Gelsenkirchen. Petra Klaes weiß, was die Beschäftigten und Kunden am Gelsenkirchener Hafen glücklich macht. Das ist ihr Geheimnis.


„Petras Rouladen sind mega! Und auch der Rinderbraten. Da wird ein Mittwoch schon mal zum gefühlten Sonntag“, sagt Patrick. Er arbeitet im Hafen, verbringt gerade seine Frühstückspause im Hafenimbiss von Detlef Piron. Der ist eine beliebte Anlaufstelle für jene, die hier im Stadthafen arbeiten, ihn beliefern – oder einfach mit dem Rad vorbeikommen.

Der kleine Imbiss im Stile eines amerikanischen Diners hat eine lange Tradition. Detlef Piron gehört er jedoch erst seit kurzem. „Ich habe, unter anderem, einen Handel für technische Gase und habe den Imbiss mit Propangas für die Küche beliefert. Eines Tages standen wir hier vor verschlossener Türe.“ Eines war dem Geschäftsmann wichtig; „Petra sollte nicht arbeitslos sein.“ Also übernimmt er den Laden, gibt ihr ihren Job zurück. „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“, scherzt er, der heute Unternehmer ist, früher Bergmann war und ein Kumpel geblieben ist. „Das ist mir eine Herzensangelegenheit. Ich finde das gut hier, das Ding.“

Ab 5 Uhr gibt es Frühstück für Handwerker

Er wisse selbst aus eigener Erfahrung als Handwerker im Außendienst, wie schwierig es sei, unterwegs ein ordentliches Brötchen zu bekommen. „Beim Bäcker gibt es doch oft nur noch Yuppie-Brötchen mit Salat, Remoulade, Gurke und Tomaten.“ Die Herren im Raum nicken allesamt. „Das große grüne Blatt ist das Schlimmste“, mischt sich ein Gast ein. Umso beliebter seien die handfesten Angebote im Hafenimbiss. „Hier gibt es ab 5 Uhr Frühstück von Handwerkern für Handwerker.“ Und dazu alles, was man in einem Imbiss so erwartet, von der Currywurst bis zur Boulette. Und natürlich den beliebten täglich wechselnden Mittagstisch.

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Für den wird Petra Klaes geliebt von den Kunden. „Das ist Hausmannskost. Die meisten Rezepte sind noch von meiner Mutter.“ Genau darin liegt der Charme. „Viele sagen, das schmeckt wie von der Mama.“ Das hat sich herumgesprochen. „Ich habe hier sogar Gäste, die kommen mit dem Rad aus Essen her. Und wenn die alle wissen, es gibt meine Kohlrouladen, was meinen sie, was hier los ist?“, sagt sie und lacht.

Petra Klaes kennt viele Kunden gut und lange

Gerade ist kein Kunde im Laden. Ausnahmsweise. Petra Klaes nutzt die Gelegenheit, kommt aus ihrer Küche heraus und geht auf die kleine Terrasse. Raucherpause. Ein Lkw fährt vorüber und hupt lange. Lachend winkt die erfahrene Imbiss-Mitarbeiterin. Dann erzählt sie, die meisten Arbeiter hier kenne sie, viele auch gut. Überhaupt herrscht hier eine besondere Atmosphäre. Das kann daran liegen, dass beinahe alle Gäste Männer sind, gestandene Arbeiter, die sich freuen, für ein paar Minuten abschalten zu können.

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Schon ist das Päuschen vorüber. Zwei Arbeiter kommen in den Imbiss. „Zwei kleine Schwarze“, bestellt der eine. Und ein Brötchen dazu. Die beiden Männer kommen regelmäßig in den Hafen. Hier reinigen sie Tanks. Wann immer sie da sind, erzählen sie, planen sie einen Besuch mit ein.

Detlef Piron hat den zwischenzeitlich geschlossenen Imbiss gekauft und damit gerettet. Was nicht nur Petra Klaes sehr gefreut hat.
Detlef Piron hat den zwischenzeitlich geschlossenen Imbiss gekauft und damit gerettet. Was nicht nur Petra Klaes sehr gefreut hat. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Jetzt wird es richtig voll. Und alle Herren werden mit persönlicher Ansprache begrüßt. Werner ist zum Brunchen da und bekommt ein frisches Rührei. „Ich komme jeden Tag her – seit rund zwanzig Jahren. Hier ist immer etwas los. Und die Petra ist so nett.“ Das findet auch Klaus, der sich eben den Mittagstisch bestellt hat: Kotelett mit Kartoffeln und Gemüse. „Das Essen wird selbst gekocht und das ist alles gut.“

Im Hafenimbiss den Traumjob gefunden

Lächelnd steht Petra Klaes in der Küche, serviert das Essen, wünscht guten Appetit. Man sieht ihr an, wie viel Freude sie hat an ihrer Arbeit. Ja, sie habe hier ihren Traumjob. Alles sei so familiär. Viele der Kunden hätten ihre Mobilnummer, fragen etwa am Sonntagabend schon mal, was es am Montag zum Essen gibt – und reservieren dann meist eine Portion. „Ich habe noch nie so nette Menschen erlebt wie hier. Noch nie war jemand unfreundlich zu mir.“ Das liegt natürlich auch an ihrer eigenen Persönlichkeit. „Ich bin hier die gute Seele“, weiß sie, die den meisten eine gute Bekannte ist, eine Vertrauensperson, ein Ansprechpartner für Smalltalk oder auch Sorgen. „Und manchmal auch ein bisschen wie die Mama.“

Der Hafenimbiss an der Hafenbahnstraße 1 ist wochentäglich von 5 bis 14 Uhr geöffnet.