Gelsenkirchen. Mehr Verletzte, mehr Fahrerfluchten und sogar ein Toter. So viel Unfälle gab es in Gelsenkirchen seit fünf Jahren nicht mehr. Der Überblick.
Einen deutlichen Sprung nach oben gemacht haben die Verkehrsunfallzahlen in Gelsenkirchen. Die Fallzahlen für 2023 durchbrechen erstmals seit fünf Jahren die 11.000er-Marke. Alarmierend ist auch die Zahl der Verletzten, wie die jetzt veröffentlichte Unfallstatistik zeigt: Hier ist ebenfalls ein sichtbarer Anstieg zu verzeichnen. Statistisch gesehen stößt die Polizei dreimal pro Woche bei der Unfallaufnahme auf Alkohol- und Drogenmissbrauch. Dazu kommt es siebenmal pro Tag zu Kollisionen mit anschließender Fahrerflucht. Es gibt aber auch gute Nachrichten: So spricht die Polizei mit Blick auf Unfälle mit Rad- und Pedelec-Fahrern von einem „absteigenden Trend“. Und nur noch halb so viele Senioren sind mit einem Pedelec verunglückt.
Fahrerflucht in Gelsenkirchen: Statisch gesehen, passiert das sieben Mal pro Tag
Insgesamt stieg die Zahl der Verkehrsunfälle im Stadtgebiet um 1.291 auf 11.048 - das entspricht einer Zunahme im Vergleich zum Vorjahreswert um 13,23 Prozent. Die Anzahl der verletzten Verkehrsteilnehmer kletterte auf 991 (+ 11 Prozent). Ein Pedelec-Fahrer wurde im vergangenen April sogar tödlich verletzt. Der 59-Jährige stürzte während der Fahrt über einen herumliegenden E-Scooter.
Konstant hoch und mit 141 Fällen auf einem nahezu unveränderten Level bleibt die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss. Knapp dreimal pro Woche werden entsprechende Fälle durchschnittlich polizeilich aktenkundig. Zieht man noch die Ergebnisse der Verkehrsüberwachung hinzu, so wird klar, dass sogenannte Rauschfahrten ein ernsthaftes Problem darstellen. 180 Mal stießen Beamte bei Kontrollen im vergangenen Jahr auf Alkohol am Steuer, fast das Zweieinhalbfache mehr machen Fahrerinnen und Fahrer unter Drogeneinfluss aus - erfasst wurden 419 Fälle.
Ein deutliches Plus wurde außerdem erneut bei den Verkehrsunfallfluchten festgestellt. Ihre Zahl stieg um rund 12 Prozent auf 2514 an - damit kommt es in Gelsenkirchen also rein rechnerisch siebenmal pro Tag zu einer Fahrerflucht. Die Aufklärungsquote beträgt laut Polizei rund 36 Prozent, umgerechnet sind das 903 Fälle. Höher ist die Aufklärungsquote bei Unfallfluchten mit Verletzten. Von den 84 registrierten Fällen wurden knapp die Hälfte (41) aufgeklärt. „Wer von Unfallorten flüchtet und Menschen gar verletzt zurücklässt, begeht eine Straftat und muss mit empfindlichen Konsequenzen rechnen“, mahnt Polizeipräsident Tim Frommeyer daher an.
Weniger verunglückte Radfahrer in Gelsenkirchen - Minus von 20 Prozent
Einen erkennbaren Rückgang registrierte die Behörde bei der Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit verunglückten Radfahrern. Die Quote sank von 200 auf 160, das ist ein Minus von 20 Prozent. Nur die mit Muskelschmalz angetrieben Räder herausgerechnet, sank die Unfallzahl hier von 134 auf 104 (-22,4 Prozent). Auch bei den Unfällen mit Pedelecs zeichnet sich laut Polizei ein „absteigender Trend“ ab. Hier verringerten sich die Fallzahlen von 66 auf 56 (-15,2 Prozent). Das sah 2021 noch ganz anders aus. Seinerzeit ist es rechnerisch noch alle sechs Tage zu einem Pedelec-Unfall gekommen.
Die Zahl der Senioren, die mit einem Pedelec verunglückt sind, hat sich mit zwölf Menschen im Vergleich zum Vorjahr sogar halbiert. „Gerade im Bereich der Verkehrsunfallprävention haben wir unsere Bemühungen rund um Pedelec-Fahrer im Senioren-Alter intensiviert. Wir freuen uns, dass unser Angebot in diesem Bereich so gut angenommen wurde und werden die Anstrengungen hier auch fortsetzen“, gibt Polizeipräsident Frommeyer einen Ausblick auf das kommende Präventionsangebot. Die Polizei hatte 2023 mehrfach Kurse für ein Sicherheitstraining angeboten.
Verkehrsunfälle mit Kindern: Quote steigt in Gelsenkirchen um knapp 40 Prozent
Ein Blick auf verunglückte Kinder im Straßenverkehr: Ihre Unfallquote stieg von 34 auf 47 in 2023 - das ist ein Plus von 38,24 Prozent. Bei den verunglückten Kindern, die als Fahrradfahrer an einem Verkehrsunfall beteiligt waren, ist der Trend rückläufig. Ihre Zahl sank von 16 auf zehn (-37,5 Prozent).
Dagegen stieg bei den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren die Zahl derer, die aktiv oder passiv an einem Unfall beteiligt waren - und zwar von 125 auf 143, das ist ein Plus von 14,4 Prozent. Konstant geblieben mit vier Fällen ist die Zahl der Kinder, die mit einem E-Scooter in einen Unfall verwickelt waren. Erstmalig waren die Zahlen zu Verkehrsunfällen mit E-Scootern im Jahr 2020 erhoben worden. Sollten die Leihgeräte tatsächlich, wie mehrfach berichtet, zum 1. April aus Gelsenkirchen verschwinden, dürfte das sicher für eine deutliche Veränderung in der künftigen Statistik sorgen.