Gelsenkirchen. Die Gesamtschule Erle in Gelsenkirchen boomt, doch der Ergänzungsbau ist weiterhin nicht in Sicht. Kosten für verzögerte Projekte explodieren.
Lob für die Bauverwaltung hat in Gelsenkirchen eher Seltenheitswert, vor allem im Bildungsausschuss. Doch als Hochbaureferatsleiter Tino Gäfke diesmal die Liste mit der Übersicht über geplante und vollendete sowie noch ausstehende Arbeiten erstmals vorlegte, gab es jede Menge Lob dafür. Zweimal im Jahr soll es eine solche aktualisierte Liste der Bauprojekte für und an Schulen künftig geben. Darauf hatte man sich in einer Sondersitzung zum Thema Ende 2023 geeinigt. Doch das Lob wurde auch getrübt durch Hiobsnachrichten, vor allem in Bezug auf die Gesamtschule Erle.
„Noch keine Angabe möglich“, steht da in der Rubrik ‚geplanter Baubeginn‘ für den Neubau samt Stadtteilbibliothek Erle. Die Erklärung lautet „Aufgrund fehlender Personalressourcen in der Fachabteilung sowie dadurch resultierend keine interne Betreuungsmöglichkeit, kann die Maßnahme momentan nicht neu begonnen werden“. Auch für die Sanierung der Turnhalle des Oberstufentraktes an der Surkampstraße ist noch „keine Angabe möglich“. Die Erklärung: Es sind nur drei von sieben Haustechnikerstellen besetzt. Und daran hakt es. 2017 sollte die Machbarkeitsstudie fertiggestellt sein, für 2021 war die Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus geplant. Die ursprüngliche Baukostenschätzung in Höhe von 8,5 Millionen Euro schnellte nun auf 21 Millionen Euro hoch.
Hauptgrund für die Verzögerungen: Personalmangel im Amt
Ein ähnliches Schicksal erlitt die Schalker Regenbogenschule. Hier sollten zwei Klassenraummodule für Differenzierung, Lehrerzimmer und Verwaltung ausgebaut werden. 2,2 Millionen Euro soll das kosten, ein Beschlussdatum nennt die Vorlage nicht, ebenso wenig wie einen voraussichtlichen Baubeginn. Ein Thema war der Ausbau allerdings bereits in der ersten Schulentwicklungsplanung während der Ära Annette Berg, der Vorgängerin von Dezernentin Anne Heselhaus.
Für die Regenbogenschule gibt es auf der aktuellen Liste der städtischen Schulprojekte weder Angaben zum Beschlussdatum, noch zum Baubeginn. „Das Projekt musste während der Ausführungsplanung im Oktober wieder unterbrochen werden“, heißt es da. Das Schicksal teilt die Schule mit der Gemeinschaftsgrundschule Friedrich-Grillo, die ebenfalls längst erweitert sein sollte. Ursprüngliche Baukosten: 4,8 Millionen Euro, aktuell geschätzte Kosten: 7,9 Millionen Euro.
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Fertig wurde indes schon früh die Erweiterung der Sternschule, und auch die Modulbauten an der Parkstraße als Ersatz für das in Sanierung befindliche Gebäude der Glückauf-Grundschule an der Stephanstraße können seit dem Schuljahr 21/22 genutzt werden. 2019 hatte die Stadt beschlossen, das Gebäude Stephanstraße zu sanieren und parallel hier einen Neubau zu errichten, um das ebenfalls marode Gebäude an der Parkstraße aus dem Betrieb nehmen zu können. Doch bis heute tut sich an der Stephanstraße nichts bis wenig. Wegen fehlerhaft installierter Bodenplatte und Rückzug der ausführenden Baufirma ruhte die Baustelle seit Sommer 2023 bis zum Februar. Mit Fertigstellung rechnet das Hochbaureferat für Juni 2026.
Plankosten seit Beschlussfassung mehr als verdreifacht
Insgesamt 36 große und kleine Bauprojekte, von Schadstoffsanierungen über Pausenhallengestaltung bis zum Neubau, umfasst die vorgelegte Liste. Was darauf fehlt, sind das Schalker Gymnasium, das seit Jahren auf die zugesagten Differenzierungsräume hofft, sowie die Turnhalle der beiden Gymnasien AvD und MPG, die laut Bauverwaltung durch den Cross-Border-Leasing-Geber ausgebremst wird. Fast plangemäß begonnen wurde mit dem Oberstufengebäude der Kulturschule, die 2025 in Betrieb gehen soll.
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Gewaltig ist der Unterschied zwischen den insgesamt für alle Projekte ursprünglich geschätzten Plankosten bei Beschlussfassung und den aktuellen Plankosten: Deren Summe stieg von 88,4 Millionen auf 276 Millionen Euro.
Zehn der 36 Projekte - inklusive Machbarkeitsstudie für den Neubau der Gesamtschule Berger Feld - sind bereits oder sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. An der dramatischen Unterbesetzung im Hochbaureferat hat sich bisher allerdings weiterhin nichts verändert.