Gelsenkirchen. Wasser ist das große Thema des neuen Gelsenkirchener Revierparks. Doch vier Monate nach der Einweihung fehlen noch viele Attraktionen.

  • 5,8 Millionen Euro sind in den Umbau des Gelsenkirchener Revierparks Nienhausen geflossen
  • Drei Architekten waren in die Planung eingebunden, die Gelder sind komplett aufgebraucht
  • Doch mehrere alte und neue Angebote fehlen auch vier Monate nach der Einweihung

Im Juni wurde der runderneuerte Revierpark Nienhausen mit großem Bahnhof eingeweiht. Alle Revierparks haben diese Verjüngungskur bekommen, alle unter einem anderen Motto, mit anderem Schwerpunkt. In Gelsenkirchen lautet das Thema „Wasser“ – eigentlich. Eine Regenwasser-Erlebniswelt plus Blauem Klassenzimmer am fließendes Bächlein und ein Wasser-Labor waren angekündigt. Allein: In diesem Sommer herrschte im Park ausgesprochene Dürre.

Kein Bächlein, kein Blaues Klassenzimmer, fast keine Wasser-Erlebniswelt erwartet die Besucher. Der Boden des alten Wasserspielplatzes ist zwar im Rahmen der Sanierung mit Mulden versehen worden. Die alten Geräte – die Wassermühle bzw. „Goldwaschanlage“ und die Spirale – blieben, allein deren Verankerung wurde verändert, um einen angenehmeren Unterboden für die Kinder zu schaffen. Und das ging – wie von manchem Park-Kenner schon im Vorfeld befürchtet – kurz nach der Eröffnung im Juni schief.

Spielgeräte an der Wasserfläche sind seit Juni gesperrt

Unbekannte rissen die locker verlegten Steine aus dem Boden, seither ist der Bereich durchgängig gesperrt. Der Regionalverband musste die Reparaturarbeiten öffentlich ausschreiben. Die Arbeiten sollen aber noch in diesem Jahr ausgeführt werden. Das Becken, versichert Parkleiter Franz Dümenil, war jedoch bei heißem Wetter mit Wasser gefüllt.

Der Wolkenbrunnen rechts im Bild spendiert aktuell kein kühles Nass. Vor dem Regenrohr in der Felswand liegt ein staubtrockenes Stück Papier.
Der Wolkenbrunnen rechts im Bild spendiert aktuell kein kühles Nass. Vor dem Regenrohr in der Felswand liegt ein staubtrockenes Stück Papier. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Bei unserem Park-Besuch in den Herbstferien ist das Becken trocken, und auch dem Wolkenbrunnen, der auf Knopfdruck Regen erzeugen soll, ist kein Tröpfchen zu entlocken. Vor dem Rohr der Feuchtwiese, an der Kinder die Entwicklung der Pflanzenwelt und auch den Weg des Wassers verfolgen können sollen, liegt ein trockenes Stück Papier. Im ganzen Park wurden viele Bereich entsiegelt und auch die Versickerung wurde im Sinne einer Schwammstadt gefördert. Die Versickerung funktioniert jedoch so gut, dass der Weg des Wassers nur bei sehr starkem Regen nachvollziehbar wäre.

„Vor der nächsten Saison, voraussichtlich bis April, werden Pumpen und Sensoren installiert sein, mit denen dann auch der Wolkenbrunnen und alles andere funktionieren wird“, kündigt Dümenil an. Bis dahin hofft man auch, einen Kneippverein als Kooperationspartner für die Kneippstation gewonnen zu haben. „In Gelsenkirchen im öffentlichen Raum ein volles Becken dauerhaft vorzuhalten ist schwierig. Mit einem Verein zusammen könnte man konkrete Angebote starten“, erklärt der Parkleiter. Wolfgang König, der sich gärtnerisch seit 49 Jahren um den Park kümmert, versichert jedoch, dass auf Wunsch von Parkbesuchern das Becken stets gefüllt werde.

Das Kneippbecken ist weitestgehend unverändert, die Waschbeton-Anlage steht unter Denkmalschutz. Allerdings wurde die Wasserquelle daneben erneuert.
Das Kneippbecken ist weitestgehend unverändert, die Waschbeton-Anlage steht unter Denkmalschutz. Allerdings wurde die Wasserquelle daneben erneuert. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Apropos Kneipp-Anlage. Die in Waschbeton gefasste Beckenanlage ist bis auf die Wasserzufuhr unverändert, bei unserem Besuch ist nur knapp der Boden bedeckt. Doch drumherum ist ein üppig duftender Minz- und Kräutergarten in Waschbeton-Hochbeeten gewachsen. Ein schöner Barfuß-Pfad für die Sinne umrahmt den Bereich. Dass alles weiterhin in graue Waschbetonplatten gebettet ist, forderte der Denkmalschutz ein.

Bis das WLAN läuft, dürfte es noch dauern

Für das versprochene kostenfreie WLAN im Park stehen zwar die Masten bereits; bis es in diesem noch immer weißen Breitband-Flecken der äußersten Feldmark funktioniert, könnte es trotz Drängen von Parkleitung und Anwohnern noch dauern, fürchtet Dümenil.

Klaus Koschei, Leiter des Rotthauser Netzwerks, kennt den Park seit seiner Jugend. Neben dem wenig ansprechenden Wasserspielplatz ärgern ihn vor allem der Wegfall des eigenen Feldes für die Basketballer und die demontierten Tischtennisplatten. Nur eine steht noch.
Klaus Koschei, Leiter des Rotthauser Netzwerks, kennt den Park seit seiner Jugend. Neben dem wenig ansprechenden Wasserspielplatz ärgern ihn vor allem der Wegfall des eigenen Feldes für die Basketballer und die demontierten Tischtennisplatten. Nur eine steht noch. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Klaus Koschei, Vorsitzender des Rotthauser Netzwerks, häufiger Parkbesucher und Fan der ebenfalls im Rahmen des Park-Umbau außen vor gebliebenen Minigolf-Anlage, beklagt vor allem den Wegfall des Basketballfeldes in Nachbarschaft des Minigolf-Platzes. „Der war immer sehr stark genutzt. Das neue Multifunktionsfeld am anderen Parkende müssen die Basketballer sich mit den Fußballern teilen. Da ziehen Basketballer oft den Kürzeren“, bedauert er, gerade nach dem jüngsten Erfolg der Basketballer bei der WM und dem aktuellen Run auf die Sportart. Was ebenfalls von vielen Parkbesuchern vermisst werde, so Koschei, seien die Tischtennisplatten, die zuvor stark genutzt wurden. Sie sind aktuell eingelagert, „müssen aber aufgearbeitet werden, bevor sie wieder installiert werden können“, erklärt der Parkleiter. Was aber noch geschehen soll.

Wir taggen GElsen: Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt und auf TikTok. Oder besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

Um nicht nur schwarz zu malen: Ausgezeichnet gelungen ist bei der Park-Sanierung die gärtnerische Gestaltung. Der Demenzgarten und auch die im Park verstreuten zahlreichen Stauden mit ihren abwechselnden Blütezeiten sind eine Augenweide. Im nächsten Jahr soll auch das pädagogische Begleitprogramm für den Bienenlehrpfad wieder anlaufen. Aber so gelungen die Neuanpflanzungen auch sind: „Für den nun umfangreicheren Pflegebedarf brauchen wir mehr Personal“, kündigt Franz Dümenil an. Acht Mitarbeiter kümmern sich aktuell um die Pflege. Zusätzliche Fachkräfte zu finden werde nicht leicht, fürchtet der Parkleiter.

Wie es mit Kiosk und dem Blauen Klassenzimmer weitergeht

Er ist nicht wirklich zu vermieten, der wenig einladende Kiosk zwischen Kneipp-Anlage und Sportbereich. Seine Zukunft ist aktuell offen. Die Landesförderung für den Umbau ist abgelehnt.
Er ist nicht wirklich zu vermieten, der wenig einladende Kiosk zwischen Kneipp-Anlage und Sportbereich. Seine Zukunft ist aktuell offen. Die Landesförderung für den Umbau ist abgelehnt. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Das im Vorfeld stets im Zusammenhang mit der Revierpark-Sanierung angekündigte Blaue Klassenzimmer samt Bächlein mit ökologisch gereinigtem Wasser liegt noch in ferner Zukunft. Das Projekt der Emschergenossenschaft ist noch in Vorbereitung. Der Schwarzbach im hinteren Parkbereich ist zwar bereits abwasserfrei. Aber die ökologische Verbesserung des Wassers wird erst nach Fertigstellung des Stauraumkanals angegangen, mit der im ersten Quartal 2024 zu rechnen ist. 2025/26 dann ist mit dem Start des Beteiligungsprogramms zu rechnen, bei dem Kitas und Schulen gemeinsam mit der Emschergenossenschaft erarbeiten, wie ihr Blaues Klassenzimmer aussehen soll, erklärt Sprecherin Meike Delang. Mit den ersten Kindern im Klassenzimmer ist nicht vor 2027 zu rechnen. Bei der Gestaltung des Klassenzimmers sei man völlig offen für Vorschläge der Beteiligten aus Schule und Kita.

Für den Umbau des Kiosks an der Multifunktions-Sportanlage hat der Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) im letzten Jahr einen Förderantrag über die NRW-Städtebauförderung gestellt, der jedoch abgelehnt wurde, da nur noch Projekte von Kommunen gefördert werden. Gespräche mit der Stadt dazu laufen laut RVR-Sprecherin Barbara Klask derzeit.