Gelsenkirchen. Jörg Dünnebacke kann in seiner „Choppers World“ in Gelsenkirchen jeden Kundenwunsch wahr werden lassen. Zu seinen Kunden zählt auch mancher Star.

Ein großes Schild an der Mauer direkt an der Uferstraße weist den Weg zur „Choppers World“ und damit in eine andere kleine Welt. Es wartet nicht nur mit einem markanten Schriftzug auf, es zeigt auch eine kraftvolles Bike und eine durchaus leicht bekleidete Dame. Fährt man auf den Hinterhof, dann ist es, als sei man über den großen Teich gereist: Dort reiht sich unter dem hölzernen Vordach Maschine an Maschine. Die allermeisten sind aus dem Hause „Harley Davidson“. Dafür nämlich schlägt das Herz von Jörg Dünnebacke, Inhaber des Geschäfts.

Jenes ist deutlich mehr als eine Werkstatt mit einem Handel für Ersatzteile und einige gebrauchte Harleys. Hier werden regelmäßig auch „Custom Bikes“ gebaut, also Motorräder nach Kundenwunsch. Das ist die eigentliche Herzenssache von Jörg Dünnebacke. Der 56-Jährige hat Benzin in der Blutbahn. Mehr noch: „Ich habe mir gerade erst einen Harley-Motor tätowieren lassen.“ Und zwar direkt über das Herz.

Arbeitet am Vergaser einer Harley Davidson: Der Zweiradmechaniker und Biker Michael Westphal.
Arbeitet am Vergaser einer Harley Davidson: Der Zweiradmechaniker und Biker Michael Westphal. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Schauspieler Ralf Richter und Ex-Schalker Marcelo Bordon fahren Harley Davidson aus Gelsenkirchen

So ein ganz besonderes Bike zu gestalten, das fordert ihn und seine Mitarbeiter oft über Monate. „Ich träume auch davon. Und dann fahre ich nicht selten nachts um vier Uhr in die Werkstatt und baue etwas.“ Die Auftraggeber für solche Schmuckstücke sind meist ebenso außergewöhnlich wie das Ergebnis der kreativen Arbeit. Vielfach seien es Prominente. Ralf Richter zum Beispiel fahre ein Motorrad aus seinem Hause. Und Marcelo Bordon in dessen brasilianischer Heimat. „Der kam zu mir und sagte, Jesus hat mich zu dir geführt. Und dann wollte er ein Jesus-Bike.“ Wie das geht? Über zahlreiche, bemerkenswerte Details. „Die Speichen haben die Form eines Fisches“, zeigt der Gelsenkirchener mit der Hand auf ein Foto an der Wand.

„Eines Tages kam er hier rein mit einem siebenarmigen Leuchter aus Jerusalem und wollte, dass wir dieses Symbol verarbeiten.“ Also habe Jörg Dünnebacke den Leuchter nachgebaut und und den Kotflügel daraus gestaltet. Jeweils am Ende eines Armes ist eine Lampe eingebaut. „Es gibt zwei Blinker, zwei Bremslichter und drei Rücklichter.“ Noch eine Besonderheit: Es sind Himmel und Hölle als Motive eingearbeitet. Und eine deutsche Inschrift. „Damals habe ich ihn gefragt, warum schreibst Du das nicht auf Portugiesisch? Wenn du doch damit in Brasilien fährst. Da sagte er, so werde er hoffentlich darauf angesprochen. Und dann könne er mit den Menschen über Jesus ins Gespräch kommen.“

Eigentlich wollte Jörg Dünnebacke auswandern

Die besonderen Bikes, die er gebaut hat, hat Jörg Dünnebacke alle in Bildern verewigt. Sie ergeben eine kleine Galerie. Hier ist eines zu sehen, das für die Firma Nickel entstand. Ein Retro-Stück im Stile eines alten Nickel-Busses von 1960. Dort zeigt ein Bild ein Bike für einen Schausteller. „Das haben wir in einer alten Kneipe fotografiert. Für das Shooting haben wir noch ein altes Klavier in die Kneipe geschafft und daneben haben wir selbst am Tisch gesessen und Karten gespielt.“

Die „Choppers World“ an der Uferstraße 47 öffnet am Samstag, 13. April, zur Saisoneröffnung die Türen.
Die „Choppers World“ an der Uferstraße 47 öffnet am Samstag, 13. April, zur Saisoneröffnung die Türen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Harleys sind schon lange die Leidenschaft von Jörg Dünnebacke. Dadurch hat er auch ein Faible für Amerika. Das habe mal seine neue Heimat werden sollen, erzählt er, dass er um die Jahrtausendwende auswandern wollte. „Ich bin mit meinem Bike nach Amerika und wollte dort bleiben. Aber kurz vorher habe ich meine spätere Frau kennengelernt. Ich bin einmal von Küste zu Küste – und dann wieder nach Deutschland zurück.“ In Daytona Beach in Florida hatte er den Inhaber eines Ladens getroffen, der ersten „Choppers World“. „Meine Frau und ich hatten später überlegt, den Laden zu übernehmen.“ Doch die beiden entschieden sich für ein Leben in Deutschland. Auch der kleinen Tochter wegen.

Also eröffnete Jörg Dünnebacke in Gelsenkirchen eine eigene „Choppers World“. Die war zunächst an der Kurt-Schumacher-Straße beheimatet, zog 2006 an die Uferstraße 47 um. „Damals war hier alles noch kleiner. 2015 habe ich dann die Gelegenheit bekommen, das Areal zu kaufen. Ich habe den Laden vergrößert und eine Pulverbeschichterei eröffnet.“ Auch die sei mittlerweile sehr erfolgreich. „Wir können alles beschichten, was aus Metall ist.“ Ob das nun Felgen seien oder die kompletten Lüfter im Ückendorfer Marienhospital. „Da war ich vier Tage und Nächte dran.“

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Während Jörg Dünnebacke erzählt, kommen immer wieder Kunden her. Was auffällt: Vieles entspricht dem Klischee. Hier gehen vor allem „echte Kerle“ ein und aus, etwas raubeinig vielleicht aber mit dem Herz am rechten Fleck. „Meine Kundschaft ist schon männerdominiert. Aber es sind alle Schichten vertreten. Feine Pinkel mit Anzug und Krawatte sind auch dabei.“ Eines jedoch vereine alle seine Kunden. „Die Männer haben eine echte Bindung zu ihren Bikes. Viele geben ihnen einen Namen. Für manch einen ist das fast eine Religion.“

Apropos Religion: Beim Gang durch den Betrieb fällt immer wieder der Blick auf eine der zahlreichen und teilweise sehr außergewöhnlichen Madonnen. „Ich sammle diese Figuren“, sagt der Geschäftsmann und lacht ob der Verwunderung der Gäste. Er erklärt: „Ich bin aus dem Sauerland und streng katholisch erzogen.“

Die „Choppers World“ an der Uferstraße 47 öffnet am Samstag, 13. April, zur Saisoneröffnung die Türen. Zwischen 10 und 16 Uhr sind nicht nur Kunden eingeladen, sondern auch Neugierige, die sich für das Thema Motorrad begeistern.