Gelsenkirchen. Nach antisemitischen Vorfällen und der Absage des Friedensgebetes bedauert die Initiative gegen Antisemitismus, dass starke Zeichen ausbleiben.

Nach mehreren antisemitischen Vorfällen in Gelsenkirchen und der Absage des interreligiösen Friedensgebetes fordert die Initiative gegen Antisemitismus (IGA), dass die Stadt und politische Vertreter in Gelsenkirchen eine klare Positionierung gegen Juden-Hass auch von den muslimischen Vereinen einfordert. „Bedauerlich“ sei es, dass ein klares Zeichen der Moscheevereine bislang ausgeblieben sei, sagte Fabian Schulz von der Initiative.

Beklagenswert ist es aus Sicht der IGA nicht weniger, dass es seit Wiedererstarken des Nahost-Konfliktes durch den terroristischen Anschlag der Hamas bislang generell kein starkes öffentliches Zeichen gegen Antisemitismus in Gelsenkirchen gegeben habe. „Es ist bitter, dass sich die politischen Akteure der Stadtgesellschaft so zurückhaltend zeigen“, heißt es aus der Initiative, die sich auch im Zuge der pro-palästinensischen Demo am 20. Oktober eine Gegenaktion gewünscht hätte.

Zwar hat es mehrere öffentliche Stellungnahmen gegeben – so äußerte sich beispielsweise die SPD im Zuge der Demo im Oktober mit einem Statement, auch gab es breite politische Zustimmung für eine Resolution zur Solidarität mit Israel und zur Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland in der Bezirksvertretung Ost, und auch Oberbürgermeisterin Karin Welge machte nach den Schmierereien auf der Gedenktafel für die ehemalige Synagoge in Buer sowie mehreren Gebäuden in der Stadt deutlich: „Wir werden nicht dulden, dass der Krieg im Nahen Osten als Vorwand genutzt wird, um das jüdische Leben in unserer Stadt zu diskreditieren und zu gefährden.“ Aus Sicht der IGA bräuchte es auch ein sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus fernab schriftlicher Statements.

Gelsenkirchener Initiative fordert neue Stelle gegen Antisemitismus in Gelsenkirchen

Am Donnerstagabend (9. November) sind der traditionelle Schweigezug und die Kundgebung zum Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome von 1938 geplant, dieses Mal in Horst. „Den toten Juden zu gedenken heißt aber nicht, die Menschen zu vergessen, die aktuell von Antisemitismus betroffen sind“, heißt es aus der Initiative. Man dürfe sich „nicht hinter dem Gedenken verkriechen“, es sei gerade angesichts der jüngsten Vorfälle in Gelsenkirchen bedeutsam, auch unabhängig des Schweigezuges ein öffentliches Signal zu setzen.

Noch entscheidender sei es allerdings, als Stadt in der Verwaltungsarbeit noch aktiver gegen Juden-Hass vorzugehen. Die Stadt Gelsenkirchen hat im Juni 2023 ein lokales Handlungskonzept gegen Antisemitismus auf den Weg gebracht. Die IGA fordert aber darüber hinaus, auch eine Stelle gegen Antisemitismus bei der Fachstelle für Demokratie und politische Bildung der Stadt zu schaffen. Dort werde sich bislang schwerpunktmäßig mit Juden-Hass als rechtsextremistisches Problem auseinandergesetzt; mit einer neuen Stelle könne man auch mehr Arbeit gegen andere Formen von Antisemitismus leisten, ist die IGA überzeugt. „Für Gelsenkirchen wäre das wichtig.“ Man setzte sich bereits „mit Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen“ auseinander, entgegnet hingegen kurz die Stadt auf Nachfrage.