Gelsenkirchen. Das Angebot ist üppig, die Preise sind günstig: Das Interesse an Gelsenkirchens Musikschule ist riesig. Wo die Warteliste besonders lang ist.
1900 Schülerinnen und Schüler zwischen drei Jahren bis ins Seniorenalter lernen an der Städtischen Musikschule Gelsenkirchen ein Instrument, bilden ihre Stimme in Chören oder üben Tanzen etwa im Rahmen des „JeKits“ Programms, das vom Land NRW unterstützt wird. Die allermeisten Lernenden allerdings sind Kinder und Jugendliche, aktuell etwa 1550. Am 15. Juni lädt die Musikschule wieder Familien mit Kindern zum Kennenlernen des breiten Angebots. Doch es gibt auch Klagen von Bewerbern um einen Platz.
140 Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf der Warteliste für Klavier
Probleme gibt es bei den besonders beliebten Angeboten wie etwa dem Tandem- oder auch Einzelunterricht an Instrumenten wie dem Klavier oder der Gitarre. Wer hier einsteigen möchte, muss Geduld mitbringen, viel Geduld. Auf der Warteliste stehen insgesamt 420 Kinder, darunter allein für den Klavierunterricht 140 Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener, bei der Gitarre sind es aktuell „nur“ 38, bei der Geige 26. Auf die Aufnahme in die verschiedenen Angebote im Bereich Grundstufe warten 120 Kinder. Freie Plätze gibt es hingegen laut Musikschulleiter Christian van den Berg-Bremer bei Instrumenten wie Fagott, Posaune oder auch Querflöte.
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Dass die Warteliste gerade beim beliebten Klavier so extrem lang ist, hänge auch damit zusammen, dass eine der vier Vollzeitkräfte in dem Fach wegen Elternzeit längerfristig ausfällt und deren Schülerschaft verteilt werden müsse, bevor die Warteliste zum Zug kommt, erklärt van den Berg-Bremer. 53 Mitarbeitende zählt die Musikschule aktuell, darunter Vollzeit- und Teilzeitkräfte. Alle zusammen erteilen 853 Unterrichtseinheiten. Alle Lehrkräfte sind fest und sozialversicherungspflichtig angestellt, und das nicht erst seit dem jüngsten Gerichtsurteil, das vielen anderen Kommunen derzeit massive Probleme bereitet.
In dem Verfahren urteilte das Gericht, dass städtische Musikschulen nicht auf (selbstständige) Honorarkräfte setzen dürften, wenn es Zuschüsse geben soll, sondern mit festangestellten Mitarbeitern arbeiten müssten. „Gelsenkirchen ist da einen Schritt weiter als andere, hat schon lange auf Festanstellung inklusive Sozialversicherung im Bereich Musikschule gesetzt. Das ist ein Kostenfaktor, war uns aber wichtig. Und das kommt uns jetzt sehr zugute“, erläutert Kulturdezernentin Anne Heselhaus.
Stadt trägt 94 Prozent der Kosten für die Musikschule
Das lässt sich die Kommune auch einiges kosten. Von den 2,2 Millionen Euro Gesamt-Jahresetat der Musikschule übernimmt die Stadt knapp 1,6 Millionen Euro und damit 94 Prozent der Kosten, das Land NRW schießt über das JeKits-Programm (70.000 Euro für 450 Kinder, vorwiegend Singen und Tanzen) an Grundschulen, die Musikschulinitiative sowie Pro-Kind-Zuschuss insgesamt 130.000 Euro im Jahr zu. Einnahmen aus dem Musikschulbetrieb gibt es über die Entgelte und den Instrumentenverleih, allerdings in geringem Umfang.
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Apropos Entgelte: Für Instrumentalunterricht mit zwei Schülerinnen und/oder Schülern werden 45 Euro je Monat fällig, für Stimmbildung 12 Euro. Für die Grundfächer in einem der musikalischen Frühförderangebote (mit und ohne Eltern) sind es 22,50 Euro. Für den „Dreiklang“-Kurs, in dem jeweils drei Instrumente in Kleingruppen ausprobiert werden können, werden pro Kurs 55 Euro fällig. Eine Förderung über das Bundesteilhabepaket ist dabei ausdrücklich möglich. Ein Instrument auszuleihen, kostet monatlich zehn Euro.
Talentakademie für Begabte ab dem Grundschulalter
Auf ein neues Angebot ist der Musikschulleiter besonders stolz: Die Talentakademie. Darüber werden Kinder, die ein besonderes musikalisches Talent erkennen lassen, ab dem Grundschulalter bis hin zum Musikstudium gefördert, und zwar sowohl mit praktischen als auch mit theoretischen Angeboten. In der aktuellen Anlaufphase sind bereits 15 Teilnehmende dabei, langfristig rechnet van den Berg-Bremer mit etwa 30 Heranwachsenden, die auf dem Weg zum Studium derart unterstützt werden können – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern. Neu ist auch eine intensivierte Zusammenarbeit mit dem Musiktheater im Revier in der neuen Spielzeit, in der Musikschüler die „Dorfkapelle“ bei einer Aufführung von Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ spielen sollen.
Für Erwachsene indes gibt es neben Instrumentenunterricht einen „After-Work“-Chor und eine Kooperation mit dem Pflegedienst APD in Demenzwohngruppen mit Musik und Gesang.
Mehr Informationen zum Angebot und den Preisen montags bis donnerstags von 8.30 bis 15.30 unter Telefon 0209 169 6174 , per E-Mail an musikschule@gelsenkirchen.de unter gelsenkirchen.de/de/kulturelle_bildung/musikschule.