, was ist das denn“, staunt ein Nachbar. Die Dame von Gegenüber auf der Herzogstraße zückt derweil im 2. Stock die Kamera und lässt es blitzen. „Echt, das Riesending soll auf den Nordsternturm?“, meint eine Hundehalterin, die ihr Morgen-Gassi-im Viertel erledigt. Herkules ist da: Nachts um 1.30 Uhr kam die kolossale Kunstfigur, Kopf und Rumpf auf dem einen, die langen Beine auf dem anderen Schwertransporter, in seiner neuen Heimatstadt angerollt.
Hoch geheim sollte der Ort sein, wo der Held seine Warteposition einnimmt, bevor er im Dezember mit seinen stattlichen 18 Metern und 23 Tonnen auf den Nordsternpark gehievt wird. Von wegen. Der Riesen-Kerl ist im morgendlichen Tageslicht nicht zu übersehen, wie er da auf dem Werkstatt-Parkplatz des pleite gegangenen Renault-Händlers Wulfmeier an der Grothusstraße/Ecke Gewerkenstraße liegt und der mächtige Schädel selbst in der Horizontale über die abgehängten Zäune hervorlugt.
Karnevalesker Wagenbau
Gleich Gesprächsthema ist der Kunst-Koloss in der Nachbarschaft am Morgen, nachdem nachts gelb-blinkendes Tohuwabohu geherrscht hatte, als der begleitete Tross der Schwertransporter (Aufschrift „big move“) nach der A 42-Abfahrt Zentrum über die Grothusstraße gerauscht und in die Gewerkenstraße eingebogen war und sich über die von parkenden Pkw freigemachte Herzogstraße durchs Werkstor aufs alte Firmengelände manövriert hatte. „Ist das Pappmaché?“, fühlt sich eine Nachbarin eher an karnevalesken Wagenbau denn an millionenschwere Kunst erinnert.
Von wegen geklebte Pappe: aus 240 Einzelteilen in Aluminium in Lüpertz’ Düsseldorfer Haus-und-Hof-Kunstwerkstatt Schmäke gegossen und dann zusammengeweißt ist Herkules. Dass er jetzt auf Werkstattgelände vor dem alten Renault-Firmenwegweiser „Karosserie“ liegt, passt nur zu gut. Denn in den nächsten Tagen rücken Schweißer an, setzen Kopf, Rumpf und Beine zusammen, geben dem Göttersohn Hände und Keule, verpassen dem Kunstkerl stabilisierende Statikverstrebungen und richten ihn dann zur vollen Größe auf. Spätestens dann ist Herkules in Schalke nicht zu übersehen.
Mit Hubsteiger und Farbeimer
Anschließend fährt der „Meister“ vor, der Düsseldorfer Künstler Markus Lüpertz, der mit Hubsteiger und Farbeimer um seinen Herkules herumschweben wird und dessen rau-derbe Metallhaut den typischen wild-auffälligen Farbanstrich geben wird.
Geradezu rührend sind die Versuche der Speditionsmitarbeiter, das Renault-Gelände vor neugierigen Blicken zu schützen. Eilends werden Sichtplanen vor die Zäune und das wackelige Firmentor gesetzt, während manch Anwohner die Kamera kurzerhand über den kopfhohen Zaun hält. Dass Herkules, der nach der Ankunft noch mit bordeigenen Kränen auf Holzpaletten gebettet wird, sanft und sicher ruhen kann, wird ein Sicherheitsdienst seine Zwischenbleibe bewachen, bevor es dann im Dezember zurück über die Grothusstraße die letzten, vielleicht zwei Kilometer über den Rhein-Herne-Kanal zum Nordsternpark geht. Dort soll der tapfere Recke am 17. Dezember offiziell seinen „Dienst“ auf dem THS-Turm antreten.