Gelsenkirchen. Der Besuch bei einem der ältesten italienischen Restaurants Gelsenkirchens birgt manche Überraschung.
Es zählt zu den ältesten italienischen Restaurants in Gelsenkirchen: Das Ristorante Trulli am Rande der Fußgängerzone im Stadtsüden hat schon mehrere Generationen in der Stadt mit italienschen Köstlichkeiten versorgt. Die Stammkundschaft ist ebenso breitgefächert wie treu. Grund genug für die Autorin, nach vielen Jahren Trulli-Abstinenz aufgrund ihres Wohnortwechsels noch einmal die Küche zu testen. Beim Besuch zeigt sich gleich: Beim Personal hat sich wenig verändert. Vater und Begründer Mauro Cidaria ist noch immer im Einsatz für die Gäste, Sohn Francesco ebenfalls.
Kandelaber, Stoffservietten und ein stattlicher Geräuschpegel
Erstaunlich schnell angesichts des gut gefüllten Wintergartens und auch des Innenraums kommt der Senior mit den Karten an unseren Tisch. Die Speisekarte ist üppig, aber nicht verdächtig groß: Wir dürfen mit frischen Produkten rechnen. Auf den Tischen stehen Kandelaber, eingedeckt ist mit Stoffservietten: Das Ambiente ist wirklich ansprechend. Im Innenraum können Gäste in die halb-offene Küche blicken. Es ist voll, laut und die Gäste fühlen sich offenbar wohl. Oliven und Kräuterbutter stehen bereits auf unserem Tisch, Brot ist allerdings nicht in Sicht. Dass nicht immer alles so am Tisch landet, wie es vielleicht gedacht ist: Es ist uns aus Italien vertraut, kein Problem.
Unterdessen studieren wir die Speisekarte eingehend. Die Vorspeisen bewegen sich preislich zwischen vier Euro für eine – wie sich später herausstellt – sehr leckere Foccacia und 15 Euro für die Antipasti della Casa. Wir entscheiden uns für die „Tris di Antipasti“ mit Vitello Tonnato, Carpaccio und geräuchertem Lachs (13,90 Euro). Es sollte sich als gute Entscheidung erweisen. Kalbfleisch und Thunfischsauce sind köstlich, das Carpaccio zergeht auf der Zunge und die Kombination mit dem Lachs funktioniert bestens.
Die Frage nach offenen Weißweinen wird mit der Gegenfrage „trocken?“ beantwortet. Da ist die Auswahl zwischen Pinot Grigio und Chardonnay nicht allzu schwer. Der Preis dafür ist mit fünf Euro für 0,2 Liter völlig in Ordnung. Im Hauptgang haben wir einmal die Spaghetti allo Scoglio (16 Euro) bestellt: eine sehr gute Entscheidung. Die etwas dickeren Spaghetti sind perfekt al dente, die Venusmuscheln und auch die Garnelen sind saftig, die Sauce mit Kräutern, Tomaten und Fenchelschnitzen verfeinert; köstlich und auch reichlich mit Meeresfrüchten bestückt.
Pizza in allen Spielarten zwischen 6,90 Euro und 16,90 Euro
Weniger glücklich ist an diesem Abend allerdings die Wahl des gemischten Fischs vom Grill, die „Grigliata mista di Pesce“, der Lieblingsteller vom Padrone Francesco laut Speisekarte (31 Euro). Lachs, Octopus und Gambas sind eher trocken, das Doradenfilet ist in Ordnung, die Gemüsebeilage mit Kartoffel, Brokkoli und drei Bohnen ein wenig lieblos. Am Nachbartisch wird indes eine ganze gegrillte Dorade (19,90 Euro) gekonnt vom Kellner entgrätet. Neidisch bleibt der Blick daran hängen: Dieser Fisch ist offensichtlich perfekt gegrillt und saftig. Wir haben wohl einfach Pech gehabt.
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Der Seniorchef indes hat uns mittlerweile komplett vergessen, die anderen beiden Kellner haben ausschließlich Augen für ihre eigenen Gäste. Der Versuch, das ersehnte zweite Pils zu bestellen, scheitert sehr lange kläglich. Immerhin bleibt dadurch genug Gelegenheit, die übrigen Gäste zu beobachten. Die sind offensichtlich sehr zufrieden. Die Pizzen sehen auch wirklich großartig aus. Und das zu schlanken Preisen, die zwischen 6,90 Euro für die Margarita und 16,90 Euro für die Pizza Don Cavallo mit Fior di Latte, Rindercarpaccio und schwarzem Trüffel liegen.
Nicht perfekt, aber herzlich und garantiert echte italienische Küche
Irgendwann erbarmt sich ein anderer Kellner, das zweite Pils und auch das nachbestellte Tartuffo al Ciccolato (6,90 Euro) schaffen es doch noch an unseren Tisch. Den zarten Hinweis beim Chef nach dem Bezahlen der überraschend günstigen Rechnung, dass die Bedienung doch etwas stockend verlief bei uns, entschuldigte er mit einem Personalausfall. Aber eigentlich steht die Erklärung ja schon auf der Website des Trulli: Vielleicht sei nicht alles perfekt, aber geprägt von Herzlichkeit und garantiert echt italienischer Küche. So ist es.
Hinweis: Unsere Restaurantbeschreibungen basieren auf subjektiven Bewertungen und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Wir bezahlen unsere Rechnungen selbst und geben uns erst nach Begleichen der Rechnung als Tester zu erkennen.