Gelsenkirchen-Hassel. Barrierefreie Wohnanlage mit öffentlichem Café in Gelsenkirchen-Hassel hätte längst in Betrieb gehen sollen. Was der Investor plant.
„Der Baustart steht unmittelbar bevor“: Drei Jahre ist es her, dass der buersche Unternehmer Ilhan Bükrücü im Gespräch mit der Redaktion die Bauarbeiten für sein Projekt „Betreut wohnen am Hasseler Markt“ für Februar 2021 ankündigte. Es wurde von vielen im Stadtteil herbeigesehnt: „Sorglos altern in den eigenen vier Wänden“, so das Motto für den Neubau am August-Schmidt-Platz, das wollten viele. Nur bekommen haben sie es bislang nicht. Und ob das Vorhaben überhaupt noch realisiert wird, ist aktuell völlig unklar.
Als Bauherr Bükrücü, Architekt Michael Becker und der damalige Stadtplaner Clemens Arens das frei finanzierte Projekt im Sommer 2019 bei einer Anwohnerversammlung vorstellten, konnten sie sich kaum retten vor Anfragen: Noch am selben Abend regnete es Reservierungen für die 28 teilmöblierten Miet-Wohnungen zwischen 30 und 35 Quadratmetern samt Balkon - trotz der Warmmiete von damals veranschlagten 15 bis 20 Euro pro Quadratmeter.
Gelsenkirchener Investor wollte mit besonderem Konzept Versorgungslücke im Stadtteil Hassel schließen
Kein Wunder, kam der dreigeschossige Neubau auf dem Grundstück des abgerissenen Zechengasthauses doch fast wie ein Rundum-Sorglos-Paket daher mit seinen 15 Kurzzeitpflege-Plätzen, der öffentlichen Bäckerei mit Cafébereich im Erdgeschoss und den 31 Pkw-Plätzen in einer Tiefgarage. Im Dachgeschoss waren zwei Penthouse-Wohnungen mit einer Dachterrasse geplant, die auch den Seniorinnen und Senioren aus den unteren Wohneinheiten zur Freizeitgestaltung offen stehen sollte. Solch ein modernes, attraktives Konzept mit hinzubuchbaren ambulanten Pflege-Leistungen gab es eben in Hassel bislang so noch nicht. Auch darüber hinaus sollte es zur Belebung des zentralen Platzes beitragen, der gerade erst saniert worden war.
Nach der „coronabedingten Verzögerung“, so Bükrücü im Februar 2021, sollte das Acht-Millionen-Euro-Projekt eigentlich im Frühjahr 2022 in Betrieb gehen. „Es bleibt bei den Planungen“, beteuerte er damals, nachdem einige Hasseler die „unansehnliche und schlecht gesicherte Brachfläche“ kritisiert und sogar befürchtet hatten, er sei ganz von dem Projekt abgerückt.
Wie der Gelsenkirchener Bauherr die neuerliche Verzögerung begründet
Dass es erneut nicht realisiert wurde, ja nicht einmal die Bauarbeiter anrückten, begründet der gelernte Krankenpfleger und Pflegedienst-Unternehmer nun mit der aktuellen Entwicklung in der Baubranche: Die explodierenden Baukosten und die hohen Zinsen bei Baukrediten seien die Ursache dafür, dass er das Vorhaben erst einmal auf Eis gelegt hat.
Auch dass mittlerweile die Baugenehmigung abgelaufen ist und neu beantragt werden müsste, hat offenbar zu dieser Entscheidung beigetragen. „Es ist versäumt worden, sie zu verlängern“, räumt der Bauherr verschiedener alternativer Senioren-Wohnprojekte ein, der zeitweise für die CDU im Rat saß.
Warum die Realisierung des Projekts in Gelsenkirchen derzeit unklar ist
Ob und wann Bükrücü das Vorhaben fortführt, steht derzeit in den Sternen. Denn er kann sich durchaus vorstellen, das Grundstück in zentraler Hasseler Lage zu verkaufen. Anzeigen auf Immobilien-Portalen hat er zwar noch nicht geschaltet. „Aber mein Sohn, er ist Immobilienmakler, schaut sich auf dem Markt um, und auch die städtische Wirtschaftsförderung ist informiert.“ Ähnlich will er in Bezug auf das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude der Zeche Hugo an der Horster Straße in Buer verfahren.
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Falls sich kein Interessent für das Hasseler Grundstück finden sollte, will er abwarten, „bis sich die finanziellen Rahmenbedingungen für Neubauten verbessert haben.“ Für diesen Fall steht freilich schon jetzt fest, dass der ursprünglich vorgesehene Grundriss in den Wohn-Geschossen noch etwas abgeändert werden soll: Statt der 28 barrierefreien Einheiten plant er nun mit 35 (kleineren) Wohnungen.