Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen gibt es konkrete Pläne für eine künstlerische Turmspitze für die Propsteikirche St. Urbanus. Warum ich das Vorhaben befürworte.
Dass ihr Vorhaben, der Propsteikirche St. Urbanus im Herzen Buers, eine neue, künstlerische Turmspitze aufzusetzen, nicht unumstritten sein wird, das war Propst Markus Pottbäcker und Künstler Christian Nienhaus freilich schon bewusst. Und so dauerte es nach der Veröffentlichung der Pläne in der WAZ Gelsenkirchen nicht lange, bis sich auch die Kritiker zu Wort meldeten. Die Betonung liegt dabei ausdrücklich auf „auch“. Denn nicht nur in den sozialen Netzwerken werden an vielen Stellen auch begeisterte Reaktionen kundgetan. Im Gespräch mit einigen Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchenern hört die Redaktion auch unmittelbar wohlwollende Meinungen zum Projekt Kirchturmspitze.: „Ein Hingucker“, „spektakulär“, „eine Aufwertung für Buer“!
Es wäre ratsam, dass die Initiatoren nun das Gespräch mit den Kritikern suchen, wie sie es im Gespräch mit der WAZ in Aussicht gestellt haben. Möglicherweise lässt sich mancher Skeptiker ja noch für den Kirchturm begeistern, der ja gar nicht vergessen lassen soll, welch Grauen der Zweite Weltkrieg über die Menschheit gebracht hat, wie nun mitunter befürchtet wird. Mahnmal und zugleich ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung soll die neue Kirchturmspitze vielmehr sein. Nicht blasphemisch und doch Ausdruck des Fortschritts, des Wagemuts und letztlich auch des Lokalpatriotismus - geht es schließlich um eine neue Landmarke für Gelsenkirchen-Buer.
Dass das Ganze rund 1,5 Millionen Euro kosten soll und mancher das Geld lieber in allerlei „nützlicheren“ Dingen investiert sähe, ist zwar verständlich, aber als grundsätzliches Argument gegen das Projekt nicht überzeugend. Zum einen soll das Geld von Spendern kommen, es fehlt also nicht automatisch an anderer Stelle. Zum anderen muss Geld doch nicht immer – wenn es denn da ist – ausschließlich für Nützliches ausgegeben werden. Schönes kostet (meistens). Wenngleich fürwahr auch immer im Auge des Betrachters liegt, was denn nun schön oder künstlerisch wertvoll ist. Aber gäbe es den Mut zum Schönen nicht, gäbe es große Visionen nicht. Und würde alles immer ausschließlich nach pragmatischen Gesichtspunkten entschieden, dann hätte Gelsenkirchen wohl auch nicht einen der besten Zoos in Deutschland, ein wundervolles Musiktheater oder ein spektakuläres Fußballstadion.
Mehr Mut zur Schönheit, das stünde Gelsenkirchen sowieso gut zu Gesicht. Damit darf gerne auf St. Urbanus begonnen werden.