Gelsenkirchen-Buer. Auf dem Turm von St. Urbanus in Gelsenkirchen-Buer soll eine neue Spitze entstehen. Während einige das Projekt befürworten, gibt es auch Kritik.
Der Turm der St. Urbanus-Kirche in Gelsenkirchen-Buer soll eine neue Spitze bekommen: Knapp 80 Jahre nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs soll auf dem markanten Flachdach eine Stahlkonstruktion entstehen, die der originalen Spitze nachempfunden ist. In der vergangenen Woche stellten Propst Markus Pottbäcker und Künstler Christian Nienhaus die Pläne vor. Die Reaktionen darauf sind gemischt: Neben Zustimmung gibt es auch Kritik.
„Wir wollen ein kinetisches Objekt errichten, das eine Turmspitze simuliert. Es soll ein Lichtobjekt werden, das die Skyline von Buer verändert, zugleich aber Mahnmal bleibt, weil es nicht einfach ein Wiederaufbau des einstigen Kirchturms ist“, hatte Christian Nienhaus seinen Plan beschrieben. Die 1,5 Millionen Euro, die das Vorhaben kosten soll, sollen aus Spenden zusammengebracht werden: Propst Pottbäcker hatte eigens betont, dass kein Cent Kirchensteuer in die Turmspitze fließen soll.
Gelsenkirchener Kritiker: „Urbanusturm ist Mahnmal des Krieges“
Bei Facebook fielen einige Kommentare positiv aus. „Klingt sehr interessant“, schreibt etwa Dominic Schneider (SPD), Bezirksbürgermeister für den Bezirk Nord, Rainer Wendland kommentierte: „Das würde sicher viele Touristen nach Buer holen, ein Plus für Gastronomie und Hotellerie, mehr Ideen dieser Art wären gut.“ Heinrich Wächter, Vorsitzender des Gelsenkirchener Köcheclubs, zeigte sich begeistert: „Ich finde es super“, schrieb er.
Lesen Sie auch:
- Kirche in Buer soll spektakulären Turm bekommen
- Urbanus-Pläne: Gelsenkirchener Denkmalschutz ist skeptisch
- Kommentar: Warum ich den Plan für die Kirchturmspitze in Buer gut finde
- Kommentar: Warum ich gegen das Kunstprojekt auf dem Turm in Buer bin
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Eine davon gehört Dr. Markus Frieg, er ist Mitglied des Urbanus-Bauvereins, er lehnt die Pläne ab. „In den Zeiten, in denen diese Pfarrei massenhaft Kirchengebäude verkauft hat und viele Katholikinnen und Katholiken dadurch heimatlos wurden, setzt sich die zentrale Gemeinde selbst die Krone auf, sogar von innen erleuchtet“, sagt Frieg. „Ob die buerschen Bürger Stolz darüber sind, einen der 50 größten Türme zu haben, oder auch nur irgendein Tourist dies als solches wahrnimmt, mag getrost bezweifelt werden.“ Der Urbanusturm in seiner jetzigen Form sei ein „Mahnmal des Krieges und Zeichen gegen menschliche Hochmut“, so Frieg – das würde den Menschen jetzt genommen und „symbolträchtig durch ein Gegenmodell ersetzt. Pietätvoll ist das nicht und ein Zeichen kirchlicher Demut auch nicht!“
Kritiker drohen mit Kirchenaustritt
Frieg kritisiert, dass die Gemeinde bislang bei den Planungen außen vor gelassen worden sei. „Anscheinend ist es das Projekt einer Gruppe außerhalb der Gemeinde, denn das Projekt wurde dem Kirchenvorstand zwar vorgestellt, dem dazugehörigen Bauausschuss bis dato noch nicht bekannt gemacht“, beklagt er. Er sieht bei den Gebäuden der Gemeinde dringenderen Sanierungsbedarf: etwa beim Michaelshaus, außerdem gebe es seit vier Jahren ein Leck im Dach der Urbanuskirche. Frieg habe bereits mit mehreren Gemeindemitgliedern gesprochen, und viele hätten ihm gesagt: „Wenn die Spitze in dieser Form errichtet wird, werde ich aus der Kirche austreten.“
Noch deutlicher wird Ute Schmidt-Kul. Sie schreibt: „Es ist beschämend, mit welcher, an Narzissmus grenzender Selbstherrlichkeit, hier Geld verschwendet werden soll, aus welchem Topf dieses auch immer kommen mag. Haben wir denn in Gelsenkirchen nicht genügend echte ,Baustellen‘? Ich hoffe auf Besinnung.“