Gelsenkirchen. Das neue Leitungsteam der Realschule Mühlenstraße in Gelsenkirchen-Buer setzt auf Teamwork, Unterstützung und Konsequenz. Mit Erfolg.

Waltraud Sander ist aus Münster an eine Gelsenkirchener Realschule gewechselt, als Leiterin. Wie groß war der Kulturschock? „Es gab keinen. Ich stamme ursprünglich aus dem Ruhrgebiet, bin mit der Region und der Mentalität vertraut“, versichert die neue Leiterin der Bueraner Realschule an der Mühlenstraße glaubhaft. Allerdings wollte sie nicht alleinige Chefin sein, sondern auf Teamarbeit und Aufgabenteilung setzen. Ihr erster Konrektor, Steffen Albers, und die dritte im Bund, Tina Keil, stemmen die anstehenden organisatorischen und schulentwicklungstechnisch notwendigen Aufgaben gemeinsam. Und kümmern sich auch gemeinsam um die zahlreichen Herausforderungen eines Schulalltags, in dem Kinder längst nicht mehr selbstverständlich täglich zur Schule kommen und miteinander lernen wollen - und können.

Schulleiterin: „Das Kollegium geht oft an die eigenen Grenzen“

Vor allem seit den Corona-Lockdowns hat Schulabsentismus stark zugenommen. Mobbing, vor allem anonym über soziale Medien, ist ein großes Problem, gemeinsames Lernen, Alphabetisierungsklassen, Klassen mit im Schnitt 29/30 Kindern, zum Teil bis zu 33, gesundheitliche Probleme sowohl körperlicher als auch psychischer Art: „Es gibt viele Aufgaben. Das Kollegium ist sehr engagiert, geht oft an die eigenen Grenzen“, berichtet Waltraud Sander.

Als Leiterin übernimmt sie in erster Linie die Elterngespräche, dokumentiert und organisiert Maßnahmen rund um Schulabsentismus und kümmert sich um Schulentwicklung. Nach der ersten Verwarnung wegen Schulschwänzens - ab 30 unentschuldigten Fehlstunden - wird beim zweiten Verstoß konsequent die Ordnungswidrigkeit angezeigt, gibt es Bußgelder, ab 14 Jahren auch Sozialstunden. „Konsequenz und Disziplin sind wichtig“, sagt sie. Aber wenn sich zeigt, dass ernsthafte Probleme - auch in der Familie - dahinter stehen, gibt es Unterstützung. Vom Sozialdienst Schule der Stadt, der hier sehr aktiv sei, von den Erzieherinnen im eigenen, multiprofessionellen Team oder auch vom Gesundheitsamt.

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Steffen Albers kümmert sich um Unterrichtsplanung, Vertretungen und Stundenpläne: „Das läuft ganzjährig. Wenn Kollegen wegen Krankheit oder Schwangerschaft ausfallen, es Neueinstellungen gibt, zur Vorbereitung des neuen Schuljahres“, räumt Albers mit der Vorstellung auf, dass Stundenpläne „mal eben“ in den Sommerferien erstellt werden. Vertretungskräfte stellt er ein, neue Langzeitkräfte im Kollegium übernimmt die Chefin.

Tina Keil als am längsten im Haus arbeitende, dritte Leitungskraft ist für das Gebäude, Sicherheit und Fortbildung zuständig. Als Multiplikatorin für das Kollegium lässt sie sich in Sachen Nutzung digitaler Lernmittel ebenso fortbilden wie zum Umgang mit Cybermobbing, Schutz vor sexualisierter Gewalt in sozialen Medien, Wege die zum bewussten Umgang mit modernen Medien - sprich Medienkompetenz - führen. „Die Gefahren und Probleme durch Social Media sind immens“, seufzt Waltraud Sander.

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Aber offensichtlich macht das Trio, das seit Sommer 2023 schrittweise zusammenfand, vieles richtig. Nach langer unfreiwilliger Dreizügigkeit mangels Anmeldungen haben sich nun so viele hier mit ihrem Erstwunsch angemeldet, dass wieder vier Eingangsklassen eingerichtet werden mussten. „Stadt und Bezirksregierung unterstützen uns wirklich gut“, betont Sander.

Kultursensibilität spielt an der Mühlenstraße eine große Rolle. Drei Islamlehrer stehen zur Verfügung, einer organisierte nach dem Angriff der Hamas 2023 einen Ausflug zum Jüdischen Museum in Dorsten, ein Holocaust-Gedenktag wurde eingeführt. Demokratie und gegenseitiger Respekt aller Religionen und Kulturen stehen ganz oben auf der Prioritätenliste.

Mit festen Förderstunden für alle Grundlagen in Deutsch und Mathe aufbessern

Anti-Aggressionstraining in Kooperation mit dem Manuel-Neuer-Haus samt Boxtraining, eine Schul-Fußballmannschaft unter Leitung eines Ex-Erstliga-Fußballprofis, eine Streicherklasse - Waltraud Sander ist Musiklehrerin - zusammen mit der städtischen Musikschule: Auch inhaltlich gibt es viel Neues. Das Wichtigste aber dürfte die Einführung von zwei festen Deutsch-Förderstunden je Woche sein plus täglichem lauten Lesen. „Die letzte Pisa-Studie hat gezeigt, wie schlecht das Leseverständnis der Kinder ist, wir merken das auch selbst. Das muss sich verändern. Auch in Mathe planen wir ein Förderprogramm zu den Basics inklusive Kopfrechnen, damit die Grundkompetenzen sitzen“, kündigt Steffen Albers an.