Gelsenkirchen. Gute portugiesische Küche mit herzlichem Service in einem Ambiente zwischen typisch iberischem und Gelsenkirchener Restaurant? Gibt es!
Portugal trifft Gelsenkirchen: „Bei Gil“ an der Hauptstraße 72 sind die beiden Welten wunderbar vereint. Das erste, was der Gast beim Eintreten sieht, ist der Tresen, an dem sich die Stammgäste gütlich tun. Im meist gut gefüllten Gastraum daneben mit typisch iberischen Korbgeflechtstühlen und viel dunklem Holz herrscht gute Stimmung. Ein Akkordeon am Fenster, die Zitter auf dem Regal, ein signiertes Schalke-Trikot an der Wand, der gallische Hahn daneben und jede Menge großer und kleiner Nippes aus beiden Welten, beleuchtet von einer schweren eisernen Lampe mit Glaskuppeln schaffen eine gemütliche Atmosphäre.
Freundlich, schnell und trotzdem Zeit für einen Plausch
Seit 25 Jahren verwöhnen Elisabete und Gil Ferreira ihre Gäste. Erst im „Vasco da Gama“, jetzt schlicht „Bei Gil“. Längst ist auch Tochter Tina mit im Team. Gil in der Küche, Mutter und Tochter im Service, stets mit einem freundlichen Lächeln und trotz flotter Bedienung auch mit genug Zeit für einen kurzen Plausch mit den Stammgästen. Die Karte zeigt: Hier kocht wirklich ein Portugiese, aus der Hafenstadt Porto im Nordwesten des Landes übrigens.
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Es gibt Sardinenpaté zum Brot, Monchitos (Schinken- Käse-Röllchen mit Peperoni) oder Chouricos (Wurst) mit Mixed Pickles als Vorspeisen. Bei den Fischhauptgängen dominieren landestypisch Sardinen, Seeteufel und Bacalhau, der Stockfisch vom Kabeljau; alles wird serviert mit Kartoffelecken und Salat. Gambas und Octupus sind unter „Mariscos“ zu finden. Fischeintopf gibt es auf Vorbestellung.
Besonders überzeugend: Die hausgemachte Aioli und Mojo
Die Fleischkarte mit Bifana (geschnetzelte Schnitzel im Brötchen, sozusagen des Portugiesen Currywurst), aber auch Steak, scharfe Schweinefleischspieße (Espetadas) und eine Francezinha, ein Steak mit Käse und Schinken sind im Angebot. Wir entscheiden uns zum Start für Rissois, Krabbentaschen mit Salat (9 Euro) und Brot mit Aioli. Es kommt ein großer Brotkorb mit Aioli für mindestens zwei Personen, letztere sehr lecker und mit kräftiger Würze, eindeutig hausgemacht. Den roten Hauswein, der laut Etikett halbtrocken ist, soll ich am besten einfach probieren, beschließt die Hausherrin,„der ist nicht süß“. Und sie hat recht. Ich bestelle ein Glas, bekomme großzügig bemessene leckere 0,2 Liter davon zu 4,50 Euro.
Die fünf üppigen Krabbentaschen im Teigmantel der Vorspeise sind gefüllt mit einer Krabbencreme. Der Gatte ist begeistert und schon am Ende der Vorspeise, die er entgegen dem Plan fast allein vertilgt hat, gut gesättigt. Beim Hauptgericht habe ich mich für gegrillten Seeteufel entschieden, der Gatte für ein typisches Nationalgericht: „Carne de porco à alentejana“ (25 Euro). Dahinter verbirgt sich ein sehr deftiges Gericht mit vielen Venusmuscheln, Chourico-Stücken und scharf angebratenen Schweinelachsen in würziger Sauce. Die Portionsgröße ist eine Herausforderung, die der Gatte jedoch genüsslich meistert.
Von kräftig-deftig bis zart-würzig: Überzeugend mit traditioneller Küche
Mein Seeteufel (20 Euro) kommt mit einer erfreulich leichten Kräutersauce daher, der feine Edelfischgeschmack wird nicht erschlagen, der Fisch ist gut gegart und noch zart. Die Kartoffelecken sind perfekt knusprig gebraten, dazu gibt es hausgemachte Mojo, rote Tunke aus Paprika, Tomate, Zwiebel und Gewürze lange gekocht, erklärt die Chefin dem neugierigen Gast. Der Beilagen-Blattsalat mit Zwiebel, Gurke, Paprika und Tomate ist unspektakulär mit schlichter Vinaigrette.
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Auf die Bica, den portugiesischen Espresso, verzichten wir, die Natas aber – kleinen Puddingküchlein im Blätterteig – müssen einfach sein. Sie kommen warm mit Zimt bepudert auf den Tisch. Warum warm? „Das sind tiefgekühlte. Wir haben dafür extra einen Backofen gekauft, damit der Blätterteig trotzdem schön ist“, erklärt Elisabete am Ende. Und wer ins Restaurant kommt, erfährt sicher auch, was es mit der großen Orgel neben dem Tresen auf sich hat.
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Wer sich übrigens selbst ein Bild von der Speisekarte machen möchte, muss schon selbst „Bei Gil“ einkehren. Eine Homepage oder wirklich aktuelle Speisekarte gibt es im Internet nicht. Der Nachfrage tut das aber keinen Abbruch. Am Wochenende sollte man lieber reservieren. Im Sommer gibt es auch Sitzplätze im Hof. Geöffnet Dienstag bis Samstag von 18 bis 23 Uhr, Telefon 0209 1487302.
Hinweis: Unsere Restaurantbeschreibungen basieren auf subjektiven Bewertungen und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Wir bezahlen unsere Rechnungen selbst und geben uns erst nach Begleichen der Rechnung als Tester zu erkennen