Gelsenkirchen-Buer. Mehr als Trinkkultur: In Lokalen und Geschäften in Gelsenkirchen-Buer steigt das erste Kiezkunstfestival. Macher haben junges Publikum im Blick.
Hamburgs St. Pauli ist berühmt dafür, Berlins Kreuzberg auch, da mag Buer nicht zurückstehen: Seit rund zwei Jahren inszeniert sich das Gastronomie-Viertel rund um Domplatte und Hagenstraße als „Kiez“ – und hat am Samstag/Sonntag, 4./5. November ein Kunstfestival zu bieten. „Wir sind Buer pur“ lautet das Motto des neuen Formats, dessen Macher damit eine Lücke zum alle zwei Jahre stattfindenden Lichtkunst-Event „Goldstücke“ füllen wollen.
Es ist wieder einmal der umtriebige Gastronom Christoph Klug („Domgold“, „L.ON“, „L.ON deli“), Organisator des Kulturbiergartens 2023 und Initiator des Urbanus-Weinfests am Michaelshaus, der das zweitägige „Kiezkunstfestival“ aus der Taufe hebt. Unterstützt von der buerschen Szene-Kennerin Hanna Schindler, hat er rund 15 Kunstschaffende für die Premiere in unterschiedlichsten Lokalen und (teils leerstehenden) Geschäften rund um die Domplatte gewinnen können.
Gelsenkirchener Initiatoren wollen niederschwellig Kunst zeigen
Die Initialzündung hat freilich Hanna Schindler gegeben mit ihrer Frage, ob denn eine befreundete Künstlerin einige Arbeiten in einer seiner Gastronomien präsentieren dürfe. Klug war begeistert von der Idee – und baute sie mit Schindlers Hilfe munter aus. „Wir wollen den Bereich mit Kunst beleben und auch jüngere Zielgruppen ansprechen, die sich für Malerei und Fotografie bislang eher weniger interessiert haben“, sagt Klug.
Künstler-Vermittlerin Schindler betont derweil: „So bunt wie Buer ist, so vielfältig ist auch die Kunst, die wir ausstellen. Da ist für jeden etwas dabei!“ Wer niederschwellige Kultur erleben wolle, müsse eben nicht nach Ückendorf fahren, ergänzt Klug. „Wir wollen zeigen, dass Buer das auch kann.“
Fast alle 15 Kunstschaffenden stammen aus Gelsenkirchen-Buer
Das Motto „Wir sind Buer pur“ nimmt das Duo durchaus wörtlich: Ein Großteil der zumeist nebenberuflichen Künstlerinnen und Künstler stammt aus Buer oder lebt hier vor Ort und macht den Urbanus-Kiez mit seinen Eigenheiten teils auch zum Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzung.
Susanne Dargel etwa präsentiert „Mixed Media“: In ihren Öl- und Acryl-Arbeiten und Collagen verarbeitet sie etwa Texte, Spielkarten, Comics und Buchrücken. Künstlerin Vero – hauptberuflich Kulissenmalerin am Musiktheater im Revier – gewährt am Beispiel einiger Werke Einblicke in ihre Arbeit und erläutert vor Ort ihre Techniken.
Poprealismus, Foto-Landschaften aus Frankreich und Abstraktes aus Gelsenkirchen
Malerin Jen Weissenbacher präsentiert magischen Poprealismus, Fotograf Carsten Wisniewski („Pottlinse“) zeigt Landschaften aus Frankreich und aus dem Revier, während Fotografin Juliette Meinhövel de Monicault mit vier neuen Fotoserien vertreten ist. Sie hat ihre Arbeiten vor einigen Jahren nicht nur in der Werkstatt ausgestellt, sondern auch in der Corona-Pandemie den Bildband „Stillstand“ veröffentlicht.
Rieke Sasse versprüht auf ihren Analog-Fotos ihre Begeisterung für die Cranger Kirmes, und der jetzt in Hamburg lebende gebürtige Bueraner Steffen Dietz fertigt farbenprächtige abstrakte Kunst in Acryl und Öl.
Wie bei den Gelsenkirchener „Goldstücken“ sollen Gebäude angestrahlt werden
Der Münsteraner ef edding setzt auf Graffiti mit Leuchtpigmenten, deren Reiz sich erst so richtig mit Hilfe einer 3-D-Brille erschließt. Philipp Oemmelen aus Bocholt ist mit Straßenmotiven vertreten, während ein auswärtiger Mixed-Media-Fotograf unter dem Pseudonym Ano gesellschaftskritische Kunst zeigen will.
Wie beim Lichtkunst-Festival „Goldstücke“ sind auch die „Kiezkunstfestival“-Besucherinnen und Besucher eingeladen, von Kneipe zu Geschäft zu bummeln, in deren Innenräume die Werke ausgestellt sind, oder Werke in Schaufenstern leerstehender Ladenlokale zu betrachten.
DJ und Soulsängerin sorgen im Gelsenkirchener L.ON für Stimmung
„Präsentiert werden die Exponate nicht nur in Domgold, L.ON deli und und L.ON, sondern auch in der benachbarten Pop-Up-Bar und dem Kiosk an der Hagenstraße, in der einstigen Spielhalle Casablanca und in der Dom-Apotheke. Weitere Räume bzw. Fenster sind in Planung. Ein Teil soll wie auch bei den ,Goldstücken’ angestrahlt werden“, berichtet Klug.
Besonders freut er sich auf den Überraschungsauftritt, mit dem sich der Tanzexpress von Tina Osigus am Samstag beteiligen will, und zwei musikalische Highlights: Am Sonntag, 16 Uhr, legt ein DJ im L.ON auf, bevor dort um 18 Uhr Soulsängerin Junglelady aus Wuppertal für Stimmung sorgt.
Geöffnet ist das Kiezkunstfestival am Samstag, 4. November, 17 bis 24 Uhr, und am Sonntag, 5. November, 16 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.